
Unser Klima wird heißer und trockener, die Niederschlagsverteilung unregelmäßiger, Starkregenereignisse erwarten wir häufiger. Welche Pflanzen halten diesen Bedingungen der Zukunft stand? In diesem Beitrag erfährst du, wo wir nach unseren Zukunftspflanzen suchen müssen und warum es nicht nötig ist, auf Exoten aus fernen Kontinenten zurückzugreifen.
Anlass für diesen Beitrag ist das aktuelle Heft „Stadtbäume- Biodiversität und Klima“ des Naturgarten e.V. Dieses Heft fasst alle zentralen Aspekte zum Thema Zukunftsbäume meiner Meinung nach so gelungen zusammen, dass ich beschlossen habe, die Kernaussagen in diesem Beitrag zusammenzufassen und dir zusätzlich die darin enthaltenen Pflanzenliste am Ende meines Beitrags zum Download bereitzustellen.
Mehr Bäume in die Gärten
Wahrscheinlich hast du bereits auf der Seite „Mein Konzept“ gelesen, dass Bäume in meinem Zukunftsgarten eine sehr viel größere Rolle spielen, als im klassischen Naturgarten. Bäume sind in unserer heißer werdenden Welt unverzichtbar, weil sie in der Lage sind ihre unmittelbare Umgebung deutlich zu kühlen und dadurch ein ausgeglicheneres Klima schaffen- sowohl für andere Pflanzen in ihrer Umgebung, als auch für Tiere und uns Menschen. Ein Garten der Zukunft ist daher immer ein Garten, in dem Bäume wachsen. Auch deshalb spricht mir das aktuelle „Baumheft“ des Naturgarten e.V. aus der Seele.
Dabei darfst du dir die Gärten der Zukunft aber niemals als einen dunklen Wald, sondern vielmehr als einen halboffenen, lichten Lebensraum vorstellen, in dem sich Baumschatten und Sonneninseln abwechseln. Wir müssen diese aber Bäume klug auswählen, weil sie nicht nur kühlende Wirkung bieten sollen, sondern zusätzlich einen hohen Wert für unsere heimische Tierwelt bieten müssen. Klug ausgewählt heißt heimische Baumarten zu wählen. Nur mit ihnen gelingt uns beides: Wirksamer Klimaschutz UND Schutz / Förderung der heimischen Biodiversität. Denn zusätzlich zu den Lebensräumen, die wir in Bodennähe schaffen, erweitern wir mit den Baumkronen unserer Zukunftsbäume den Lebensraum für unsere Tierwelt. Und zwar um ein Vielfaches der Fläche, die unsere Gärten am Boden zur Verfügung haben.
Welche Bäume schaffen das Klima der Zukunft? Im Gegensatz zur Pflanzung von Stauden, sind Baumpflanzungen langfristige Entscheidungen. Bäume werden bestenfalls ziemlich alt; wir können nicht mal eben in 10 Jahren alles neu bepflanzen, wenn wir merken, dass die ausgesuchten Bäume nicht klarkommen. Darum muss die Wahl der geeigneten Bäume mit besonderer Sorgfalt erfolgen.
Exoten aus anderen Kontinenten? Problematisch!
Kann man nicht einfach auf anderen Kontinenten nach Pflanzen suchen, in denen heute schon genau das Klima herrscht, das wir zukünftig auch bei uns erwarten? Kann man nicht! Denn Pflanzen und Tieren haben sich in Koevolution in einem langen Prozess aneinander angepasst, so dass wechselseitige Abhängigkeiten entstanden sind. Als Resultat dieser aufeinander bezogenen, gemeinsamen Evolution, sind bestimmte Insekten sind auf bestimmte Pflanzen angewiesen, beispielsweise ernährt sich die Raupe des Zitronenfalters nur von Blättern des Faulbaums oder Kreuzdorns und viele Wildbienenarten sind auf den Pollen nur einer Pflanzenfamilie oder sogar Art angewiesen. So sind komplexe Nahrungsnetze entstanden, die für ein Gleichgewicht, für Regelkreise innerhalb unserer Ökosysteme sorgen.
