Woher kommen deine Pflanzen?

…und welche blinden Passagiere holst du dir mit ihnen in deinen Garten?

In diesem Beitrag erfährst du, warum es ganz entscheidend ist WOHER du die Pflanzen für deinen Garten beziehst und worauf du beim Pflanzeneinkauf unbedingt achten solltest.

Bildquelle: Pixabay. Aufzucht von Zierpflanzen

Vielleicht ist es dir in der Vergangenheit auch passiert, dass du im Baumarkt nicht an verlockenden Pflanzen vorbeigehen konntest. Möglicherweise ist auch dir die ein oder andere prächtig blühende Echinacea ohne Vorwarnung in den Einkaufswagen gehüpft, obwohl du eigentlich nur ein paar Schrauben brauchtest? Vielleicht hat sich dir auch ein so intensiv blauer Salbei in den Weg geworfen, dass du überhaupt keine Chance hattest, dich gegen ihn zu entscheiden und erst im Nachhinein zu Hause festgestellt hast, dass er überhaupt nicht winterhart ist? 

Solche Impulskäufe kenne ich nur zu gut und wahrscheinlich ist niemand davor gefeit. Es gibt aber leider gute Argumente gegen den Kauf von Pflanzen aus Baumarkt und auch aus konventioneller Gärtnerei. Wenn du sie kennst, fällt es dir in Zukunft ganz bestimmt leichter den Versuchungen in der Einkaufswelt zu widerstehen!

No-Gos in der Pflanzenaufzucht:

Was spricht gegen Pflanzen aus Baumarkt oder konventioneller Gärtnerei?

  1. Diese Pflanzen wurden während ihrer Aufzucht mit reichlich Pestiziden beduscht. Ich verlinke dir mal exemplarisch eine etwas ältere Untersuchung des BUND, zusammen mit Global 2000 zur Pestizidbelastung bienenfreundlicher Zierpflanzen aus konventionellem Anbau. Das wappnet dich garantiert gegen zukünftige Spontankäufe dieser Art. Die Menge der gefundenen Pestizidrückstände war teilweise gravierend, auch bedingt dadurch, dass die Samen- und Pflanzenaufzucht der Bau- und Gartenmarktpflanzen auf Grund der klimatisch vorteilhaften Bedingungen teilweise in Ländern stattfindet, in denen in der EU bereits verbotene Chemikalien munter weiterverwendet werden können. Als Beispiele werden Länder wie Ägypten, Äthiopien, Kenia, Costa Rica, Vietnam oder Thailand genannt. In dieser Untersuchung wurde auf einer Gänsekresse mit 22 Pestiziden die höchste Giftbelastung gefunden, gefolgt von einem Lavendel mit 18 verschiedenen Pestizidrückständen. Weil sich die Giftigkeit der einzelnen Substanzen in einer solchen Mischung durch Wechselwirkungen noch deutlich erhöhen kann, sind solche Pestizidcocktails besonders problematisch. Pestizide, die du dir auf diese Weise als Passagiere der Pflanzen in deinen Garten holst, schädigen Insekten, reichern sich in Boden und Wasser an und haben dadurch gefährliche Auswirkungen auf ganze Lebensgemeinschaften. Dass diese Art des Anbaus auch die in dieser Branche arbeitenden Menschen gefährdet und das Ganze eine verheerende CO2 Bilanz hat, kommt noch on top. In einer konventionellen Gärtnerei findet die Pflanzenaufzucht zumindest eines Teils der Pflanzen oft auch im eigenen Betrieb statt. Doch auch hier wird am Pestizideinsatz nicht gespart.
  2. Die Pflanzen stecken in torfhaltiger Erde und wurden in der Regel auch noch mit allem gedüngt was die Petrochemie hergibt. Moore sind unsere elektivsten Kohlendioxidspeicher an Land… wir dürfen sie nicht weiter für die Gewinnung von Blumenerden plündern, zumal Torf in Pflanzensubstraten überhaupt nicht nötig ist. Das kannst du im Detail in diesem älteren Beitrag von mir nachlesen. Dünger aus der Küche der Petrochemie? Tja, ich glaube wir alle sollten inzwischen verinnerlicht haben, dass fossile Rohstoffe nicht die Lösung sind. Organisch- mineralische Dünger, Hornspäne, Schafwolle etc. sind Produkte, die wir im naturnahen Garten einsetzen können.
  3. Ein weiteres Problem an Impulskäufen ist eben gerade der Impuls als treibende Kraft…denn er ist ganz sicher kein guter Ratgeber. Oft stellst du zuhause fest, dass du erstens eine neue Pflanze erworben hast, die du möglicherweise überhaupt gar nicht brauchst, die zweitens vielleicht überhaupt gar nicht in deinem Garten überleben wird, weil sie überhaupt nicht zu den Bedingungen an deinem Standort passt. Drittens hast du vielleicht eine Pflanze gekauft, mit der die heimische Insektenwelt überhaupt gar nichts anfangen kann, denn ihre Heimat ist oft ein ganz anderer Kontinent mit einer anderen Insektenwelt. 
  4. Last but not least hast du mit der Pflanze auch einen Plastiktopf erworben, der jetzt sehr wahrscheinlich den Weg in den gelben Sack finden wird.

