Mein Konzept

Auf dieser Seite möchte ich dir erklären, aus welchen Bausteinen sich mein Konzept des „Zukunftsgartens“ ganz konkret zusammensetzt. Auf der Seite „Mein Garten“ kannst du dann sehen wie eine Umsetzung gelingen kann. 

So bekommst du einen guten ersten Überblick und eine Idee davon, worum es geht. Nach und nach knöpfe ich mir jedoch Thema für Thema als Blogbeitrag vor, so dass sich diese Übersicht noch mit Tiefe füllen wird.

Mein Konzept des Zukunftsgartens

…versucht Lösungen für die folgenden drei Kernanliegen zu finden…

Artenvielfalt wird im Zukunftsgarten gefördert, indem…:

  • So viele einheimische Pflanzen angesiedelt werden wie möglich. Denn Tiere und Pflanzen einer Region haben sich in wechselseitiger Anpassung miteinander entwickelt (Koevolution; darüber kannst du mehr in diesem Blogartikel lesen). Das hat aus pflanzlicher Perspektive zu einer hohen Effizienz bei der Bestäubung geführt, auf tierischer Seite aber auch zu einer hohen Abhängigkeit von der jeweiligen Futterpflanze. Dieses Prinzip der Abhängigkeit beschränkt sich aber nicht auf die Bestäubung, sondern setzt sich bei der kompletten Nutzung der pflanzlichen Biomasse fort. So werden Blätter bestimmter Pflanzen nur von bestimmten Insekten gefressen, andere benötigen eben andere Pflanzen. Dazu gleich mal ein Beispiel: Die Raupen des Zitronenfalters entwickeln sich an Kreuzdorn oder Faulbaum, die des Tagpfauenauges brauchen dagegen Brennnesseln. Beide Schmetterlinge legen die Eier nur an „diesen“, also „ihren“ Raupenpflanzen ab. 
  • Auf eine Blühfolge geachtet wird. Im Zukunftsgarten blüht es vom Frühling bis zum späten Herbst, Früchte gibt es auch über den Winter. Wildbienen und viele andere Tiere legen keine weiten Strecken zurück. Für ihr Überleben ist es wichtig, dass immer ausreichend Nahrung bei dir im Garten vorhanden ist.
  • So viele unterschiedliche Strukturen geschaffen werden wie möglich. Eine Strukturvielfalt im Garten wird einerseits durch sog. Ökosystemelente erzielt, wie beispielsweise Trockenmauer, Steinhaufen, Totholzhaufen- oder Hecke, Kompost, Magerstandort, Wildblumenwiese, wilde Hecke, Obstbäume, Nutzgarten, Gartenteich, Sumpfbeet (…). Die Auswahl solcher Biotopelemente erfolgt immer standortgerecht. Das bedeutet: Kein Sumpfbeet oder Teich an einem Südhang, keine Sonnenanbeter in einem feuchten Talgrund. Vielfalt im Garten erzeugt man andererseits durch die schiere Menge unterschiedlicher Pflanzenarten, die man ansiedelt. Den klassischen Zierrasen, umrahmt von Schnitthecken, wird man hier nicht finden, dafür eine überbordende Fülle an Stauden, Sträuchern, Bäumen.

Hinsichtlich des Kriteriums der Artenvielfalt, klingt mein Konzept also erst einmal nach einem klassischen Naturgarten. Und in der Tat ist der Naturgartenansatz auch der Kern des Zukunftsgarten-Konzepts, aber er alleine ist leider nicht ausreichend, um den Garten klimaresilient zu machen, also dafür zu sorgen, dass er zukünftige Klimaveränderungen abpuffern kann.

Es wird wärmer, trockener, Extremwetterlagen nehmen zu. Die Winter dagegen werden nasser. Generell wird die Niederschlagsverteilung unregelmäßiger, mal monatelang kein Regen, dann sehr viel auf einmal ( in diesem Blogbeitrag kannst du Hintergrundinformationen zu den Ursachen nachlesen). Angesichts der Tatsache dass auf politischer Ebene bisher keine ausreichenden Bemühungen unternommen werden, die weitere Erwärmung zu stoppen, müssen wir uns auf das schlechteste Szenario im weiteren Verlauf des Klimawandels einstellen. Darauf einstellen bedeutet, unsere Gärten umzugestalten. Das Problem dabei: Wir wissen, dass wir vor allem heimische Pflanzen brauchen, um der Biodiversitätskrise zu entgegnen, aber gerade heimische Pflanzen kommen vielerorts jetzt schon nicht mehr gut mit Erwärmung und längeren Trockenperioden zurecht. Dabei stehen wir erst zu Beginn der anstehenden Veränderungen hin zu viel extremeren Wettererscheinungen. Viele heimische Gehölze überleben unter diesen Bedingungen nicht, oder nur mehr schlecht als recht. Heimische Wildstauden reagieren oft mit vorzeitiger, schnellerer Samenbildung und sterben anschließend ab. Halb so wild, sagen viele, sorgt doch das reichhaltige Samendepot im Boden für einen problemlosen Neustart im kommenden Jahr. Das ist zwar richtig, beraubt den Garten aber während der Hitzeperioden der lebenden Pflanzen mit ihren Blüten und somit der Nahrung für unsere Insekten. Auch das Bodenökosystem leidet stark, wenn die schützende Pflanzendecke in Hitzesommern vertrocknet. Erosion und Abnahme des Bodenlebens sind die Folge. Das ist fatal, da gerade unsere Böden zu den wichtigsten CO2 Speichern gehören. Und auch wir Menschen brauchen gerade in heißen Sommern eine kühlende Oase vor unserer Haustür.