Exotische Pflanzen aus anderen Kontinenten bieten unserer heimischen Tierwelt dagegen oft keine Nahrung. Sie sind nicht in unsere lokalen Nahrungsnetze integriert, mit ihnen stellen sich keine stabilen Gleichgewichte ein. Oft sind Pflanzen aus anderen Kontinenten bei uns erstaunlich gesund und vital und werden deshalb von Baumschulen angepriesen. Aber der ökologische Preis dieser Vitalität ist hoch. Die Pflanzen sind so gesund, weil sie „ihre Tierwelt (Nutzer und Parasiten)“ auf ihrem Heimatkontinent zurückgelassen haben. Niemand nagt an ihnen, an ihren Blättern werden beispielsweise keine Raupeneier abgelegt; sie sind nicht in unsere heimischen Nahrungsnetze und Regelkreise integriert. Ihrer natürlichen Umwelt entnommen, können sie so oft ungehindert wachsen und haben Konkurrenzvorteile gegenüber heimischen Pflanzen. Und weil sie konkurrenzstärker als die heimischen Pflanzen sind, können sie sich in unseren heimischen Ökosystemen invasiv verhalten, d.h. heimische Pflanzenarten verdrängen. Je mehr exotische Pflanzen unsere heimischen Ökosysteme beherbergen, desto weniger wechselseitige Beziehungen können sich ausbilden. Ökosysteme werden artenärmer und letztendlich instabiler.
Neues Klima – neue Pflanzen?
Brauchen wir aber denn nicht neue Pflanzen, weil sich unser Klima verändert und unsere heimische Pflanzenwelt da nicht mithalten kann? Nein und Ja. Was stimmt ist, dass viele Pflanzenarten, die zur Zeit in unsren Gärten dominieren, dem Klimawandel nicht standhalten werden. Wir brauchen also andere Pflanzen. Welche sind das? Was uns bei dieser Frage weiter hilft, ist der Blick in die Vergangenheit Mitteleuropas, die geprägt ist vom Wechsel aus Kalt- und Warmzeiten. Betrachten wir lange erdgeschichtliche Zeiträume, ist Klimawandel nichts Neues und die Natur hat sich stets angepasst: Zeitverzögert zur Erhöhung der Durchschnittstemperatur, sind bei uns wiederholt Pflanzen eingewandert, die mit wärmerem Klima bestens zurechtkamen. Als es im weiteren erdgeschichtlichen Verlauf dann wieder kälter wurde, wurden sie wieder in wärmere Regionen zurückgedrängt. Arealverschiebungen nennt man diese Wanderungsbewegungen der Pflanzen. Können wir in Zeiten des Menschen gemachten Klimawandels aus diesen vergangenen Arealverschiebungen lernen?
Ja. Und zwar unbedingt!
Was wuchs bei uns in der letzten Warmzeit?
Schauen wir uns dazu einmal an wann es in unserer Region das letzte Mal deutlich wärmer war als heute: Da landen wir dann vor ca. 130 000 Jahren in der Eem-Warmzeit. Spannend wird es jetzt, weil wir uns ganz konkret anschauen können, welche Großreste von Pflanzen wir aus dieser Zeit, beispielsweise in den Braunkohleschichten in Sachsen- Anhalt finden können. Was wir nämlich dort entdecken, sind nicht die Reste längst ausgestorbener Pflanzen, sondern die meisten dort gefundenen Arten kennen wir noch heute. Beispiele dafür sind Wildapfel, Wildbirne, Weißdorn, Schlehe, Mehlbeeren und Flaumeichen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass beispielsweise Pflanzen aus dem Mittelmeerraum, von unseren heimischen Insekten in der Regel sehr gut angenommen werden. Sie „kennen“ sich nämlich schon, tierische und pflanzliche Vorfahren sind sich in der Vergangenheit schon begegnet.

Wärmeres Klima – bewährte Pflanzen!