Quelle: KI generiert.

So. Jetzt habe ich dir die Freude an deinem neuen Gartenbewohner so richtig verdorben oder? Es ist nicht einfach immer alles richtig zu machen und man kann auch nicht immer den Versuchungen widerstehen. Das Einzige was hilft, ist, sich kurz mal ein paar Gedanken zu machen, wie der ideale Einkauf von Pflanzen aussehen würde. Sozusagen als innerer Kompass! Das machen wir jetzt!

Bildquelle: Pixabay. Langfristig Freude hast du nur mit ökologisch produzierten Pflanzen…sonst nützen auch bunte Töpfchen nichts:-)

Was ich mir von einer verantwortungsvollen Gärtnerei wünsche:

  • Die Pflanze wird ohne Herbizide und Insektizide herangezogen
  • Das Substrat der Pflanze enthält keinen Torf, denn Moore sind einzigartige Lebensräume, die zudem jede Mengen CO2 speichern.
  • Die Pflanze wurde rein organisch- mineralisch gedüngt (in Biogärtnereien Standard)
  • Die Pflanze wird nicht in einem Plastiktopf großgezogen und wenn doch, dann ist dieser aus Recycling Material hergestellt und kann selbst wieder recycelt werden. Ideal wären Materialien die verrotten können, oder Rücknahmesysteme für Plastiktöpfchen.
  • Die Pflanze hat keine weiten Transportwege hinter sich, sondern wird in der Gärtnerei um die Ecke für dich herangezüchtet.
  • die Pflanze ist eine einheimische Pflanze oder zumindest die Sorte einer einheimischen Art. Da ich Pflanzen und Tiere in Co- Evolution entwickelt haben, sind gegenseitige Abhängigkeiten entstanden, die wir nicht aushebeln können, indem wir unseren heimischen Insekten etwas verführerisch Exotisches vor die Nase setzen oder eben vor den Rüssel. Auch wenn es vielleicht objektiv überhaupt gar kein Grund für uns zu geben scheint, nicht den Nektar DIESER Blüte zu naschen, oder mal einen ANDEREN Pollen für den Wildbienennachwuchs zu sammeln, können die meistern unsere heimischen Insekten nicht auf Ihnen evolutionär unbekannte Pflanzen ausweichen. Wenn du dir unsicher bist, wie der ökologische Wert einer Pflanze einzuschätzen ist, kannst du ihren Wert für verschiedene Insekten (sowohl der Blüten, als auch ihrer Blätter als Raupenfutter) ganz einfach in der Datenbank NaturaDB überprüfen!

Du kannst dich glücklich schätzen, wenn du zufällig in der Nähe einer Gärtnerei lebst, die nach diesen Kriterien wirtschaftet oder dabei ist, den Betrieb umzustellen. Diese Kriterien sollen längst kein Wunschdenken mehr, sondern Standard sein.

