Was bringt die Zukunft? Teil 2

Foto: Anke Leins

In Teil 1 hast du erfahren, dass die Sonne in Kombination mit der Kugelgestalt unserer Erde für ein Energieungleichgewicht zwischen Polen und Äquator sorgt, welches globale Luftströmungen zur Folge hat. In warmen Gebieten entstehen Tiefdruckgebiete, in kalten Gebieten Hochdruckgebiete und der Druckausgleich führt zu einer Luftbewegung vom Hoch zum Tief. Jetzt geht es darum, diese Luftströmungen ein bisschen genauer unter die Lupe zu nehmen und letztendlich einen Blick darauf zu wagen was sich durch den Klimawandel voraussichtlich ändern wird und welche Folgen das für unsere Region hat!  

Leider kannst du dir die Luftströmungen nicht als einfache Ausgleichswinde zwischen Polarregionen und Äquator vorstellen, denn es sind wieder die Kugelform und Drehung unserer Erde um sich selbst, die dieser Vorstellung in der Realität einen Strich durch die Rechnung machen.

  • Die Erdrotation unserer Erde von West nach Ost bewirkt, dass sich Luftströmungen nicht einfach von Norden nach Süden und umgekehrt bewegen können, sondern abgelenkt werden. Und zwar wenn sie polwärts wehen nach Osten, wenn sie Richtung Äquator wehen nach Westen.
  • Weil die Erde eine Kugel ist, ist der Erdumfang am Äquator maximal. In Richtung Pole nimmt er ständig ab. Deshalb hat die Luft, die vom Äquator Richtung Pol strömt, auf ihrem Weg zunehmend weniger Platz zur Verfügung (Konvergenz). Sie müsste daher „zusammendrückt werden“. Weil das in der Realität nicht geht, weicht sie aus. In die Höhe, oder Richtung Erdoberfläche oder aber in West-Ost-Richtung. In umgekehrter Strömungsrichtung steht ihr zunehmend mehr Platz zur Verfügung (Divergenz).
  • Winde werden zusätzlich oft durch Gebirge gebremst (Reibung).

Diese drei Faktoren zusammen resultieren in einem Modell der globalen Luftströmungen, dass sich in drei verschiedene „Zellen“ unterteilen lässt:

Grob kannst du es dir so vorstellen:

Globale Luftzirkulation; stark vereinfacht dargestellt nach (1), S. 22. (Zeichnung: Anke Leins)

Oder noch stärker vereinfacht, im Unterschied zum „Ein-Zellen-Modell“ aus dem ersten Teil meines Beitrags, so:

Globale Luftzirkulation als 3-Zellen-Modell. Für die Nordhalbkugel dargestellt nach (1), S. 20. (Zeichnung: Anke Leins)

Wir fangen bei der Erklärung der globalen Luftströmungen dort an, wo die Erde die meiste Sonnenenergie abbekommt: Am Äquator! Dort steigen warme Luftmassen auf, es entsteht am Boden ein thermisches Tief, in der Höhe ein thermisches Hoch. Aus diesem Hochdruckgebiet strömen die Luftmassen Richtung Nord- bzw. Südpol. Wir konzentrieren uns im Folgenden zur Vereinfachung einfach nur auf die Nordhalbkugel, die Vorgänge auf der Südhalbkugel sind entsprechend gespiegelt.

Unserer, Richtung Nordpol fließender Luft passiert nun folgendes: Ihr steht auf dem Weg nach Norden durch die Kugelform der Erde zunehmend weniger Platz zur Verfügung; sie weicht aus und sie wird durch die Erdrotation nach Osten abgelenkt. In Folge erreicht sie den Pol gar nicht, sondern sinkt bereits bei einer Breite von 30 Grad wieder ab. Dabei erwärmt sie sich und wird trockener. Es entsteht in der Höhe ein Tief, am Boden ein Hoch. Aus diesem Bodenhoch strömt die Luft als Nordostwind wieder zum Äquator zurück. Die Aneinanderreihung von Hochdruckgebieten beim 30. Breitengrad bildet den subtropischen Hochdruckgürtel, den du in Gänze erst am Ende dieses Artikels verstehen wirst. Hier herrschen ganzjährig stabile klimatische Verhältnisse. Somit hätten wir schon mal eine kreisförmige Zelle unserer globalen Zirkulation beschrieben. Das reicht uns aber natürlich nicht, denn sie erklärt uns noch nicht, wie denn nun das Energieungleichgewicht zwischen Polen und Äquator abgemildert wird, wenn doch die Winde aus Richtung Äquator den Pol offensichtlich gar nicht erreichen.