Die zu erwartende Klimaveränderung ist also kein Grund, bei der Wahl unserer Zukunftspflanzen nicht auf heimische Arten zurückzugreifen, sofern es „die richtigen“ sind, also Arten, die sich bereits in wärmeren Zeiten bewährt haben, Arten, die in früheren Arealverschiebungen in unserer Region häufig vorkamen. Als Bestätigung dieser These finden wir in den „deutschen“ Pflanzenresten aus der Eem-Warmzeit viele Arten, die heute charakteristisch für die Pflanzengemeinschaft der Flaumeichenwälder der trocken-warmen Regionen Südeuropas sind und landen somit dort im richtigen Suchraum für unsere Zukunftspflanzen. Wir erwarten hier in Mitteleuropa eine Mediterranisierung des Klimas. Also können wir gezielt dort nach geeigneten Pflanzen suchen, wo heute schon dieses Klima herrscht. Wir müssen dafür gar nicht so weit weg: Die Pyrenäen und Mittelitalien beispielsweise reichen schon aus. Und genau dort finden wir Mager- und Trockenrasen, wärmeliebende Saumgesellschaften, Steppenkirschen– und Berberitzengebüsche und als Waldgesellschaften Kiefern- und Eichen- Trockenwälder. Wenn wir uns die Pflanzengemeinschaft anschauen, die in den Flaumeichenwäldern dieser Regionen wächst, finden wir genau die einst hier dominanten Arten der Eem-Warmzeit wieder und haben somit alles was wir brauchen, um unsere Gärten zukunftstauglich zu bepflanzen. Wir verlassen uns dabei nicht auf eine unsichere Prognose hinsichtlich der Fähigkeiten dieser Pflanzen, weil wir den Beweis in Form von Pflanzenresten direkt auf der Hand haben. Nachdem sich das Klima in der Vergangenheit wieder abkühlte, haben sich die Areale dieser Pflanzen nach Südeuropa verschoben.
Alles eine Frage der Geschwindigkeit
Die Natur kann sich also gut alleine auf unterschiedliche Klimate einstellen. Pflanzen können wandern. Allerdings dauert das und der alles entscheidende Unterschied zwischen vergangenen Warmzeiten und dem Menschen gemachten Klimawandel ist die rasante Geschwindigkeit der Erwärmung. Die Bedingungen in unseren Ökosystemen verändern sich momentan in nie dagewesener Geschwindigkeit. Pflanzen und Tiere sind nicht in der Lage ebenso schnell „hinterherzuwandern“. Die beschriebenen Arealverschiebungen von Planzen dauern lange. Für den Planeten wäre auch dies nicht allzu dramatisch, für uns als Menschheit aber schon. Wir müssen in anderen, sehr viel kürzeren Zeitspannen rechnen, wenn wir überleben wollen und wir können nur überleben, wenn wir intakte Ökosysteme vorfinden. Die gute Nachricht ist: Da wir jetzt wissen, welche Pflanzen hier bereits wuchsen, als es das letze Mal in der Erdgeschichte deutlich wärmer war, können wir diese Pflanzen gezielt ansiedeln und die Arealverschiebung dieses Mal selber herbeiführen. Und damit sollten wir keine Zeit verlieren!
Was wir definitiv nicht nötig haben ist die Suche nach klimafitten Exoten auf anderen Kontinenten. Denn:
„Unsere Zukunft war gestern schon mal hier.“
Nicht der dunkle, dichte Wald ist unser Suchraum
Früher war Mitteleuropa dicht bewaldet. Das hört man oft, stimmt aber so nicht. Was wir allzu häufig vergessen, ist, dass es „damals“ noch viele große Pflanzenfresser gab, die durch die Landschaft streiften, Bäume und Sträucher beweideten und hier und dort auch mal einen Baum umstießen. Anstatt als dichten, dunklen Wald, müssen wir uns die Landschaft von damals deutlich vielgestaltiger vorstellen, vielleicht eher wie eine Savanne: Wald und Lichtungen, freistehende Bäume, dornige Säume. Eine Landschaft, wir sie auch noch später zu den Zeiten der Waldweiden / Allmendeweiden vorhanden war.