Ich habe leider nicht dieses Glück. In meiner Nähe gibt es ausschließlich konventionelle Gärtnereien oder Baumärkte mit exotischem Sortiment ohne jegliche ökologische Ausrichtung. Viele meiner Bekannten kaufen ihre Pflanzen trotzdem in der konventionellen Gärtnerei nebenan und betonen, dass sie damit Transportwege kurzhalten und ein lokales Unternehmen unterstützen. Ich halte jedoch die Argumente, die gegen diesen Einkauf sprechen, für absolut gravierend und kann es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, hier einzukaufen. Wenn ich einfach weiter in der Gärtnerei nebenan einkaufe, obwohl diese Pflanzen in Torf und unter Einsatz von Pestiziden heranzieht, sich zusätzlich in ihrem Sortiment auf Pflanzen aus aller Welt und nicht auf einheimische Arten konzentriert, dann signalisiere ich dieser Gärtnerei, dass sie so weiterarbeiten kann. Als Konsument muss ich meine Macht aber nutzen, um den Wandel in die richtige Richtung voranzutreiben!  Ich höre oft auch das Argument, dass sich die lokalen Gärtnereien nicht umstellen können, weil die Menschen diese Produkte eben nachfragen. Dieses Argument halte ich schlicht für Quatsch. Ich kenne zu viele Menschen, die absolut keine Ahnung von Pflanzen haben und sich wenig Gedanken um Ökologie machen und in ihrem Einkauf einfach auf das Sortiment der Gärtnerei vertrauen. Sprich: Wenn das Sortiment ein anderes wäre, würden diese Menschen auch andere Pflanzen kaufen und ihre Gärten wären automatisch nicht mehr solche ökologischen Wüsten wie bisher. Ich würde mir hier viel mehr unternehmerische Verantwortung wünschen anstatt es den Markt und dem Verbraucher entscheiden zu lassen.

Und es gibt sie ja längst, die ANDEREN Gärtnereien und sie zeigen, dass es auch wirtschaftlich wunderbar funktioniert, ökologisch zu arbeiten. Mehr als wunderbar: Oft muss man über einen Monat auf die bestellten Pflanzen warten, weil sie kaum der Nachfrage gerecht werden können.

Anstatt die Gift- und Torfkröte vor Ort zu schlucken, suche ich mir also online eine Gärtnerei, die ihre Pflanzen biologisch produziert, auf klimaverträgliches, also torffreies Substrat achtet aber leider nicht in meiner Nähe ansässig ist. Als nächstes überlege ich, welche Pflanzen wirklich in meinem Garten passen, mache Pflanzpläne und Listen und gebe mit Bedacht meine Bestellung auf. Okay zugegeben… das mit Bedacht klappt nicht immer, denn auch online lasse ich mich immer wieder zu Impulskäufen hinreißen, habe sie bisher aber am Ende immer in meinem Garten unterbekommen und sie waren auch jedes Mal ein Mehrwert für mein kleines Garten-Ökosystem:-) Ja, du hast recht, leider muss ich jetzt die Kröte des längeren Transportweges und die damit verbundenen Klimakosten schlucken. Das ist nicht meine Idealvorstellung eines Pflanzeneinkaufs, aber momentan meiner Meinung nach vielerorts die einzige Möglichkeit.

Bei diesem Einkauf kannst du auch gleich ohne ein umfangreiches, botanisches Wissen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Denn es sind gerade diese ökologisch arbeitenden Gärtnereien, die sich außerdem auf die Anzucht von vorwiegend einheimischen Pflanzen konzentrieren. Oftmals bieten Sie dir außerdem hervorragende Zusammenstellungen an Pflanzen für bestimmte Standorte oder Gartensituationen an, die du als Paket beziehen kannst. 

Bezugsquellen für giftfrei produzierte Pflanzen: 

Birgit Schattling von „Bio-Balkon“ hat auf ihrer Homepage eine Karte giftfrei produzierender Bio-Gärtnereien gestellt, auf der du schauen kannst, ob es vielleicht in deiner Nähe eine gut Pflanzenquelle gibt:

Gärtnereikarte

Meine Lieblingsgärtnereien:

  • Gärtnerei Gaissmaier: Hier wächst die Anzahl der biologisch produzierten Pflanzen ständig

Pflanzentausch- und Jungpflanzenbörsen

Es müssen nicht immer Pflanzen aus professionellem Anbau sein. Halte die Augen auf und schau nach Pflanzenbörsen anderer Naturgärtner! Manchmal gibt es auch Pflanzenbörsen in botanischen Gärten, in Schlossparks oder auf Hofgütern.

