Gehörnte Mauerbienen (Ostia cornuta) gehören für mich genau so zu den ersten Frühlingsboten, wie Krokusse und Hummelköniginnen. Nach einem milden Winter, wenn der Frühling bereits Ende Februar, Anfang März loslegt, ist auch mit der gehörnten Mauerbiene zu rechnen, gut zu erkennen an ihrem pelzigen, rostroten Hinterleib. Die gehörnte Mauerbiene gehört, wie die meisten Wildbienen, zu den solitär lebenden Bienen. Als „Einsiedler“ werden Brutröhren ohne Hilfe von Artgenossen errichtet.
Wo kommen die Mauerbienchen jetzt her, so früh im Jahr? Heute erfährst du ein bisschen was über ihren Lebenszyklus und wie du ihnen mit geeigneten Futterpflanzen und Nisthilfen unter die Flügelchen greifen kannst! Wie die meisten solitär lebenden Wildbienen, ist auch die gehörnte Mauerbiene äußerst friedlich: Gerne setzt sie sich auch mal auf Pulloverärmel, wo man sie dann wunderbar aus direkter Nähe beobachten kann. Deshalb sind Mauerbienen übrigens die perfekten Kandidaten, um ängstliche Kinder an die faszinierende Welt der Wildbienen heranzuführen.
Was macht die Mauerbiene im Winter?
Wer da jetzt bei dir im Garten herumbrummt, hat den Winter bereits als fertig entwickeltes Bienchen in seiner Brutkammer verbracht. Letztes Jahr im Frühling, hat eine weibliche Mauerbiene in einer Brutröhre hintereinander mit Lehm und Speichel mehrere Kammern „gezimmert“, in die sie jeweils ein Ei und ein Proviantpaket aus Pollen und Nektar abgelegt hat. Das können bis zu 12 Kammern hintereinander sein! In den hinteren, also zuerst gezimmerten Kammern, entwickelten sich Weibchen, in den vorderen Kammern Männchen. Aus jedem Ei schlüpfte eine kleine Mauerbienenlarve, die sich über die nahrhaften Vorräte hermachte und bereits im Sommer zu einer fertigen Biene herangewachsen war. Ihre Mutter hat sie niemals kennen gelernt, denn das Leben einer gehörnten Mauererbiene ist kurz und sie stirbt bereits, bevor ihre Brut voll entwickelt ist. Mit dem Schlüpfen hatte es unsere Nachwuchsbiene allerdings nicht eilig…was hätte eine Mauerbiene Ende des Sommers, mit Herbst und Winter vor der Tür, auch schon in deinem Garten anstellen sollen. Statt dessen hat sie den Winter über „kuschelig“ und sicher in ihrer ehemaligen Brutkammer auf die neue Wildbienensaison gewartet.
Mauerbienen im Frühling: In kurzer Zeit ist viel los!
Zuerst schlüpfen die Männchen aus den Brutkammern, sie machen sozusagen den Weg frei. Dann, einige Tage später, schlüpfen auch die Weibchen aus den hinteren Brutkammern. Nach erfolgreicher Paarung beginnen die Weibchen dann alleine mit dem Bau ihrer Brutröhren. Die Männchen beteiligen sich daran nicht…faule Bande:-). Bereits Mitte Mai endet das Leben der gehörnten Mauerbiene auch schon wieder: Es bleiben ihr also nach der Paarung nur knappe 5-6 Wochen, um erfolgreich für ihren Nachwuchs zu sorgen, so dass im kommenden Jahr eine neue Generation Mauerbienen schlüpfen kann. Pro Jahr entsteht also lediglich diese eine Generation.
Hier bekommst du mal einen kleinen Eindruck davon, was bei mir im Garten zur Zeit an den Nisthilfen los ist:-).
Emsiges Gewusel
Ich habe für dich ein kurzes Video aufgenommen, in dem du das fleißige Mauerbienchen- Gebrumme an meinen Nisthilfen bestaunen kannst. Sie hängen in Südausrichtung an unserer alten Burgmauer, in direkter Nähe zu unserem Naschgarten, in dem gerade Aprikose, Süßmandel, Birne und Kirschpflaume das Buffet eröffnet haben. So gut, wie die Nisthilfen angenommen werden, scheint dieser Standort ideal zu sein.
Geeignete Futterpflanzen anbieten
Gehörnte Mauerbienen sind früh im Jahr unterwegs und auf Futter angewiesen. Du kannst sie unterstützen, in dem du in deinem Garten geeignete Futterpflanzen anbietest, deren Blüte genau in die Aktivitätszeit der Mauerbiene fällt. Wie die meisten Wildbienenarten, fliegen auch Mauerbienen keine weiten Strecken, weshalb es entscheidend ist, dass sie ausreichend Futter in der Nähe ihres Nestes finden. Da Mauerbienen genau zur Blütezeit unserer Obstgehölze auf Futtersuche sind, sicherst du dir automatisch einen guten Fruchtertrag, wenn du ihnen hilfst und sie in deinem Garten Willkommen heißt.
Hier einige wichtige Futterpflanzen:
- Krokus
- Blaustern
- Schneeheide
- Blaukissen
- Traubenhyazinthe
- Veilchen
- Kuhschelle
- Alle Obstbäume: Apfel, Birne, Aprikose, Süßmandel (im Bild) usw.
- Weiden: Salweide, Rosmarinweide u.a.
- Andere Frühblühende Sträucher und Bäume, z.B. Berberitzen, Schlehe, Feldahorn u.a.