Zu dieser Zeit gab es viel mehr Bäume, die wesentlich mehr Licht benötigen als es dunkle, dichte Wälder im Angebot haben: Mehlbeere, Speierling, Elsbeere, Esskastanie, Wildapfel, Wildbirne, Wildkirsche (…). Erst im Zuge der Abschaffung der Waldweiden, der Intensivierung der Landwirtschaft und der Konzentration der Forstwirtschaft auf schnell wachsende Baumarten, wurden diese Bäume selten.

Gärten oder generell Siedlungsräume bieten auch nicht die Bedingungen dunkler Wälder, sondern sind halboffene Naturräume, die perfekte Bedingungen für diese in Vergessenheit geratenen Lichtbaumarten bieten. Die Pflanzen der letzten Warmzeit passen also hervorragend zur Kulturlandschaft der modernen Menschen: Lassen wir sie also wieder bei uns einziehen!
Woher nehmen? Das Problem der „Unterlage“ und der Größe
Spätestens nachdem wir uns klar gemacht haben, welche Bäume wir pflanzen möchten, beginnt die Suche nach geeigneten Bezugsquellen. In der Regel führt uns der Weg dann in die nächste Baumschule. Dort stellen wir wahrscheinlich zwei Dinge fest:
Erstens gibt es überwiegend Exoten aus anderen Kontinenten und zweitens sind die einheimischen Bäume, die wir suchen, sofern überhaupt im Angebot, auf einer Wurzelunterlage veredelt und zudem schon relativ groß. Beides ist problematisch, wie ich dir im Folgenden kurz erklären möchte.
Genetische Vielfalt bedeutet hohe Anpassungsfähigkeit
Individuen einer Art unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Fähigkeit mit bestimmten Umwelteinflüssen klarzukommen, oft erheblich. Ich selber wohne in der Nähe eines kleinen Wäldchens, in dem ziemlich viele Walnussbäume stehen. In den vergangenen Hitzesommern konnte ich beobachten, dass einige Bäume vor Gesundheit strotzten, während andere so starke Probleme hatten, dass sie inzwischen sogar abgestorben sind. Wenn wir eine große genetische Vielfalt zulassen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass unter den vorhandenen Individuen immer auch solche sind, die mit einer eingetretenen Umweltveränderung gut zurechtkommen. Diese gesunden Individuen können sich dementsprechend weiter vermehren und ihre Gene an zukünftige Pflanzengenerationen weitergeben. Die Zukunft dieser Pflanzenpopulation wird dadurch gesichert, dass sie sich anpassen kann.
Wenn wir jedoch, was in Baumschulen leider gängige Praxis ist, Pflanzen vegetativ (durch Stecklinge) vermehren und zudem auf immer gleichen Unterlagen veredeln, schaffen wir zwar Pflanzen mit ähnlichen, für die Baumschulen erwartbaren und scheinbar bewährten Eigenschaften, reduzieren aber die genetische Vielfalt drastisch. Anstatt eine Vielzahl genetischer Individuen zu züchten, haben wir hier ein Heer von Pflanzen- Klonen vor uns. Wenn sich die Bedingungen nun so ändern, dass DIESE EINE genetische Ausstattung damit zufällig nicht zurechtkommt, stirbt die gesamte „Klonfamilie“. Wir nehmen der Natur folglich dadurch die Möglichkeit, flexibel auf sich verändernde Umweltbedingungen zu reagieren.
Was brauchen wir stattdessen? Wir müssen Bäume unbedingt wieder durch Aussaat vermehren. Keine Sorten züchten und veredeln, sondern wurzelechte Pflanzen durch Aussaat gewinnen.
Säen statt pflanzen: Ein Heer von Baumindividuen brauchen wir!
Die Kleinen werden die Großen ein- und überholen!