Der Königsweg ist die Aussaat

Bildquelle: Pixabay

Es gibt aber auch noch eine ganz andere Möglichkeit, wie die Pflanzen in deinem Garten kommen. Das betrifft vor allen Dingen die Stauden. Die ökologisch sinnvollste Art deine Wunsch Pflanzen in den Garten zu holen ist, sie einfach auszusäen. Das kannst du entweder an Ort und Stelle machen oder, du ziehst die Pflanzen in Anzuchtplatten (Multitopfplatten) vor. Welches die bessere Möglichkeit ist, ist abhängig davon, um welche Arten es sich handelt, was du in der Regel auf den Samenpäckchen erfährst.

Die Aufzucht aus Samen ist nicht nur ökologisch sinnvoller und zu dem wesentlich günstiger als der Pflanzenkauf. Pflanzen, die an Ort und Stelle keimen oder als kleine Pflänzchen ausgepflanzt werden, entwickeln sich darüber hinaus besser als größere Pflanzen, die schon lange in ihrem Topf gehalten werden und es nicht gewohnt sind, sich selber zu versorgen. Wenn du Pflanzen durch Aussaat gewinnst, müssten allenfalls ein paar leichte Pflanzensamen, per Post transportiert werden. Kein Substrat was irgendwo anders hergestellt wird. Kein Pflanzengefäße kurzum der ökologische Fußabdruck beim Gärtnern ist ein mini klein. Hier kommen meine Lieblingsquellen für Saatgut.

  • Rieger Hofmann
  • Hofberggarten
  • Bingenheimer Saatgut
  • Strickler
  • Biohof Jebel
  • Saatgut, Vielfalt
  • Templiner Kräutergarten
  • Saatgutbörsen, zum Beispiel unter Mitgliedern des Naturgarten e.V.

Fazit: 

Es gibt bereits viele gute Quellen für Pflanzen und Saatgut und ihre Anzahl wächst zum Glück stetig.  Neulich fiel mir bei einem Obi- Besuch eine Werbung ins Auge…angeblich sollen demnächst mehr Pflanzen aus torffreier Anzucht im Sortiment Einzug halten. Prima…es tut sich also immerhin langsam was. Auf der Pflanzfläche habe ich allerdings noch keine einzige so gekennzeichnete Staude finden können…und das Giftproblem bleibt…

Trotzdem zeigt dieses Beispiel, dass es sich lohnt, bei diesem Thema „dran zu bleiben“. Wenn deine Gärtnerei vor Ort momentan noch nicht ökologisch vertretbar wirtschaftet, heißt das nicht, dass du nicht immer mal wieder dort nachfragen kannst. Und wer weiß…vielleicht wird sie dann doch eines Tags zu deiner gift- und torffreien Pflanzen- Lieblingsquelle vor Ort.

Grundsätzlich solltest du dir immer überlegen, ob es nicht auch Alternativen zum Kauf von Pflanzen gibt. Damit meine ich nicht nur die Anzucht, oder den Tausch von Ablegern und Jungpflanzen. Wenn du eine Pflanze bereits in deinem Garten hast und lediglich noch mehr davon haben möchtest, kannst du sie auch anders vermehren. Viele Stauden lassen sich teilen, Sträucher und Rosen lassen sich oft prima durch Stecklinge vermehren.

Plane deinen Garten mit Bedacht und Blick auf Langlebigkeit. Standortgerecht gepflanzte Stauden und Sträucher bereichern deinen Garten für Jahre und Jahrzehnte, so dass du überhaupt nicht jedes Jahr wieder vor dem Problem der Pflanzenbeschaffung stehst.

Auf die saisonale Bepflanzung von Kübeln und Balkonkästen solltest du daher ganz verzichten, genauso wie auf exotische, nicht winterharte Pflanzen.  Auch für Kübel und Kästen eignet sich eine dauerhafte Bepflanzung mit Wildstauden. Ideen dazu liefert beispielsweise das Wildpflanzen Topfbuch von Reinhard Witt.

Und wenn dich doch mal wieder ein sehr gesund aussehendes, noch dazu super billiges Pflänzchen beim Einkaufen anlacht…denk an den inneren Kompass und sag dir:

„Billig ist verführerisch- kostet meistens aber leider die Welt…und das ist definitiv zu teuer“!


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