Vom Konzept zur Umsetzung
Nach all der Theorie auf meiner Konzeptseite bist du bestimmt schon ganz ungeduldig und möchtest sehen wie ich das alles im eigenen Garten umgesetzt habe. Hier siehst du nun meinen Steilhang-Klimawald-Zukunftsgarten:
Zur Orientierung: Unser Haus thront in ganzer Länge über unserem Garten auf der historischen Ringmauer einer alten Burganlage. Die Ruine dieser Burganlage ziert auch noch stolz die Spitze des Vulkankegels. Unseren Garten erreichen wir über eine Außentreppe im mittleren Teil des „Langhauses“.
Das ca. 680 Quadratmeter große Grundstück ist ziemlich genau wie die nebenstehende Kompassrose ausgerichtet: Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang bekommen wir Sonne satt.
Die oberen zwei Drittel, erkennbar an den Treppen in meiner Zeichnung, sind Steilhangzone. Über zwei Stockwerke Treppen erreichen wir dann eine relativ ebene, untere Hangterrasse. Direkt unterhalb unseres Gartens fällt dann das Gelände wieder steil ab und das macht es dann eine ganze Weile, denn wir siedeln hier relativ weit oben am Vulkanhang.
So…bist du bereit für eine Entdeckertour?
…einfach hereinspaziert und draufgeklickt:-)
Entdeckerkarte meines Gartens
Haus
Unser Haus ist sehr lang und schmal und steht in ganzer Länge auf der historischen Ringmauer einer Burganlage. Unser Hanggarten erstreckt sich unterhalb dieser Mauer, also zu Füßen unseres Hauses.
Terrasse
Balkon
Außentreppe
Über diese Außentreppe kommen wir von unserer Burgmauer hinunter und erreichen unseren Garten.
Nutzgarten
Er liegt nah am Haus und beherbergt neben einem großen Hochbeet noch zwei kleinere Hochbeete und ein Tomatenbeet unter unserer Außentreppe, darüber hinaus Säulenobst (Kirschen, Nashis, Zwetschgen, Birnen, Apfel, Pflaume, Mirakose), zwei Süßmandeln, dreierlei Tafeltrauben, eine Aprikose und reichlich Johannis- und Stachelbeeren.
Steingarten
Er ist das Zuhause von Zauneidechsen und umfasst auch mehrere Pflanzterrassen mit magerem Substrat. Staudenlein, gelbe Skabiose, Königskerzen und viele andere Sonnenanbeter mit Liebe zu trockenen Füßen, fühlen sich hier wohl.
Lavendelhang
Steilhangbereich, der nicht nur mit Lavendel, sondern unter anderem auch mit Thymian, Bartblumen und reichlich schwarzem Geißklee bewachsen ist.
Wilde Hecke
Sie dient als Pufferzone an der Ostgrenze: Im Steilhangbereich wachsen hier untern anderem Mehlbeere, Felsenkirsche, gemeiner Goldregen, Flaumeiche, Berberitze, Weißdorn, Liguster, Strauchkronwicke verschiedene Wildrosen, wolliger Schneeball und Mispel. Im unteren, nicht ganz so trockenen Bereich, ist sie bepflanzt mit Felsenbirne, Salweide, Rosmarinweide, roter Heckenkirsche, Kreuzdorn, Pimpernuss, Pfaffenhütchen, Liguster sowie mit noch einmal Mispel und Felsenkirsche.
Sandarium
Bodennisthilfe für Wildbienen aus ungewaschenem Sand.
Mittlere Pufferzone
Bodendeckende, gemischte Bepflanzung im Steilhang: Hier wachsen unter anderem verschiedene Wildrosen, schwarzer Geißklee, Weißdorn, veredelten Schlehen, Felsenmispel, Strauchkronwicke, Blasenstrauch und Heckenmyrthen. Baumschatten spenden hier ein echte Mehlbeere, eine Flaumeiche, eine schwedische Mehlbeere, eine gelbfilzige Mehlbeere, eine weidenblättrige Birne, Siebolds Blumenesche und ein Sieben-Söhne-des-Himmels- Strauch.
Magerzone
Artenreiche Wildstaudenpflanzung auf abgemagertem Boden mit Ökosystemelement Steinhaufen: Steppenwolfsmilch, Ackerglockenblume, gemeiner Natternkopf, mazedonische Witwenblume, Karthäusernelke, Steinquendel und viele andere blühen hier um die Wette. Temporären, lichten Schatten bekommt diese Zone durch zwei Dodong-Ebereschen, eine weidenblättrige Birne und eine Sommertamariske.