Schauen wir also als nächstes auf den Nordpol. Hier sinkt kalte Luft ab, es entsteht in der Höhe ein thermisches Tief, am Boden ein thermisches Hoch. Aus diesem Hoch macht sich die kalte Luft auf den Weg Richtung Tief am Äquator. Doch auch sie schafft es nicht besonders weit, da auch ihr Kugelform und Erdrotation ein Schnippchen schlagen. Den Luftmassen steht zunehmend mehr Fläche zur Verfügung (Divergenz) und die werden nach Westen abgelenkt (wehen also als Ostwinde). In Folge steigen die erwärmten Luftmassen bereits bei einem Breitengrad von 60 Grad wieder auf. Es entsteht am Boden ein Tief, die subpolare Tiefdruckrinne, in der Höhe ein Hoch, aus dem die Luft wieder zum Höhentief am Pol weht. Anstatt einer Ausgleichsströmung zwischen Pol und Äquator haben wir es auch hier wieder mit einer stabilen kreisförmigen Luftzirkulationszelle zu tun. Wir kennen jetzt zwei Zirkulationszellen, haben aber immer noch keinen Energieaustausch zwischen Pol und Äquator.

Du ahnst es jetzt wahrscheinlich schon: Entscheidend dafür, dass es doch noch zu einem Ausgleich zwischen Polarregion und Äquator kommt, ist die Region zwischen diesen beiden Zellen, der Bereich zwischen dem 30. und 60. Breitengrad, in dem auch Deutschland liegt.

In diesem Bereich treffen polare und tropische Luftmassen aufeinander, mit der Folge instabiler Strömungsmuster und Wetterverhältnisse. Wie kannst du dir das vorstellen?

Auch in dieser Zone wirkt die Erdrotation: Polwärts strömende Luftmassen werden zu einem Westwind (Wind, der von West nach Osten weht) der warme, feuchte Luftmassen vom Atlantik zu uns bringt. Entsprechend seiner Windrichtung wird dieser Bereich als Westwindzone bezeichnet. Im nördlichen Bereich unserer gemäßigten Klimazone trifft an der so genannten Polarfront sehr kalte Polarluft auf relativ warme, südliche Subtropikluft. Durch die großen Temperaturunterschiede und die daraus resultierenden hohen Luftdruckänderungen, bilden sich hier in ca. 10 km Höhe sog. Starkwindfelder aus, mit einer Breite von 500 bis 1000 km und enormen Geschwindigkeiten von 250 bis 500 kmh im Zentrum. Diese Starkwindfelder, die sich in Polarfront und Subtropenstrom aufteilen, werden als Jetstreams bezeichnet. Für unsere Region entscheidend ist der Einfluss des Polarfront-Jetstreams. Flugzeuge sind deshalb auf dem Weg aus den USA zurück nach Europa mit bis zu zwei Stunden Zeitersparnis deutlich schneller und kerosinsparender unterwegs als auf dem Hinweg.

Die Jetstreams bilden so etwas wie ein Barriere, die den Luftmassenaustausch zwischen subtropischen Hochdruckzellen und subpolarer Tiefdruckrinne verhindert. Moment…verhindert? Aber es war doch eben noch von instabilen Strömungsmustern und instabilen Wetterverhältnissen die Rede? Was also stimmt?Gibt es in unserer Klimazone etwa doch keinen Ausgleich zwischen Tropen und Polarregionen? Doch! Und zwar durch zwei Mechanismen!

