Leben wagen!

Käfergewusel in einer Blüte von Sorbus Dodong

Die grundlegende Idee hinter meinem Konzept des Zukunftsgartens ist so dermaßen einfach, dass du ihr vielleicht erst einmal gar nicht über den Weg traust!

Man muss den Mut haben den Garten leben zu lassen! Alles andere ist langfristig immer zum Scheitern verurteilt.“

Jetzt stellst du dir vielleicht eine ehemals gepflegte Gartenfläche vor, die komplett von „Unkraut“ überwuchert wurde, weil der Gärtner beschlossen hat sie der Natur zurückzugeben. Und vielleicht schüttelst du resigniert den Kopf, weil deine Vorstellung von einem Gartenparadies eine andere ist. Dann kann ich dir zum Glück versichern, dass dieses Szenario definitiv nicht der Weg zu einem Zukunftsgarten ist, den ich dir vorschlagen würde, auch wenn dieser Garten zweifelsohne auf dem Weg zu mehr Lebendigkeit ist. Was also ist gemeint mit mehr Leben im Garten?

Dazu zunächst einmal eine kleine Geschichte von einem sehr fleißigen Gärtner:

Unser fleißiger Gärtner hat, ohne dass ihm dies bewusst ist, ein sehr eingeschränktes Verständnis von Natur. In vielerlei Hinsicht ist Natur für ihn sogar negativ belegt. Natur ist Unkraut, Ungeziefer, Wildnis. Natur bedeutet Kontrollverlust. Natur muss gezähmt und geordnet werden, denn nur so entsteht ein Garten. Um den muss man sich dann kümmern, damit er nicht verwildert und überwuchert wird. Ein einmal wild gewordener Garten ist verloren, da wird er nie wieder Herr im Grün.

Ein Garten muss in Form gehalten werden. Unbedingt! Also wird geschnitten was das Zeug hält. Am Ende stehen sie dann in Reih und Glied. Jeder Strauch zeigt die ihm zugewiesene Silhouette, nimmt nur den ihm zugewiesenen Raum ein. Der Rasen ist getrimmt. Überhaupt ist der Rasen eigentlich ein Kapitel für sich. Auf seiner Rasenfläche befindet sich unser Gärtner in einem permanenten Kriegszustand mit Löwenzahn, Kriechendem Günsel, Wegerich & Co, die sich erdreisten das perfekte Bild des ehemals doch so wunderbar weich-samtigen Rollrasens zu zerstören. Und erst die vielen Gänseblümchen. Der Tod jedes Rasens. Dieses Unkraut muss unbedingt entfernt werden bevor es seine Samen tausendfach verteilt, sonst hat er verloren. Düngen, kalken, vertikutieren, mähen. Am Zustand seines heiligen Rasens zeigt sich doch ob er ein wirklich tüchtiger Gärtner ist oder ob bei ihm der Schlendrian haust. Unser Gärtner möchte auf keinen Fall riskieren, dass die Nachbarn ihn für einen Solchen halten.

Unser Gärtner ist stets wachsam: Geht es all seinen Schützlingen gut? Die Edelrose hat Blattläuse, die Stachelbeere Mehltau und, ach du meine Güte: Das dichte Gespinst im Apfelbaum, in dem sich Alien-gleich eine Armada von Raupen tummelt, ist definitiv ein Gelege der Apfelgespinstmotte. Letzteres hat seine Schädlings-App zuverlässig diagnostiziert. Doch keine Sorge, es ist noch nichts verloren. Für jedes Problem gibt es eine Lösung und im Gartencenter wird ihm fachkundig geholfen. Jetzt spritzt er was das Zeug hält. Er hat eine kleine Apotheke aus allerlei Mittelchen für jeden Schreck, der seine kleine Gartenwelt erschüttert. Und sie wirken! Er ist erleichtert und stolz, größeren Schaden von seinen Schützlingen abgehalten zu haben. Denn er liebt seine Pflanzen! Das tut er wirklich von ganzem Herzen. Also muss er ihnen auch helfen, wenn sie in Not sind!