Wildstauden
Artenreiche Wildstaudenpflanzung auf Lehmboden. Ein hufeisenförmiger Trampelpfad lädt zu Erkundung ein. Der Bereich hat je nach Lichteinfall vollsonnig-trockene bis halbschattig wechselfeuchte Teilstandorte, die nach den jeweiligen Ansprüchen unterschiedlich bepflanzt sind. Während sich beispielsweise im vollsonnig trockenen Bereich aufrechter Ziest und gelber Lein wohlfühlen, siedeln das weidenblättrigen Ochsenauge und die straußblütige Wucherblume eher an sonnig-halbschattigen, etwas feuchteren Standorten.
Wildstaudenbeet
Artenreiche Wildstaudenpflanzung auf Lehmboden.
Ramblerrose
Die fulminante Ramblerrose Appleblossom sorgt für einen beschatteten Bereich im Staudenbeet, in dem sich unter anderem Lungenkraut, weiße Waldaster, Waldmeister, stinkende Nieswurz und Frühlingsplatterbse wohlfühlen.
Totholzhaufen
Wichtiges Ökosystemelement und daher an mehreren Stellen im Garten zu finden. Generell ist „Haufenbildung“ eine der wichtigsten Maßnahmen für mehr Vielfalt im Garten.
Schattenliegeplatz
Unter dem lichten Schatten einer schmalblättrigen Ölweide lässt es sich hier im Sommer wunderbar aushalten. Wie auch auf allen anderen Wegen, kommen auch auf dem Liegeplatz wassergebundene Wegedecken aus Felsenkies zum Einsatz, so dass Regenwasser problemlos versickern kann. Richtung Wildhecke rahmt eine gelbfilzige Mehlbeere den Sitzplatz ein.
Streuobstwiese
Wilde Blühwiese mit einem Apfelhochstamm. Sie wird nur zweimal im Jahr gemäht.
Sitzplatz an der Blühsichel
Die Blühsichel ist ein artenreiches, sichelförmiges Staudenbeet auf abgemagertem Boden. Die Sitzbank wird durch eine zweite Dachplatane beschattet, so dass man hier wunderbar verweilen und beobachten kann, wer alles die Blüten besucht.
Weg aus Felsenkies
Rund um die Blühsichel führt ein schmaler Weg aus Felsenkies, denn wo könnte man besser mit einem Kaffee in der Hand umherspazieren als in einem Zukunftsgarten?
Hangdeck
Kleines Terrassendeck im Steilhang, auf dem man einen guten Überblick über die ganze untere Gartenebene hat. Während man auf der blauen Bank einen Kaffee trinkt, genießt man den lichten Schatten einer Blasenesche. Der Raum unter der Treppe beherbergt eine Mischung aus Stein- und Totholzhaufen. Über das Hangdeck kommt man hoch in den Steilhangbereich in dieser Gartenhälfte, oder wieder zurück zum Nutzgarten. Es ist ein Rundweg:-)
Streuobstwiese
Wilde Blühwiese mit Apfelhochstamm, die nur zweimal im Jahr gemäht wird.
Komposter
In einem Zukunftsgarten geht nichts verloren. Anfallendes Schnittgut aus den Magerzonen wird hier kompostiert und dem Nutzgarten wieder zugeführt.
Totholzhecke
In einer Totholz- oder Benjeshecke werden Äste und Staudenschnitt stabil aufgeschichtet. Totholzhecken sind wertvoller Lebensraum und Strukturelement im Zukunftsgarten.
Wilde Hecke
Gemischte Strauch- und Baumhecke mit Staudensaum an der Westgrenze: Hier finden sich unter anderem Apfeldorn, Speierling, Kornelkirsche, Felsenbirne, Weißdorn, Sanddorn, Holunder, Liguster, Färberginster und Wildrosen.
Hoher Staudensaum
Im hohen Wildstaudensaum finden sich unter anderem Kandidaten wie wilde Karde, Rainfarn, Färberkamille, Eselsdistel und wilde Möhre.