  1. Der Jetstream schlingert wie ein wellenförmiges Band!

Wenn der Starkwindstrom auf ein Hindernis, wie beispielsweise ein Gebirge trifft, wird er durch die Reibung abgebremst, er kommt er ins Schlingern, d.h. er weicht nach Norden oder Süden aus. Er strömt dadurch nicht als gleichförmiges Windband um die Erde, sondern als „wellenförmiges“ Strömungsband. Man sagt dazu auch dass er mäandriert. Du kannst dir als Vergleich eine schnelle Wasserströmung vorstellen, die durch ein Bachbett mit großen Steinen fließt. Auch hier bilden sich hinter den Steinen Verwirbelungen, die teilweise noch ganz schön lange in der abfließenden Strömung erhalten bleiben.

Wellenströmung des Jetstream und Entstehung von Hochs und Tiefs nach (1), S. 22. (Zeichnung: Anke Leins)

In solchen Wellen des Starkwindstroms  reichen subtropische Warmluftbereiche teilweise weit Richtung Norden hinein, umgekehrt reichen Kaltluftbereiche weit in den subtropischen Bereich hinein. Die warme, sich ausdehnende Luft der „Warmluftkissen“ bildet innerhalb der sie umgebenden Kaltluft in der Höhe Hochdruckzonen. Umgekehrt bilden sich durch die „Kaltluftkissen“, in die Luft hineingezogen wird, in der Höhe Tiefdruckgebiete. Manchmal werden solche „Kissen“ auch abgeschnürt und blockieren vorübergehend die Westwindströmung. Dann bestimmen sie für längere Zeit unser Wetter. Durch Aufsteigen von Luftmassen entstehen auch in diesen durch Verwirbelungen (nicht thermisch) entstandenen Druckgebilden Wolken und Niederschlag. Wenn sich mit der Zeit die kalte Luft der Tiefs erwärmt und die Warmluft der Hochs abkühlt, lösen sich die Druckgebilde wieder auf. Ein Stück weit sorgt dieser durch das Schlingern des Jetstreams entstehende Prozess also für den Abbau des Wärmeungleichgewichts zwischen Pol und Äquator.

2. Es bilden sich dynamische Hochs und Tiefs!

Der zweite wichtige Mechanismus, der unser Wettergeschehen bestimmt, wird ebenfalls durch den Schlingern des Polarftont-Jetstreams verursacht. 

Trifft das Starkwindband nämlich auf eines der eben beschriebenen „Kaltluftkissen“, dann wird es „gebremst“ und die Luft praktisch zusammengestaucht. Die Luft wird dabei Richtung Boden gedrückt, wo in Folge der Luftdruck steigt und ein Hoch entsteht.

Hinter dem „Kaltluftkissen“ entsteht der gegenteilige Effekt: Die Luft des Windbandes strömt auseinander und saugt Luft aus der Tiefe nach oben. Bodennah bildet sich deshalb ein Tief.

Im Gegensatz zu thermischen Hochs und Tiefs, die durch Erwärmung und Ausdehnung bzw. Abkühlung und Absinken von Luftmassen entstehen, bezeichnet man diese durch Druck und Sog entstehenden Hochs und Tiefs als dynamische Druckgebilde. 

Pump-Saug-Wirkung des Jetstream nach (1), S. 23. (Zeichnung: Anke Leins)

Dynamische Hochs und Tiefs driften mit dem Westwind über uns hinweg Richtung Osten. Durch die Drehung scheren einige Hochs äquatorwärts aus und bilden den subtropischen Hochdruckgürtel, die polwärts ausscherenden Tiefs bilden die subpolare Tiefdruckrinne.

Jetzt erst ergibt sich also das komplette Bild der globalen atmosphärischen Zirkulation mit drei Zonen. Zwei Stabilen und einer Instabilen dazwischen! Schau dir am besten jetzt nochmal meine Übersichtszeichnung an!