Über die Anlage von Staudenbeeten denkt unser Gärtner sehr lange nach, hat ihn doch seine Schwiegermutter immer wieder eindringlich vor der Mühsal gewarnt, die solche mit sich bringen. Alles fängt dann aber mit den ersten, vor Pracht und Fitness nur so strotzenden Stauden aus dem Baumarkt an. So etwas will er. Muss er haben. Also legt er Beete an. Da er inzwischen weiß wie groß der Kampf gegen das Wilde ist, verlegt er Unkrautvlies, setzt Stauden an die ihnen zugewiesenen Plätze, mulcht die Zwischenräume und sein Garten wird bunt! Was für eine Pracht! Er liebt seine Beete und sorgt ab jetzt akribisch dafür, dass diese Schönheit Bestand hat. Erstaunlicher Weise erdreistet sich trotz seiner Umsicht mit dem Vlies die ein oder andere unerwünschte Pflanze seine Ordnung zu stören. Die Bestimmungs- App sagt: Das da ist Akelei und muss unbedingt raus bevor sie sich versamt. Seine restlichen Stauden sind Zuchtformen. Sie haben oft gefüllte Blüten und bilden keine Samen mehr aus, die irgendwo im Garten keimen könnten. Aus ihrer Richtung droht der Ordnung keine Gefahr, sie sind gezähmt. Leider bieten sie auch Insekten keine Nahrung mehr an. Das ist der Preis der Ordnung.

Der Sommer kommt und er bringt Hitze mit. Wochenlange Hitze. Der Rasen wird gelb, die Stauden welk, aber unser Gärtner kümmert sich! Er ist keiner, der Pflanzen kauft und sich dann nicht mehr kümmert. So einer ist er nicht! Er weiß was Verantwortung ist. Früh morgens schrillt ihn der Wecker aus erschöpftem Schlaf und er gießt. Alles! Und das meiste überlebt.

Das Reich unseres Gärtners war das Jahr über still. Beunruhigend still. Aber das hat er vor lauter Arbeit und Anstrengung überhaupt noch gar nicht bemerkt. Zu selten konnte er in seinem Liegestuhl ruhen und genießen was er erschaffen hat.

Sein Gartenjahr neigt sich schließlich dem Ende entgegen, doch unser Gärtner ruht noch nicht. Ein letztes Mal ruft er zu den Waffen, bevor sich die Ruhe des Winters über den Garten legen darf. Das Laub muss entfernt, die Stauden runtergeschnitten, die Sträucher am besten bereits jetzt zurückgestutzt werden. Ab mit dem Schnittgut zur Grüngutsammelstelle oder in die Biotonne. Erst jetzt ist sein Garten winterfest. Und auch unser Gärtner gönnt sich nach einem Jahr mit viel Kraft und Einsatz jetzt eine wohlverdiente Ruhe.

Doch bereits Anfang Januar, der Frost hat seine Welt noch fest im Griff, kribbeln seine Gärtnerfinger und er schmiedet neue Pläne. Der Vorgarten „sieht nicht aus“. Und überhaupt…so klein wie der ist, ist es viel zu aufwendig, den auch noch zu pflegen. Er kann sich nicht um alles kümmern! Er wird das Gestrüpp vor dem Haus entfernen. Vlies verlegen. Eine schöne Schicht aus Kieselsteinen darauf verteilen und dann einfach ein paar Kunstwerke draufstellen. Vielleicht ein paar freundliche Keramiktiere. Hauptsache es wird bunt! 

Zugegeben. Ich habe unseren fleißigen Gärtner ein wenig überspitzt beschrieben. Tatsächlich steckt eine Menge von seinem Wesen in vielen gärtnernden Menschen. Sie strengen sich ungeheuer an in ihrem Garten. Bis hin zur Erschöpfung, obwohl viele versuchen ihren Garten „pflegeleicht“ zu gestalten. Sie bemerken oft gar nicht, dass ihre Mühsal paradox und unnötig ist. Paradox ist sie, weil sie auf dem ihnen anvertrauten Stück Erde mit allen Mitteln gegen die Natur, gegen das Leben arbeiten, und doch oft gleichzeitig eine große Sehnsucht nach Naturerfahrungen in sich tragen. Sie bemerken diesen Widerspruch nicht. Meine Geschichte vom fleißigen Gärtner ist nicht böse gemeint und es geht mir ganz und gar nicht darum ihn bloßzustellen. Aber sie soll uns die Augen öffnen. Sie kann uns helfen unsere eigene Einstellung ganz grundsätzlich zu überprüfen. Die Geschichte ist so tragisch, weil unser Gärtner in seinem Eifer das alles Entscheidende übersieht: 