Wilde Hecke am Zaun
Wide Hecke am Zaun: Ramblerrose, Felsenbirnen, Johanniskrautsräucher und Pfirsichbaum
Pufferzone im Steilhang
Pufferzone und Wildhecke im Steilhang: Sie beherbergt unter anderem Weißdorn, Liguster, Säulenhainbuche, Holunder, Felsenbirne, Rosmarinweide, Blutmannstreu, Heckenkirsche, Blasenstrauch, Berberitze, Strauchkronwicken, Hibiskus, Bartblumen, Bodendeckerrosen und verschiedene Wildrosen. Schatten spenden unter anderem ein alter Apfelbaum, eine Elsbeere, eine Flaumeiche, eine Myrtifolia-Robinie, eine Felsenkirsche, zwei weidenblättrige Birnen, ein Apfeldorn, drei Goldgleditsien und ein Feigenbaum. Die bodendeckende Bepflanzung sorgt für eine gute Kühlung des Bodens und bietet Kleinstlebewesen Schutz vor Überhitzung.
Hangweg
Durch den Steilhang schlängelt sich ein Weg aus Robinienholz- Stufen mit Felsenkiesfüllung. Die Stufen sind an den Rändern bewachsen mit verschiedenen Sedum- und Thymianarten.
Steinzone
Steinzone am Hangweg und Magerstandort: Im mediterranen Kleinklima fühlen sich Lavendel, schwarzer Geißklee, Kopfzwergginster, Strauchkronwicke, Blumenoregano, Lavendel, Blauraute, Bartblume und Thymian pudelwohl.
Höhenweg
Ein weiterer Weg aus Felsenkies, direkt an der Burgmauer. In der Mitte befindet sich eine Sickerfläche für eines unserer Regenfallrohre. Eine weitere Sickerfläche befindet sich unterhalb des Balkons.
Mähfläche
Ich nenne diese Fläche bewusst nicht Rasenfläche, weil hier sehr gerne neben Rasen auch Gundermann & Co herzlich willkommen sind. Die Mähfläche dient je nach Abschnitt als gemähter Weg oder als Liege- und Sitzfläche.
Blauregenbaum
Es muss nicht immer ein Baum als Schattenspender sein. Hier rankt sich ein Blauregen baumartig an seiner Kletterhilfe empor und sorgt für „kleinkronigen“ Schatten.
Totholzhecke
Hier wird Schnittgut jeglicher Art stabil gestapelt, wodurch ein weiterer, wertvoller „Haufen“-Lebensraum entsteht.
Großer Rosenbogen
Ein Koloss aus Robinienholz und Kupferrohren: Er teilt den unteren Gartenbereich in zwei Hälften und liefert Schatten wie ein Baum.
Wasserspeicher
Hier werden 1000 L Regenwasser gesammelt, so dass der Nutzgarten bewässert werden kann.
Gartenschrank
Irgendwo müssen Spaten & Co ja hin. Angrenzend findet sich unser 1000 l Wasserspeicher für die untere Gartenebene, aus dem wir vor allem Vogeltränken und Badestellen täglich neu befüllen.
Dachplatane
Eine Platane, deren Krone zu einem flachen „Dach“ erzogen wurde. Sie puffert die darunterliegende Staudenfläche mit ihrem dichten Blätterdach im Hochsommer zuverlässig vor zu starker Sonneneinstrahlung und Hitze ab.
Trockenmauern
Hier ist der Hang durch Trockenmauern stabilisiert. Sie bilden einen wertvollen Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere.
Schattenbaum
Weiße, platanenblättrige Maulbeere: Hier verbringen wir im Sommer viele gemütliche Lesestunden im Liegestuhl im kühlenden Baumschatten und naschen immer mal wieder was von oben herunterfällt.
Wilde Hecke an der Südgrenze
Wieder eine Hecke als Pufferelement mit Wildstaudensaum: Wildrosen, Sezuanpfeffer, Ölweiden, Rosmarinweide, Faulbaum, weidenblättrige Birne, Wildapfel, eine Goldrobinie und einheimischer Schneeball sind nur einige ihrer Bewohner.
Wildstaudenfläche
Sonnige Wildstaudenpflanzung am Fuße des Hangdecks.
Kleiner Felsenkiespfad
Über diesen kleinen Pfad kann man den Bachlauf besuchen und beobachten was sich im Steingarten so alles tummelt.