Der Jetstream ist unser Wettermotor!

Du hast schon viele Male selber erlebt, was in unseren Breiten passiert, wenn ein solches dynamisches Tiefdruckgebiet von West nach Ost durchzieht. Das was bei diesem Durchzug passiert sorgt für den nötigen Energieausgleich zwischen Nord und Süd und beeinflusst dabei gleichzeitig unser Wetter maßgeblich!

Dynamische Tiefdruckgebiete drehen sich auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn. Drehung bedeutet Verwirbelung von Luftmassen: Auf der Südseite (oder Vorderseite) wird Warmluft, auf der Nordseite Kaltluft in den Luftwirbel eingesogen. Warme Luft ist leichter und meist feuchter als kalte Luft. Daher muss die warme, eingesogene Subtropenluft auf die ihr vorgelagerte kältere und schwerere Polarluft aufgleiten. Die Vorderseite dieses „Warmluftkissens“ nennt man Warmfront. Auf der Nordseite (oder Rückseite) des Tiefs schiebt sich die schwerere Kaltluft als Kaltfront mit hoher Geschwindigkeit wie ein Schneepflug unter die leichtere Warmluft des „Warmluftkissens“ und hebt es an.  Bei beiden Prozessen gilt: Wenn warme Luft angehoben wird, kühlt sie sich ab, die Feuchtigkeit kondensiert, es entstehen Wolken und meist Niederschlag. 

Wenn das Energiegefällte beider Luftmassen schließlich ausgeglichen ist, löst sich der Tiefdruckwirbel auf. Der Vorgang dauert im Mittel etwas 5 Tage.

Die Abbildung zeigt den Beginn der Luftmasssenverwirbelung in einem Tief. Gegen den Uhrzeigersinn werden kalte und warme Luftmassen eingesogen. Hier ist nur die Kaltfront an der „Rückseite“ des Tiefs dargestellt, die sich unter das warme Luftkissen schiebt. Im weiteren Verlauf drehen sich die Luftmassen weiter in das Druckgebilde ein.

Wetterereignisse beim Durchzug der Warm- und Kaltfront eines Tiefs nach (2) S. 63. (Zeichnung: Anke Leins)

Der Durchzug dynamischer Tiefs ist für unser wechselhaftes Wetter mit häufigen Temperaturschwankungen, wechselnden Winden (Verwirbelung der Luftmassen im Tief) und unregelmäßigen Niederschlägen verantwortlich. Entscheidend für Deutschland sind dabei die Tiefs, die zwischen Neufundland und Island gebildet werden und mit der Westwindströmung Richtung Osten driften. Die mit diesem Wettergeschehen verbundenen Begriffe wie Kaltfront (Rückseite eines Tiefs) und Warmfront (Vorderseite eines Tiefs) kommen dir sicher aus unserer täglichen Wettervorhersage bekannt vor.

Je größer das Energieungleichgewicht zwischen Polarregionen und Äquator ist, desto stärker schlingert der Jetstream. Und je stärker er schlingert, desto größer ist seine Pump- Saug-Wirkung und desto mehr dynamische Tiefs werden gebildet. Im Winter ist unser Wetter daher stärker von dynamischen Tiefs beeinflusst als im Nordsommer.

Aber natürlich kann unser Wetter auch von Hochdruckgebieten geprägt sein. Dann sorgen absinkende Luftmassen für Erwärmung der Luft, Auflösung der Wolken, warmen Temperaturen im Sommer und Frost im Winter.

Was ändert sich durch den Klimawandel?

Soweit so gut.  Jetzt kennst du die Grundlagen unserer atmosphärischen Zirkulation und damit das, was maßgeblich unser Wetter in Deutschland beeinflusst. Was ändert sich nun durch den anthropogenen Klimawandel? Was bedeutet die globale Erwärmung für unser Klima- und Wetter in Deutschland?