Das zweite Problem ist die Größe der in Baumschulen angebotenen Pflanzen. Klar möchtest du gerne möglichst schnell einen schönen Baum im Garten haben und nicht erstmal 10 Jahre warten müssen, bis ein ausgesäter Baumzwerg überhaupt als kleiner Baum wahrnehmbar ist. Um einen solchen Baum im Container oder als Ballenware zu züchten, wird der Baum in der Baumschule aber sehr oft umgetopft, an den Wurzeln zurechtgestutzt, wieder ins nächst größere Pflanzgefäß getopft, dauerhaft an eine Bewässerung angeschlossen und gedüngt. Kurzum: Er wird intensiv gepflegt und versorgt. Das muss auch so sein, denn alleine könnte ein so kleiner Wurzelballen niemals die oft schon stattliche Krone des Baums ernähren. Dann kommt irgendwann der Tag, an dem dieser Baum gepflanzt wird: Ab jetzt darf er wachsen und sich austoben, ist sozusagen „flügge“. Nur funktioniert das in der Praxis nicht so einfach. Wie könnte es auch? Ein solcher Baum ist ohne unsere Hilfe nicht überlebensfähig: Er braucht noch jahrelang unsere Zuwendung in Form von Wasser und oft auch Dünger und ob er jemals genauso gut zurechtkommen wird, wie ein Baum, der als Sämling an Ort und Stelle gewachsen ist, ist mehr als fraglich. Tatsächlich ist es so dass gesäte, oder als kleiner Sämling gepflanzte Bäume die „groß gepflanzten“ Bäume oft überholen, wenn sie erst einmal mit dem Wachsen loslegen. Kleine Bäumchen entwickeln ihr Wurzelwerk und ihre Kronen gleichzeitig und können sich von Beginn an selber versorgen.
Fazit: Baumschulen müssen nicht nur wieder mehr selber durch Aussaat vermehren, sondern die Pflanzen dann schon als kleine Baumkinder verkaufen.
Wenn wir unsere gewünschten Zukunftspflanzen in der Baumschule heute also noch nicht beziehen können, können wir sie aber selber in unseren Gärten aussähen und so dafür sorgen, dass die Zukunft gesichert ist!
Zurück in meinen Zukunftsgarten- meine eigene Lernkurve…
Was hätte ich dafür gegeben, hätte es vor 10 Jahren, als ich meinen Garten angelegt habe, bereits solche Untersuchungen wie die des Naturgarten e.V. zu Zukunftspflanzen gegeben. Mir wäre einiges aus der Abteilung „Versuch und Irrtum“ erspart geblieben.
Was mir damals sehr schnell klar wurde ist, dass sich das Klima rasant verändern wird und viele Bäume dem nicht mehr Stand halten können. Im kleinen Wäldchen neben meinem Garten starben in geradezu angsteinflößender Geschwindigkeit Ebereschen, Ulmen und Bergahornbäume ab. Waldbäume schienen mir daher nicht geeignet zu sein. Und damit hatte ich ja auch tatsächlich recht, denn der Wald ist kein Suchraum für unsere Zukunftspflanzen.
Ich recherchierte damals was das Zeug hielt in Büchern und online Publikationen und stieß auf so genannte Klima- und Zukunftsbaumlisten, die sich auch im lokalen Baumschulsortiment wiederfanden. Ich pflanzte Robinien, Blaseneschen, Goldgleditsien und sie kamen und kommen immer noch bestens an meinem heißen Südhang klar. Es dauerte nicht lange, bis bei mir die Zweifel Einzug hielten: An diesen so genannten Zukunftsbäumen suchen vor allem Honigbienen und Hummeln nach Nahrung, also die Generalisten unter den Bestäubern, andere Insekten konnte ich kaum beobachten. Das ist auch nicht verwunderlich, denn ich hatte mir Exoten aus anderen Kontinenten in den Garten geholt- aus den bekannten Gründen nicht förderlich für die heimische Biodiversität. Was nun?