Die Gefahr: Reagieren wir nun auf den Klimawandel mit der wahllosen Pflanzung von Exoten aus teils fernen Kontinenten, verstärken wir damit die Nahrungsknappheit im Garten, schwächen die wechselseitigen Beziehungen im Ökosystem und befördern das Artensterben. Was also tun angesichts dieses Dilemmas?

Ich bin davon überzeugt, dass es an vielen Standorten nicht ganz ohne „Exoten“ gehen wird, dass diese aber, wenn wir sie mit Bedacht einsetzen, sogar zum Erhalt unserer Einheimischen beitragen können.

Klingt für dich erstmal paradox? Ist aber eigentlich logisch. Wenn das Klima der Zukunft Bedingungen bereithält, die für viele einheimische Pflanzen problematisch sind, dann muss die Frage lauten: Wie können wir die Bedingungen lokal, in unseren Gärten, so verbessern, dass so viele Einheimische wie möglich trotzdem noch in unseren Gärten klar kommen? Meine Antwort darauf ist, mit der Wahl geeigneter Bäume, darunter auch „Exoten“ ein Mikroklima zu erzeugen, das für heimische Pflanzen, Tiere und natürlich auch uns Menschen, deutlich aushaltbarer ist als ohne sie. Ich vergleiche diesen Garten der Zukunft gerne mit einem künstlichen, lichten Waldökosystem. Das erkläre ich dir auf dieser Seite noch genauer…Doch zunächst zum dritten Baustein eines Zukunftsgartens.

Auch was diesen Punkt angeht, so unterscheidet sich mein Konzept nicht von dem eines Naturgartens. Es geht auch beim Zukunftsgarten um das Denken in Kreisläufen, um das Begreifen des Gartens als Ökosystem. Es gilt die Regel: Was im Garten anfällt, bleibt auch im Garten. Laub und Totholz sind Ausgangsmaterial für neues Leben und verbleiben im Stoffkreislauf. Es werden möglichst natürliche Baumaterialien verwendet. Schonender Umgang mit Ressourcen schließt natürlich auch Wasser mit ein: Der Garten wird standortgerecht angelegt, so dass, bis auf den Nutzgarten, nur sehr wenig Wasser zum Gießen verwendet werden muss. Regenwasser wird gesammelt, zum Gießen benutzt oder verbleibt durch Versickerung auf dem Grundstück. Die Verwendung von Grundwasser aus Brunnen ist tabu, denn sie entspricht nicht dem natürlichen Wasserkreislauf und verschärft langfristig die zunehmende Wasserknappheit. Es geht darum, nur Pflanzen einzusetzen, die, einmal eingewurzelt, auch lange Dürrephasen ohne zusätzliches Gießen überstehen, denn wir müssen mit dem haushalten, was wir haben. Darüber hinaus bleibt der Boden möglichst unversiegelt, so dass Regenwasser großflächig versickern und zur Grundwasserneubildung beitragen kann. Ein Zukunftsgarten soll die Funktionen eines Schwammes einnehmen: Möglichst viel Regenwasser aufnehmen können und nur langsam wieder abgeben. Damit er das kann, ist er flächendeckend begrünt. Ein so verstandener Garten schont die Ressourcen zukünftiger Generationen und ist immer automatisch ein langfristig angelegtes Projekt, das an weitere Generationen weitergegeben werden soll.