Was man bisher feststellen kann ist, dass sich die Arktis deutlich schneller erwärmt als der Rest der Welt. Besonders in den Sommermonaten schmilzt das arktische Eis immer schneller ab. Mit abnehmender Eisbedeckung wird erstens zunehmend weniger Strahlung ins All zurückreflektiert und zweitens erwärmt die Sonne das dunkle Wasser umso leichter, je weiter die Eisflächen abnehmen. Beides verstärkt die Erwärmung. In den letzten Jahrzehnten zeigte sich im Winter in der Arktis eine doppelt so hohe Erwärmungsrate wie in den mittleren Breiten (2).

Die Erwärmung der Arktis hat zur Folge, dass sich der Temperaturunterschied zwischen Polarregion und den Subtropen verringert. Wie du aber inzwischen weißt, ist es genau dieser starke Temperaturunterschied, der das Starkwindband des Jetstreams antreibt. Und es ist ja dieses Windband, was durch seinen wellenförmigen Verlauf unser Wetter maßgeblich beeinflusst. 

Was bedeutet also die Abnahme der Temperaturdifferenz möglicherweise für den Jetstream?

Mittlerweile lässt sich beobachten, dass sich der Starkwindstrom immer wieder abschwächt und langsamer wird (3). Er weht dann seltener auf einem gleichmäßig wellenförmigen Kurs parallel zum Äquator, sondern schlängelt sich häufiger in Riesenwellen über die Nordhalbkugel (2). Die „Wellen“ sind also deutlich stärker ausgeprägt, was bedeutet dass sie viel weiter nach Norden bzw. Süden vorstoßen als bisher. Manchmal gelangt dadurch eisige Luft vom Nordpol bis nach Nordafrika oder in den Nahen Osten und bringt Schnee etwa nach Algerien und Israel. Umgekehrt kann heiße Saharaluft manchmal bis nach Sibirien strömen.  

Wenn Westwinde schwächer werden und dadurch aufhören, Wettersysteme rasch voranzutreiben, bedeutet das dass die großen Wellen des Jetstreams ihre Positionen eine ganze Weile beibehalten können. Es stellt sich eine „blockierende Wetterlage“ ein: In den Schleifen des Windbandes setzen sich Hoch- oder Tiefdruckgebiete fest, die nicht mehr vom Fleck kommen, so dass sich das mit ihnen verbundene Wetter oft wochenlang nicht ändert.  Schau dir dazu am besten nochmal meine Zeichnung zur Wellenbewegung des Jetstreams an und stell dir die Wellen jetzt einfach größer vor, also weiter nach Norden und Süden ausschlagend. Wie du siehst wird ein Hoch immer von zwei flankierenden Tiefdruckgebieten blockiert, oder umgekehrt. Aus einer solchen Blockadesituation wird schnell eine Extremwetterlage.

Wird ein Hoch am Weiterzug gehindert, werden aus ein paar schönen Tagen anhaltende Hitzewellen und Dürreperioden mit Waldbrandgefahr. Ein Beispiel dafür war das heißen Dürrejahr 2018 (2) mit Hitzerekorden in Nordeuropa. Oder lange anhaltende Hitzewellen und Trockenheit wie sie Europa unter anderem auch in den Jahren 2003, 2006 und 2015 erlebte (4). Diese Wetterextreme kommen noch auf die ohnehin steigende globale Durchschnittstemperatur oben drauf.

Wird ein Tief am Weiterziehen blockiert, halten sich Niederschläge sehr lange, Starkregenereignisse und Überschwemmungen sind die Folgen.

Während es in den zwei Jahrzehnten bis 1999 kaum solche Wetterlagen gab, die sich länger als zwei Wochen hielten, beobachten Wissenschaftler in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme dieser Muster (4).

Kältere Winter trotz Klimaerwärmung?

Normalerweise ist der Jetstream durch die hohen Temperaturunterschiede zwischen den Subtropen und der Arktis stark ausgeprägt. Er schlingert nur wenig, so dass die arktische Kaltluft im Norden bleibt. In dieser Situation sind die Winter in Nordamerika und Europa durch wechselnde Hoch- und Tiefdruckgebiete gekennzeichnet. 