Ich sah mich also gewissermaßen wieder am Ausgangspunkt meiner Überlegungen und begann meine Recherche nach Lösungen von neuem. Dieses zweite Mal kam ich zum Glück zu den gleichen Schlussfolgerungen der Naturgarten e.V. Ich stieß auf die Pflanzengesellschaft der Flaumeichenwälder und mir wurde klar, dass diese optimal auf die zu erwartenden Klimaveränderungen in meinem Südhang passt. Nun hatte ich aber ja bereits anders „aufgeforstet“. Weil ich der Meinung bin, dass Fehler zum Lernen da sind, beschloss ich die vorhandenen „Klimabäume“ dafür zu nutzen, in deren Schutz meinen „Zukunftsgarten 2.0“ anzulegen. Ich pflanzte erneut Bäume, aber jetzt sehr viel kleinere Exemplare. Mit den großen hatte ich all die oben beschriebenen Nachteile der Anwachsschwierigkeiten schließlich selbst durchlebt, von den hohen Anschaffungskosten der Pflanzen ganz zu schweigen. So wachsen jetzt bei mir seit einigen Jahren im Schutz der größeren Bäume Flaumeichen, Zerreichen, eine Elsbeere, ein Speierling, eingriffliger Weißdorn, Felsenkirschen, eine Esskastanie, Goldregen und drei verschiedene Mehlbeerenarten heran und sie alle gedeihen prächtig. Auch bei den Sträuchern justierte ich nach dem Vorbild der Flaumeichenwälder nach. Hier zogen unter anderem Strauchkronwicken, Blasensträucher, Färberginster, verschiedene Wildrosen und reichlich schwarzer Geißklee ein. Dafür verschwanden Spiersträucher, klassische Baumschul- Standardsortimentskandidaten aus Fernost, nahezu vollständig.
Was meinst du: Vielleicht wäre die Anlage eine Zukunftsgartens 2.0 im Schutz und „Schatten“ deines bereits vorhandenen Gartens auch eine Idee für dich, um deinen Garten auf die Zukunft vorzubereiten? Ein Kahlschlag ist immer die schlechteste Ausgangssituation für eine Neubepflanzung. Die vorhandene Vegetation behutsam zu ergänzen und umzugestalten ist dagegen ein ökologisch sinnvoller Weg, erst recht dann, wenn die neuen Pflanzen gesät, oder als kleine Sämlinge gepflanzt werden.
Wie sieht die Zukunft meines Gartens aus?
Auch wenn die Baumdichte in meinem Garten momentan auf dichten Wald hindeuten mag. Nein, das ist nicht das Ziel. In den nächsten 10 Jahren werden die heimischen Klimabäume hoffentlich gut in meinem Südhang fußgefasst haben und allmählich loslegen. Sobald Licht und Luftraum knapp werden, ist der Zeitraum gekommen, nach und nach von Exoten Abschied zu nehmen und die wahren Zukunftsbäume freizustellen. Noch allerdings profitieren sie sehr davon, dass die robusten Exoten die Umgebung kühlen und somit für optimale Anwachsbedingungen sorgen. Es wird nicht leicht sein sich irgendwann von der „Anfangsausstattung“ an Bäumen zu trennen, schließlich habe ich auch die Exoten liebgewonnen und der Garten hat dann bereits Jahre lang von ihrer „Dienstleistung“ profitiert. Manchmal ist Lernen eben leider auch hart.
Die Arten der Flaumeichenwälder
Damit du nicht die gleiche, durchaus anstrengende, Gartenlernkurve machen musst wie ich sie hinter mir habe, möchte ich dir unbedingt die Artenliste ökologisch wertvoller, weil heimischer Klima- und Zukunftsbäume und Sträucher ans Herz legen. Hier kannst du sie dir herunterladen und deinen eigenen Garten „zukunftsfit“ bepflanzen!
Artenliste_Eem_u_WeichselwarmzeitFalls du die Ausgabe der Zeitschrift des Naturgarten e-V. „Stadtbäume Biodiversität und Klima“ gerne ausführlich lesen möchtest (inklusive aller Baumportraits), dann kannst du sie hier erwerben!