Der Garten der Zukunft als künstliches Waldökosystem

Lichtstreuung durch Bäume © Pixabay

Charakteristisch für mein Zukunftsgarten- Konzept ist das Vorbild eines lichten Mischwaldes, einen „Klimawald“, könnte man es auch nennen. Denn Bäumen kommt dabei eine entscheidende Bedeutung zu. Die Baumdichte im Zukunftsgarten ist sehr viel höher als im konventionellen Ziergarten oder im klassischen Naturgarten. Die Baumkronen bilden dabei eine Pufferschicht, die unter ihnen wachsende Pflanzen vor zu starker Sonneneinstrahlung und Verbrennungen schützt und die durch ihre Transpiration die Luft kühlt. Das Ziel ist die Schaffung eines ausgeglichen, lokalen Mikroklimas, in dem sich vor allem unseren heimischen Pflanzen trotz des Klimawandels noch wohl fühlen.

Die Zutaten eines Zukunftsgartens- Die „Etagen“ eines Waldes

Bäume haben im Zukunftsgarten die Funktion einer Pufferschicht © Anke Leins
Bäume haben im Zukunftsgarten die Funktion einer Pufferschicht © Anke Leins

Entscheidend dafür, dass Bäume überhaupt in der Lage sind ein ausgleichendes Mikroklima zu erzeugen, ist ihre richtige Auswahl. Vorrang haben, aufgrund ihres ökologischen Wertes, immer robuste Einheimische wie zum Beispiel Mehlbeeren, die natürlicher Weise an warmen, trockenen Standorten vorkommen. Als zweites suche ich nach nahen Verwandten unserer heimischen Arten. So kommt zum Beispiel die im Mittelmeerraum beheimatete Flaumeiche besser mit heißen Bedingungen zurecht als heimische Eichen. Darüber hinaus kommen aber auch bewusst unverwüstliche „Exoten“ aus Regionen zum Einsatz, in denen heute schon unser für morgen zu erwartendes Klima herrscht. Denn Pflanzen dieser ersten Pufferschicht dürften nicht nur „gerade so überleben“, sondern sie müssen sich pudelwohl fühlen. Die zu erwartenden Klimaveränderungen müssen genau ihrer Komfortzone entsprechen. Sie müssen putzmunter sein sowohl bei Hitze, Sturm, langanhaltender Trockenheit und trotzdem auch in kalten Wintern. Denn nur gesunde Bäume können das leisten, was zukünftig für uns und unsere heimische Pflanzenwelt unabdingbar ist: Sonnenlicht streuen, durch Transpiration kühlen, CO2 fixieren.

Wichtig: Der geringere ökologische Wert exotischer „Klimabäume“ , muss durch den gezielten Einsatz heimischer Sträucher und Stauden ausgeglichen werden.

Die Bäume der ersten Pufferschicht müssen darüber hinaus noch 4 weitere Kriterien erfüllen, um Einzug in einen Zukunftsgarten halten zu können.

  1. Sie sind „unterpflanzbar“. Das bedeutet, dass ihr Wurzelwerk möglichst tiefreichend ist, so dass sie den Pflanzen, die in ihrem Schutz wachsen und gedeihen sollen, nicht das Wasser streitig machen.
  2. Ihre Baumkronen bilden keinen Vollschatten. Ideal sind kleine Blätter und lockerer Kronenaufbau, so dass noch genügend Licht durchgelassen wird.
  3. Ihr Laub kann durch unsere heimische Tierwelt gut zersetzt werden. Es darf das Wachstum von Sträuchern und Stauden nicht hemmen.
  4. Sie haben einen möglichst hohen Wert für die heimische Tierwelt. Auch „Exoten“ sollten wenigstens für die Generalisten unter den Insekten etwas zu bieten haben.

Es finden sich im Zukunftsgarten jede Menge Sträucher und Wildrosen, denn auch hier gilt: Viel hilft viel. Es gibt wilde Hecken in den Randbereichen, aber auch Strauchzonen in der Mitte des Gartens. Innerhalb „gemischter“ Strauchzonen profitieren einheimische Sträucher von der Nachbarschaft robuster „Neubürger“. Strauchzonen kommen immer dort zum Einsatz, wo der Boden einen besonderen Schutz vor starker Austrocknung benötigt und das Bodenökosystem besonders durch einen zweiten Puffer geschützt werden muss. Das trifft in meinem Garten auf einige Steilhangbereiche zu. Auch diese Strauchzonen haben ihren Anteil an der Schaffung eines ausgeglichenen Mikroklimas. Sie kühlen durch ihre Transpiration, helfen durch ihre Biomasse die Feuchtigkeit möglichst lange zu halten und schützen den Boden durch dichte Durchwurzelung vor Erosion bei Starkregenereignissen.