Wenn der Jetstream durch die Abnahme der Temperaturdifferenz langsamer wird und in stärker ausgeprägten Wellen verläuft, kann das im Winter dazu führen, dass extrem kalte Luft bis weit in den Süden einfällt und für winterliche Extremtemperaturen sorgt. Ein Beispiel dafür waren Minus 30 Grad Ende Januar 2019 in Chicago (2). Trotz oder gerade wegen der steigenden Erderwärmung könnten die Winter bei uns also sowohl milder, als auch immer mal wieder eisig sein.

Unsere Studie zeigt, dass die Veränderungen im Jetstream zumindest teilweise vom Rückgang des arktischen Meereises verursacht werden. Sollte die Eisdecke weiter schrumpfen, gehen wir davon aus, dass die bislang beobachteten Extremwetterereignisse in den mittleren Breiten in ihrer Häufigkeit und Intensität zunehmen werden“, sagt Prof. Dr. Markus Rex, Leiter der Atmosphärenforschung des AWI. 

Unsere Ergebnisse untermauern zudem, dass die häufiger auftretenden winterlichen Kaltphasen in den USA, Europa und Asien der Klimaerwärmung nicht widersprechen, sondern vielmehr Teil des menschengemachten Klimawandels sind.“ (3)

Weitere Faktoren…

Neben der Abnahme der Temperaturdifferenz zwischen Pol und Subtropen infolge der überproportional starken Erwärmung der Arktis, spielt aber auch der Ozongehalt  in der oberen Atmosphäre (Stratosphäre) bei den Veränderungen eine wichtige Rolle. Er beeinflusst die Änderungen im Polarwirbel, welcher dann seinerseits die Westwinde in der unteren Atmosphäre (Troposphäre) beeinflusst (3). 

Wahrscheinlich scheint zurzeit auch, dass sich mit fortschreitendem Klimawandel der Polar-Front-Jetstream bis zum Ende des 21. Jahrhundert im Mittel ein bis zwei Grad weiter Richtung nach Norden verlagern wird (3). Das könnte dann für uns bedeuten, dass sich die Zugstraßen unserer wetterbestimmenden Tiefs ebenfalls etwas weiter nach Norden verlagern könnten (2), S. 64. 

Darüber hinaus erwärmen sich Landmassen stärker als Ozeane, so dass Temperaturunterschiede zwischen Land und Wasser im Zuge der globalen Erwärmung zunehmen könnten, was wiederum ebenfalls die Entstehung von ausgeprägten Wellenmustern im Jetstream begünstigen könnte (4).

Da die Vorgänge gerade in unserer gemäßigten Klimazone äußerst dynamisch und komplex sind, sind Erklärungsmuster wie die Abschwächung des Jetstreams allerdings nie als gesichertes Wissen zu verstehen, sondern immer als Hypothese. Eine solche Hypothese kann zu einem bestimmten Zeitpunkt und Kenntnisstand der Wissenschaft ein beobachtetes Phänomen wie die Hitzesommer und winterliche Extremkälte erklären. Man muss aber die zukünftige Entwicklungen abwarten und prüfen, ob diese die Hypothese bestätigten werden. Problematisch ist es dass solche Hypothesen in verschiednen Medien schnell als Tatschen präsentiert werden. Es gibt auch tatsächlich berechtigte Zweifel daran, aus den bisherigen Wetterextremen bereits jetzt ein generelles Abschwächen des Jetstreams abzuleiten. Dazu habe ich dir unter (5) einen Link eingefügt, falls du weiterlesen möchtet.

Ich hoffe dass du jetzt durch meine zwei Artikel über ein Grundwissen zum Thema verfügst, um die Debatte weiter mitverfolgen zu können. Ich bleibe auf jeden Fall für dich am Ball und werde immer einen neuen Blogbeitrag einstellen, wenn es neue wissenschaftlich Erkenntnisse gibt.