Mähfläche
In diesem Gartenbereich hat die Mähfläche die Funktion von Wegen. Bewachsene Wege, die regelmäßig gemäht werden, helfen durch ihren Bewuchs dabei, auch unter Wegen ein lebendiges Bodenleben zuzulassen.
Schmalblättrige Ölweide
Die schmalblättrige Ölweide ist absolut hitze- und trockenheitstauglich und spendet wunderbaren, lichten Schatten.
Hauptweg
Breiter Weg mit wassergebundener Wegedecke aus Felsenkies, in dem Regenwasser gut versickern kann. An den Rändern dürfen sich Stauden aus den angrenzenden Blühflächen aussäen.
Hangtreppen
Über zwei lange Treppen erreicht man die untere, große Hangterrasse.
Gelbfilzige Mehlbeere
Die gelbfilzige Mehlbeere ist eine Sorte der echten Mehlbeere und fällt durch ihre hellen, silbrigen Blätter auf. Wie die echte Mehlbeere ist auch sie äußerst hitzetolerant. Durch das helle Laub ist sie in der Lage jeden Gartenbereich leuchten zu lassen.
Bachlauf und Sickerfläche
Hier mündet das Regenfallrohr, welches das Terrassendach entwässert, über einen Bachlauf in einen kleinen Speicherteich. Das Wasser, das bei Regen überläuft, versickert im Hang und trägt zur Grundwasserneubildung bei.
Palmengruppe
Eine Spinnerei darf sich jeder Gartenbesitzer erlauben: Bei uns ist es die Liebe zu Hanfpalmen. Und natürlich auch die Neugierde, ob sie sich in einen solchen Zukunftsgarten integrieren lassen. Die Pflanzung solcher Neophyten ist dennoch kritisch zu sehen und genau im Auge zu behalten. Unbedingt muss sie sich auf den Garten beschränken. Fruchtstände werden deshalb entfernt, so dass das Aussäen in die angrenzende „Wildnis“ ausgeschlossen ist.
Das Hortuskonzept in meiner Umsetzung
Damit du mal in einem Beispiel siehst, wo sich die auf der Konzeptseite beschriebenen drei Zonen eines Hortus in einem Garten wiederfinden können, habe ich die drei Zonen in meiner Garrtenskizze für dich gekennzeichnet. Wie du siehst können sich Zonen auch aus mehren Teilstücken zusammensetzen.
Zur Erinnerung:
A= Pufferzone, B=Hot-Spot-Zone, C = Ertragszone
Wassermanagement in meinem Zukunftsgarten
In der Konzeptbeschreibung hast du ja schon gelesen, dass es bei einem Zukunftsgarten darum geht, das Regenwasser auf dem Grundstück zu behalten, damit es langsam versickern und zur Grundwasserneubildung beitragen kann. Da unser Haus sehr sehr lang ist, hat es an gleich an 4 Stellen Regenwasserfallrohre Richtung Garten. In der Zeichnung steht V für Versickerung und S für Speicherung. Die zwei Fallrohre oben links münden in kleinen Steinzonen, von denen das Wasser hangabwärts versickern kann. Das Rohr ganz rechts speist einen solarbetriebenen Bachlauf und ein kleines Speicherbecken, das in eine Sickerfläche eingebettet ist, so dass das überlaufende Wasser ebenfalls im Hang versickert. Das dritte Rohr, nahe der Außentreppe, füllt einen 1000 l Tank, der zur Bewässerung des Nutzgartens gebraucht wird. Dieser Tank wird regelmäßig nach unten, in den zweiten Tank, auf der unteren Gartenebene neben dem Gartenschrank, abgeleitet (ein Hoch auf die Schwerkraft), so dass wir maximal 2000 l Wasser speichern können. Bis auf den Nutzgarten ist ein Zukunftsgarten so angelegt, dass keine Bewässerung der Pflanzen nötig ist.
Last but not least: Tue Gutes und sprich darüber….
Ich freue mich sehr darüber, dass mein Garten 2022 den ersten Platz im Wettbewerb um den schönsten naturnahen Garten des Landkreises Gießen geholt hat. Diese Auszeichnung ist für mich nicht nur eine Bestätigung dafür, dass ich auf dem richtigen Weg bin, sondern vor allem ein riesengroßer Ansporn, mich auch weiterhin mit viel Herzblut und Engagement in neue, naturnahe Gartenprojekte zu stürzen:-)
Pressestimmen:
Gießener Allgemeine 2022
Gießener Allgemeine 2023