Wir sind keine außenstehende Kontrollinstanz über die Natur, sondern Teil von ihr, und als solcher in höchstem Maße von ihr und ihrem „Funktionieren“ abhängig. In Gärten geht es um ein Miteinander. Sich aus natürlichen Prozessen ausklinken zu wollen, bedeutet langfristig gesehen das Ende des Menschen, auch des gärtnernden, weil es eine Entscheidung gegen das Leben ist.“

Zu radikal? Ich denke nicht. Manchmal braucht es Radikalität, um zu erkennen wo das Problem liegt. Was ich damit sagen will ist, dass wir, bevor wir die Gestaltung unserer Gärten in Angriff nehmen, unseren individuellen Blickwinkel, den wir auf uns und die Natur haben, prüfen sollten. Was kennzeichnet denn das lebendige Wesen der Natur?

Natur kennzeichnet sich durch Kreisläufe und netzartige Beziehungsgeflechte. Verschiedene Pflanzen bieten jeweils unterschiedlichen Tierarten Nahrung und Lebensraum. Tiere stehen untereinander in vielerlei Beziehung: Räuber und Beute, Konkurrenz um Lebensraum, Nistplatz, Nahrung, gegenseitige Unterstützung, ein Zusammenleben mit wechselseitigem Nutzen (Symbiose) und und und… In diesem Netz geht nichts verloren. Tiere und Pflanzen, die sterben, werden durch bestimmte Organismen (man nennt sie Destruenten) zersetzt und erneut in die Biomasse der Pflanzen eingebaut. In diesem System sorgen Stoffkreisläufe dafür, dass keine Rohstoffe verschwendet werden. Es ist Recycling in Perfektion.

Stell dir dieses Beziehungsgefüge am besten als ein Netz vor aus einer ungeheuer großen Anzahl an unterschiedlichen Mitgliedern, die du jeweils an den „Knotenpunkten“ dieses Netzes platzierst. Von jedem dieser Knotenpunkte führen Verbindungsfäden zu anderen Knotenpunkten, mit denen diese Art in Verbindung steht. Das Netz ist dadurch unglaublich dicht gewebt und stabil. Eine netzförmige Hängematte aus nur wenigen Knoten hält dich zwar, wenn du in ihr liegst, je mehr Knoten und Zwischenfäden sie aber besitzt, desto sicherer trägt sie dich. Es ist die große Anzahl an Verbindungen und Wechselwirkungen die unser Netz so stabil hält, wobei Stabilität in der Natur bedeutet, dass Veränderungen, wie zum Beispiel die starke Vermehrung von Blattläusen, innerhalb des lebendigen Systems ausgeglichen werden können. Vermehren sich Blattläuse, vermehren sich auch Fressfeinde von Blattläusen. Die Blattlausanzahl wird reduziert und die von den kleinen Saugern gebeutelten Pflanzen erholen sich rasch. Das ist ein stark vereinfachtes Beispiel. In der Realität sind die Verflechtungen und Kontrollmechanismen deutlich komplexer. Ein intaktes System reguliert sich durch sie ohne Eingriffe von außen, durch Rückkopplungsprozesse (positiv und negativ) aus sich selbst heraus und kehrt am Ende wieder zu einem Gleichgewicht zurück.

Stell dir als Beispiel eine Blumenwiese vor, in der zahlreiche Pflanzen- und Tierarten in einer Gemeinschaft zusammenleben. Jetzt reduzierst du nach und nach die Arten, die in deiner Wiese leben. Du schneidest in diesem Netz damit nach und nach Knoten, die ja den einzelnen Arten entsprechen, heraus. Was passiert? Die Verbindungsfäden zu anderen Knoten reißen ab und hängen lose in der Luft. Ganze Bereiche des Netzes können dadurch wegfallen. Wenn sich ein „Schadinsekt“ massenhaft vermehrt, gibt es vielleicht keine Fressfeinde mehr, die diesen Zustand wieder ins Gleichgewicht bringen könnten. 