Darüber hinaus gibt es weitere Faktoren, die das globale Klima beeinflussen, auf die ich hier nicht näher eingegangen bin, um die Angelegenheit nicht zu komplex zu machen. Eine ganz zentrale Rolle bei der weltweiten Wärmeverteilung haben Meeresströmungen. Wie sich Meereserwärmung, Abschmelzen großer Eismassen und veränderter Salzgehalt des Wassers auf sie auswirken wird, wird maßgeblich darüber mitentscheiden wie sich unser Klima hier in Europa entwickeln wird. Auch was diese Thematik angeht, werde ich weiterhin die Debatte verfolgen und hier berichten wenn es wichtige Erkenntnisse gibt.

Fazit:

Halten wir jetzt noch einmal fest, auf welche Veränderungen sich ein Zukunftsgarten nach den bisherigen Erkenntnissen und Prognosen einstellen muss.

  1. Es wird insgesamt wärmer. Wir müssen unsere Gärten so bepflanzen, dass sie uns helfen die Sommerhitze effektiv abzupuffern. Unsere Gärten in Schottergärten des Grauens umzuwandeln ist dazu kein Lösungsbeitrag, sondern verschärft sogar noch zusätzlich die Hitzeproblematik.
  2. Es kann im Sommer häufiger zu Extremwetterereignissen kommen. Das können sowohl lang anhaltende Hitze und Dürreperioden sein, oder auch sehr lang anhaltende Niederschlagsereignisse. Unser Zukunftsgarten muss sowohl das eine, als auch das andere aushalten können. Neben geeigneter Bepflanzung ist Wassermanagement entscheidend.
  3. Es werden häufigere Starkregenereignisse erwartet. Generell müssen wir davon ausgehen, dass die Niederschläge zunehmend unregelmäßiger fallen und sich auf einzelne Starkregenereignisse konzentrieren.
  4. Trotz oder gerade wegen der globalen Erwärmung kann es neben dem Trend zu sehr milden Wintern auch immer mal wieder zu heftigen Kaltlufteinbrüchen kommen. Unseren Zukunftsgarten mit wärmeliebenden Exoten aus heißen Regionen zu bepflanzen wird daher auf keinen Fall funktionieren.

Ausblick:

Die gute Nachricht ist: Du kannst dich auf veränderte Bedingungen einstellen und dich an sie anpassen. Dazu musst du dich vielleicht von der ein oder anderen lieb gewonnenen Pflanze oder auch Gewohnheit trennen und offen sein für neue Ideen. Jetzt, nachdem du weißt was grob auf dich und deinen Garten zukommen wird lasse ich dich natürlich nicht ratlos „im Regen“ stehen, sondern ich werde dich in lockerer Folge mit konkreten Vorschlägen dazu versorgen, wie du deinen Garten nach und nach in einen klimafitten Zukunftsgarten umwandeln kannst. 


Quellen:

(1) Girndt, T., Gehmlich, A., Gernadt, Dr., P (2016): Seydlitz. Erdkunde Einführungsphase Hessen. Schroedel, Braunschweig.

(2) Buchal, C., Schönwiese, C.-D. (2010): Klima. Die Erde und ihre Atmosphäre im Wandel der Zeiten. Herausg. Helmholtz Gemeinschaft. MOHN Media, Gütersloh.

(2) https://www.eskp.de/klimawandel/wie-beeinflusst-der-klimawandel-den-jetstream-9351059/ (besucht am 07.03.2022)

(3) https://www.awi.de/ueber-uns/service/presse/presse-detailansicht/erwaermung-der-arktis-fuehrt-zu-wetterextremen-in-unseren-breiten.html (besucht am 07.02.2022)

(4) https://www.pik-potsdam.de/de/aktuelles/nachrichten/wetterextreme-im-sommer-2018-waren-verbunden-durch-stockende-riesenwellen-im-jetstream (besucht am 09.02.2022)

(5) https://www.faz.net/aktuell/wissen/erde-klima/stimmt-das-der-klimawandel-schwaecht-den-jetstream-17616634.html (besucht am 09.02.2022).

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