Was gibt es im Novembergarten zu entdecken und was ist jetzt noch zu tun?
Herbst ist die Zeit des faulen Gärtners
Die gute Nachricht zuerst: Im Herbst ist im Zukunftsgarten so gut wie nichts zu tun. Vor allem hat deine Schere jetzt schon Winterpause. Warum, erkläre ich dir in diesem Beitrag.
Der November ist bei vielen Gärtnern nicht gerade der Lieblingsmonat. Die Tage da draußen sind jetzt kurz, oft grau und regnerisch. Dabei lohnen sich Gartenspaziergänge zu jeder Jahreszeit und auch im November gibt es viel zu entdecken. Es ist erstaunlich, wie viele Stauden immer noch oder schon wieder blühen. Gerade so als wollten sie diese Blüten trotzig dem Herbst und herrennahenden Winter entgegenstrecken. Blüten finden sich auch noch bei den Rosen und Sträuchern. Und ist der Tag für deinen Gartenspaziergang nicht zu verregnet, kannst du auch noch etliche Fluginsekten dabei beobachten, wie sie an diesen Blüten nach Nahrung suchen.
Ich nehme dich mal kurz mit raus, so dass du schauen kannst, was bei mir alles noch blüht:
Doch auch wenn es hier und dort noch trotzig blüht, dominieren in den Staudenflächen jetzt Samenstände, Stängel und Gräser und ich finde es faszinierend welche kunstvollen Formen und Strukturen sich dort entdecken lassen. Hier suchen sich jetzt zahlreiche Insekten Überwinterungsquartiere und die Samen sind wichtiges Winterfutter für Vögel und Kleinsäuger. Noch immer sind viele Stauden dabei, wertvolle Nährstoffe aus Stängeln und Blättern in die bodennahe Blattrosette oder in unterirdische Speicherorgane zurückzuziehen. Nach und nach stirbt so alles oberhalb der Blattrosette ab und dient während des Winters auch als Frostschutz für die Stauden. Deine Staudenflächen lässt du deshalb bitte komplett unangetastet, nichts wird jetzt zurückgeschnitten, ab- oder aufgeräumt! Dein Garten bereitet sich ganz alleine auf den Winter vor und braucht dich dazu nicht. Wenn du jetzt Verblühtes zurückschneiden würdest, würdest du erstens die Stauden schwächen, weil sie noch nicht mit ihrer Nährstoffeinlagerung fertig sind und du würdest zweitens einen kompletten Lebensraum einfach „abräumen“, auf den die Tierwelt jedoch dringend angewiesen ist. Erst am Ende des Winters, kurz bevor die Frühblüher ihre Köpfchen aus dem Boden recken, ist der Zeitpunkt gekommen, an dem du deine Staudenflächen schneiden kannst. Achte mal darauf wie wenig Biomasse dort dann im Vergleich zu jetzt nur noch übrig ist. Wie dieser Rückschnitt am besten funktionier erfährst du in meinem Artikel „Frühlingsrasur“.
Oft liegt Schönheit im Auge des Betrachters. Ich empfinde diese herbstlichen Staudenflächen überhaupt nicht als „unordentlich“, oder gar hässlich, sondern freue mich an der großen Struktur- und Formenvielfalt, die man jetzt entdecken kann. Ich habe dazu ein paar Eindrücke für dich gesammelt, klick dich einfach mal durch:
Zwei Dinge kannst du aber doch noch tun in deinen Blühflächen: Du kannst zusätzliche Überwinterungsquartiere für Spinnen und Insekten aufstellen und du kannst empfindliche Gräser als Schutz vor zu viel Nässe und Frost zusammenbinden.
Solche „Käferzipfel“ kannst du entweder selber töpfern, sofern du die Möglichkeit hast, oder sie bei lieben Menschen über die Platform etsy bestellen. Meine selbst getöpferten Zipfel sind ca. 25-30 cm hoch, an der Spitze geschlossen und haben unten eine Öffnung von ca. 12 cm Durchmesser. Innen sind sie unglasiert, außen macht sie eine Glasur frost- und wetterfest. Regenwasser fließt also außen ab, während es innen absolut trocken bleibt.
Du füllst sie locker mit Holzwolle (Stroh oder Heu sind nicht geeignet, da sie bei hoher Luftfeuchtigkeit zu schnell schimmeln) und steckst sie auf einen Stab, der nicht zu glatt sein sollte, da die potentiellen Bewohner an ihm in ihr kuscheliges Winterquartier hochlaufen. Ich nehme dazu gerne die Kastanienlatten von Staketenzäunen. Die Käferzipfel nicht höher positionieren als die höchsten Stauden.
Ich habe bei meinem Gartenspaziergang mal vorsichtig in verschiedene Zipfel reingelunzt und allerlei Spinnen und Wanzen entdeckt. Es gab auch Ohrenkneifer und, zu kleinen Häufchen zusammengekuschelte, Marienkäfer. Allerdings habe ich nicht all diese Kandidaten in friedlicher Koexistenz in einem Zipfel gefunden, sondern verteilt auf mehrere, du solltest also nicht nur einen Zipfel aufstellen, wenn es keinen Streit geben soll:-).
Käferzipfel verbleiben wie alle Insektenhotels ganzjährig im Garten.
Hier habe ich mal ein Beispiel für ein Gras, das dankbar ist, wenn man es über den Winter zusammenbindet. Es ist Festuca mairei, der Atlasschwingel. Ein ziemlich monumentales Gras, dem Sommertrockenheit nichts anhaben kann, das aber bei zu viel Nässe schnell mal anfängt zu faulen. Auch das Innere solcher Gräserbüschel ist ein tolles Überwinterungsquartier für kleine Gartenbewohner.
Herbst im Garten ist die Zeit des faulen Gärtners. Denn auch Bäume und Sträucher lässt du jetzt in Ruhe. Bitte vor dem Winter auch hier nichts schneiden. Auch für sie gilt nämlich, dass sie sich jetzt auf den Winter vorbereiten, indem sie Baustoffe aus Blättern zurückziehen und einlagern, bevor sie die Blätter dann anschließend loswerden. Das ist übrigens auch der Grund für die wunderschönen herbstbunten Blattverfärbungen. Während der Vegetationsperiode sind die Blätter wegen des Chlorophylls grün gefärbt. Chlorophyll ist für die Pflanze zu wertvoll und eine jährliche Neusynthese wäre viel zu kräftezehrend, weswegen es aus den Blättern zurückgezogen und für den Blattneuaustrieb im Frühling eingelagert wird. Zurück bleiben andere Blattfarbstoffe, die normalerweise vom Chlorophyll überlagert werden. Daher sehen viele Blätter jetzt gelb, orange und rot aus.
Der zweite Grund, warum du auch Gehölze erst gegen Ende es Winters schneiden solltest, ist, dass Schnittwunden über den Winter sehr schlecht heilen. Wie auch, die Pflanzen befinden sich ja in der Winterruhe. Zusätzlich können Pilze und Bakterien bei nasser Witterung leicht in Wunden eindringen und die Pflanzen dauerhaft schwächen. Gedulde dich deswegen bitte auch hier bis zum Ende des Winters.
So. Jetzt, am Ende unseres Gartenspazierganges angekommen, sammeln wir noch alle Vogeltränken ein, die nicht frostfest sind, säubern sie mit Essigwasser und lagern sie bis zum Frühling trocken im Gartenschuppen ein. Dann sind wir fertig, gehen in unsere gemütlichen Küchen, trinken Tee, knabbern an einem ersten Lebkuchen und lassen uns selbst und die Natur im Garten zur Ruhe kommen.