Geeignete Nistplätze schaffen
Gehörnte Mauerbienen brauchen geeignete Hohlräume, in denen sie ihre Brutkammern bauen können. Glücklicherweise sind sie dabei alles andere als wählerisch und deshalb vor allem im Siedlungsraum sehr häufig anzutreffen. Angenommen werden vorhandene Hohlräume verschiedener Form und Größe: Mauerritzen, Löcher im Wandverputz, Abflußröhrchen und Ritzen von Fensterrahmen, Vertiefungen in Steinen, alte Nester von Pelzbienen (Anthophora plumipes, A. fulvitarsis). Bei mir siedeln sie auch gerne in Schraubenlöchern des Sonnenschirmes und unserer Holzgartenmöbel:-). Rostrote Mauerbienen besiedeln auch sehr gerne geeignete Nisthilfen (z. B. Bohrungen in Holz, Bambusrohr, bevorzugter Innendurchmesser 8–9 mm, Länge 20–25 cm), sofern diese unmittelbar an der Hauswand oder sonstigen größeren Flächen angebracht sind. Möchtest du also Mauerbienen in deinem Garten gezielt fördern, kannst du geeignete Nisthilfe anbringen.
Ungeeignete Nisthilfen: So bitte nicht…
Viele Nisthilfen, die in Baumärkten und Einkaufscentern angeboten werden, sind ungeeignet, werden entweder gar nicht angenommen, sind also komplett nutzlos, oder werden zu Todesfällen.
Nicht in Stirnholz bohren (klassische Baumscheibe), denn es entstehen durch die Trocknung des Holzes Risse und Fasern.
Nicht in Weichholz (z.B. Fichte) bohren, denn die Holzfasern verletzen die Flügel der Tiere, was einem sicheren Todesurteil gleichkommt.
Lochziegel und Gasbetonsteine sind komplett nutzlos: Ihre Hohlräume sind zu groß und werden nicht besiedelt.
Keine Acrylglasröhrchen verwenden: Sie sind luftundurchlässig. Deshalb sammelt sich im Inneren durch Kondenswasser Feuchtigkeit an. In Folge dessen verpilzt die Brut und stirb ab.
Nicht Richtung Westen aufhängen: Westen ist die Wetterseite. Zeigen die Brutgänge Richtung Westen, bekommen sie Wind und Regen ab und es besteht die Gefahr dass sich Pilze breitmachen und die Brut stirbt. Ausrichtung nach Südosten ist ideal.
Nicht in Bäume hängen, denn schwankende Nisthilfen sind nicht geeignet. Befestige die Nisthilfe statt dessen fest an einer Hauswand, einem Zaunpfahl u.ä.
Hier kannst du nochmal nachlesen was du unbedingt vermeiden solltest.
Meine zwei Favoriten unter den käuflichen Nisthilfen
Die folgenden zwei Nisthilfen finden sich in meinem Garten seit einigen Jahren und werden sehr gut angenommen. Für beide musst du noch eine Art Häuschen zimmern, damit sie vor Feuchtigkeit und Schlagregen geschützt sind. Ich werde demnächst mal wieder mit zwei Freundinnen neue Häuschen bauen, dann zeige ich dir wie das geht! Bringe deine Häuschen in max. 1 Meter Höhe an einem festen Untergrund an und sorge dafür, dass deine Nisthilfe frei zugänglich ist, die Bienen in ihrem Anflug also nicht von Sträuchern oder Stauden unmittelbar davor behindert werden.
1. Nistblock aus Holz:
Ein solches Nistholz aus Buche gibt es entweder nur für Mauerbienen (mittleres Nistholz im Foto), oder für die Ansiedlung verschiedener Wildbienenarten, dann mit unterschiedlichen Lochdurchmessern ausgestattet: Du kannst das Nistholz auf der Seite Naturschutzcenter.de erwerben. Hier kommst du direkt zum Nistholz für Mauerbienen.
2. Bienenstein aus Ton von Volker Fockenberg
Dieser Bienenstein aus Ton von Volker Fockenberg ist über seine Seite Wildbiene.com erhältlich: Auf Grund der verschiedenen Lochdurchmesser bietet er vielen unterschiedlichen Wildbienen Nistraum, mit den größten Löchern auch Mauerbienen.
Mauerbienen kaufen?
Im Internet findet du viele Angebote für den Kauf einer „Starterpopulation“ Mauerbienen. Und vielleicht hast du auch bereits darüber nachgedacht, ob das eine gute Idee wäre. Meine klare Antwort darauf ist: Nein! Das Geld kannst du viel sinnvoller in Nisthilfen und geeignete Futterpflanzen investieren! Gehörnte Mauerbienen sind nicht selten und deshalb auch bestimmt in deinem Garten auf Futtersuche. Sie werden sich sehr gerne bei dir ansiedeln und vermehren wenn du ihnen ein unwiderstehliches Angebot machst. Auch in meinem Garten tauchten sie zuerst nur vereinzelt auf. Nachdem infolge meiner radikalen Gartenumgestaltung immer mehr Futterpflanzen bei mir heimisch wurden und auch das Angebot an Nistmöglichkeiten stetig wuchs, wurden und werden es nun von Jahr zu Jahr mehr:-).
Du möchtest mehr über den Lebenszyklus der gehörnten Mauerbiene erfahren?
Dann schau mal auf der Wildbienen Infoseite „Faszination Wildbienen“ (wildbienen.info) von Paul Westrich hier und hier.