Wenn du dieses Gedankenexperiment immer weiter fortführst, kommt ein Punkt an dem das Netz reißt. Am Ende bleiben isolierte Knoten übrig. Im Wiesenbeispiel hast du nun statt einer artenreichen Wiese einen Zierrasen angelegt und bekommst wahrscheinlich sofort eine Idee des Problems. Dieser Rasen existiert vollkommen herausgelöst aus allen natürlichen Beziehungen. Du hast ihn von anderen Pflanzen, mit denen Gras er in der Natur in einer Lebensgemeinschaft leben würde, getrennt. Du trennst ihn von Stoffkreisläufen, indem du ihn mähst und das Schnittgut entfernst. Als Folge musst du ihn düngen. Du verhinderst jede Form der Lebensgemeinschaft, indem du nur wenige Grasarten in deinem Rasen zulässt und alle aufkeimenden Wildpflanzen ausmerzt.  Ab dem Moment, in dem du ihn geschaffen hast, versucht die Natur alles dafür zu geben ihn in ein lebendiges System zurück zu verwandeln! Und sie würde es schaffen, wenn man sie ließe. Es würden Samen herangeweht werden, die ersten Wildpflanzen würden keimen und schließlich blühen, Bestäuber würden angelockt werden, ihre Fressfeinde würden folgen.

Wahrscheinlich hat dein Garten nicht nur eine Rasenfläche zu bieten. Aber wenn er insgesamt außer diesem Rasen nur ein paar traurige Lorbeerkirschen, eine Hand voll Ziersträucher, vielleicht einige Rosen und ein paar Prachtstauden besitzt, dann entsteht insgesamt in diesem Garten kein Netz. Die wenigen Knoten stehen nicht oder nur mit sehr wenigen Fäden miteinander in Beziehung. Du hast einfach zu wenige Knoten für ein Netz. 

Einen solchen Garten kannst du nur nur mit viel Aufwand und Ressourcenverbrauch künstlich am Leben erhalten. Tritt irgendein Problem auf, zu viele Schädlinge, zu große Trockenheit oder Starkregen, musst du dich darum kümmern, denn natürliche Regulationsmechanismen hast du in diesem Garten außer Kraft gesetzt.

Jetzt lass uns noch ein Stück weiterdenken. Der einzelne Knoten kann dein Zierrasen sein. Aber letztendlich bist auch du als Mensch ein Knoten. Und auch für dich gilt: Löst du zu viele andere Knotenpunkte im Netz, hält dich die Hängematte irgendwann nicht mehr und du fällst heraus. Schneidest du alle Fäden zu anderen Arten im Netz ab, bleibst du alleine losgekoppelt von allem zurück und kannst langfristig nicht überleben. Natürliche Systeme kollabieren irgendwann wenn zu viele Knoten gelöst, zu viele Verbindungsstricke zerschnitten sind. Und nach allem was man weiß gibt es „Kipppunkte“. Das sind Szenarien, in denen das Ausmaß der Zerstörung zu groß ist, als dass sich das System durch Selbstheilung wieder in den ursprünglichen Gleichgewichtszustand zurückversetzen könnte. Es kann sich dann nicht mehr regenerieren.

Sind zu viele Knoten, beispielsweise zu viele Insektenarten verschwunden, brechen die Kontroll- und Regulationsmechanismen zusammen.

Die teilweise in der chinesischen Region Sichuan bereits heute notwendige Bestäubung von Apfel- und Birnbäumen von Hand, weil es kaum noch bestäubende Insekten gibt,  ist ein sehr düsteres Zukunftsszenario. Und es funktioniert nicht annähernd so gut wie durch Bienen!

Ein Zukunftsgärtner nimmt sich also als Teil der Natur wahr und hat verstanden, dass er mit ihr auf Gedeih und Verderb verbunden und daher vom Funktionieren ihrer Kreisläufe und Beziehungsgeflechte hochgradig abgängig ist. Er hat verstanden, dass sein Garten zur dann eine Zukunft hat, wenn er auf zukünftige Veränderungen flexibel aus sich selbst heraus reagieren kann. 

Dennoch ist auch ein Zukunftsgarten immer eine vom Menschen „künstlich“ geschaffene Welt, eben ein Garten und keine Wildnis. Aber wir können und müssen uns bei der Anlage von Gärten die Natur zum Vorbild nehmen. Der erste Schritt hin zum Zukunftsgarten ist es deshalb, die Natur ganz genau zu beobachten. Welche Pflanzen leben in intakten Naturräumen an welchen Standorten? In welchen Pflanzengemeinschaften? Habe ich in meinem Garten Bereiche, die solchen natürlichen Standorten entsprechen? Oder kann ich Bereiche so gestalten, dass sie solchen natürlichen Standorten ähneln.  Habe ich beispielsweise einen steilen Südhang oder eine schattige Senke? 