Staudenflächen finden sich im Zukunftsgarten eigentlich wirklich überall: In den Säumen, im Übergang zu Hecken, in schattigen und halbschattigen Bereichen unter Bäumen, in gemischten Pflanzungen neben Zwergsträuchern, in den verbliebenen Sonneninseln sowie zu Fuße in und auf Trockenmauern und und und. Sonne? Ja! richtig gelesen. Der Klimawald ist kein dunkler Forst, sondern ein lockerer Mischwald mit ausreichend Lichtungen. Es gibt also unbedingt auch noch Sonneninseln in einem Zukunftsgarten, trotz der Baumkronen-Pufferschicht. Aber auch sie profitieren von der mikroklimatischen Wirkung der vielen Bäume in direkter Nachbarschaft. So sind die Bedingungen hier nicht ganz so extrem, wie sie beispielsweise an einem heißen Südhang ohne jegliche Gehölze wären. Teilweise sorgen die Gehölze auch für eine temporäre, leichte Beschattung gerade während der Mittagszeit und nehmen diesen Standorten so die größte Hitze. Es gilt auszutesten, wie weit die Schattentoleranz unserer heimischen Stauden, Gräser und Farne reicht. Meine bisherigen Erfahrungen zeigen, dass sehr viele Stauden über lichten Schatten sehr dankbar sind. Die richtig hartgesottenen, obligatorischen Sonnenanbeter konzentrieren sich aber auch im Zukunftsgarten auf die Sonneninseln.

Sonneninsel im Zukunftsgarten © Anke Leins
Ein Klima-Waldgarten ist kein dunkler Forst- Sonneninsel im Zukunftsgarten © Anke Leins

Mein Zukunftsgartenkonzept hat übrigens viele Gemeinsamkeiten mit den Konzepten urbaner Waldgärten und Agroforst-Systemen. Auch hier geht es nämlich um das Gärtnern bzw. Wirtschaften in Etagen. Beides stelle ich dir bei Gelegenheit mal in einem Blogbeitrag vor. Mein Konzept ist aber in erster Linie eines für den Hausgarten, egal wie groß oder klein er ist.


Vertikale Struktur eines Zukunftsgartens

Last but not least habe ich meinem Zukunftsgartenkonzept ein anderes einverleibt, das gar nicht auf meinem Mist gewachsen ist, aber sehr gut auf den Punkt bring, welche Grundmerkmale ein Garten haben muss, damit er als Ökosystem mit Kreisläufen und stabilem Gleichgewicht funktionieren kann. Ich spreche vom Hortus-Konzept von Markus Gastl, das den Garten hinsichtlich ihrer Funktionen in drei vertikale Zonen unterteilt. Diese drei Zonen finden sich auch im Zukunftsgarten-Konzept, zusätzlich zur horizontalen Zonierung durch die Etagen des „Waldgartens“, wieder.

Das 3-Zonen-Modell eines Hortus ist auch die Grundstruktur eines Zukunftsgartens © Anke Leins
Das 3-Zonen-Modell eines Hortus ist auch die Grundstruktur eines Zukunftsgartens © Anke Leins

Wilde Hecken mit einheimischen Pflanzen säumen den Garten. Sie sind Lebensraum für zahllosen Tiere, auch Ort für den Kompost, Reisighaufen, Totholz. Die Pufferzone bildet Schutz vor äußeren Einflüssen wie zum Beispiel starken Stürmen, die im Zuge des Klimawandels immer häufiger werden dürften. Die Pufferzone muss nicht aus einer zusammenhängenden Fläche bestehen, sondern kann sich auch aus mehreren Inseln zusammensetzen.

Abgemagerte Blühfläche/ Steingartenanlage mit einer hohen Vielfalt an Blüten und Insekten. Schnittgut aus dieser Zone wird in der Pufferzone kompostiert und der Ertragszone wieder zugeführt. Im Zukunftsgarten versuche ich allerdings möglichst mit dem zu Gärtnern, was ich im Garten vorfinde, also den Stoffeintrag von außen auf das Nötigste zu begrenzen. Daher sind die Bereiche mit abgemagertem Boden eher klein. Ich zähle auch artenreiche Wildstaudenpflanzungen und Wiesen auf „fettem“ Boden zur Hot-Spot-Zone. Wie auch bei der Pufferzone kann auch die Hot-Spot-Zone aus mehreren Inseln bestehen, die sich über den Garten verteilen.

Der Nutzgartenbereich, in der Regel in der Nähe des Hauses gelegen und nach den Prinzipien der Permakultur bewirtschaftet. Es gibt hier kleine Obstbäume, Beerenobst, Hochbeete, Weinreben usw. Große Obstbäume finden sich allerdings eher verteilt im restlichen Garten. Bei mir im Garten in einem eigenen Streuobstbereich, angrenzend an die Pufferzone.


Vom Konzept zur Umsetzung

Jetzt kennst du mein Konzept! Wie ich es im eigenen Garten umgesetzt habe, erfährst du auf der „Mein Garten“ Seite.

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