Anstatt meinem Garten Pflanzen „überzustülpen“, die ich eben unbedingt haben möchte und dann evtl. mühsam am Leben halten muss, versuche ich also in verschiedenen Bereichen kleine Naturräume zu schaffen. Diese brauchen kaum Pflege, da die Pflanzen an diese Standortbedingungen wie beispielsweise einen sonnigen Trockenstandort, angepasst sind. In diesen Naturinseln reguliert sich der Garten selber, weil dort viele verschiedene Arten in wechselseitigen Beziehungen zusammenleben. Nach und nach stellt sich ein reiches Tierleben ein. Ich kann beobachten, wie sich der Garten dynamisch verändert. Indem ich zulasse, dass sich Pflanzen natürlich vermehren, passt sich mein Garten an den Standort an und zwar besser, als ich es je planen könnte. Dabei gilt: Je mehr verschiedene solcher Lebensraumstrukturen mein Garten beherbergt, Steinzonen, Blühwiesen, Totholzhaufen, wilde Hecken, Streuobst, Sumpfzone usw., desto mehr Verknüpfungen und wechselseitige Beziehungen entstehen zwischen ihnen. Mein Garten entwickelt ein stabiles Beziehungsgeflecht. Um ihn auch für die Klimaveränderungen der nächsten Jahrzehnte fit zu machen, richte ich meinen Blick auf Naturräume in denen heute schon unser Klima von morgen herrscht. Dazu bei Zeiten ein eigener Blogbeitrag.

Ein solcher Garten ist dennoch immer noch ein Garten. Und er braucht seinen Gärtner. Er kommt nicht ohne Pflege aus, nur ist diese vollkommen anders als im Eingangsbeispiel und der Pflegeaufwand ist minimiert.

Ließen wir den Entwicklungen im Garten ihren freien Lauf, so würden sich die unterschiedlichen Bereiche fortwährend in einem als Sukzession bezeichneten Prozess weiterentwickeln und verändern, bis hin zu einer stabilen Pflanzengesellschaft, welche für unsere Breiten und den jeweiligen Standort typisch ist. In Wildstaudenflächen würden sich erste Sträucher ansiedeln, gefolgt von schnelllebigen Baumarten bis am Ende aus unserem Garten eine Waldfläche entstanden ist. 

Wir möchten natürlich stattdessen unseren Garten behalten, also sorgen wir durch gezielte Eingriffe, z.B. das Mähen unserer Wildstaudenflächen nach dem Winter oder das Entfernen von Baum und Strauchschösslingen dafür, dass unser Zukunftsgarten seinen Strukturreichtum behält. Auch in unserem Garten gibt es „unerwünschte Beikräuter“, die wir im Blick behalten sollten. Jäten muss auch der Zukunftsgärtner. Denn dass die frisch eingesäte Wildstaudenwiese beispielsweise nach kurzer Zeit von Kompasslattich (Lactuca serriola) überwuchert wird, will er natürlich nicht.

Ein lebendiger Garten ist ein Lebensraum für alle, aber keine ungezähmte Wildnis. Er kann alle Wünsche seiner Bewohner erfüllen, von einer Nutzgartenfläche für Obst und Gemüse, einem Spielbereich bis hin zur Entspannungsoase für seinen Zukunftsgärter.  Mit Hängematte. Aber einer sehr stabilen!

Also lasst uns bitte mehr Leben wagen!


Weiterlesen:

Es gibt eine Vielzahl von Büchern zum Thema. Im Prinzip fasst schon jedes Ökologiebuch aus der Oberstufe die Grundlagen gut zusammen. 

Wer weiterlesen möchte wie sich diese ökologischen Grundlagen auf Gärten übertragen lassen, dem lege ich vor allem einen Autor ans Herz und zwar Markus Gastl. Zu ihm und seinem Konzept des Drei- Zonen-Gartens gibt es bei Zeiten mal einen eigenen Blogbeitrag, weil es extrem gut auf den Punkt bringt, wie wir unsere Gärten nachhaltig und zukunftsfähig gestalten können. Ich liebe dieses Buch! Es ist eine absolute Leseempfehlung!

Gastl, Markus (2016): Drei-Zonen-Garten. Vielfalt. Schönheit. Nutzen. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München.


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