Keine Angst vor Dornen

Weißdorn mit leuchtend roten Früchten
Weißdorn mit leuchtend roten Früchten ( Bild: © Anke Leins)

Heute erfährst du warum Weißdorn in jeglicher Hinsicht eine Bereicherung für deinen Garten ist.

Die Idee zu diesem Beitrag kam mir durch einen Kommentar zu meinem Artikel über Bewässerungssäcke für Bäume. Hier beschrieb Barbara nämlich den wunderschönen großen Weißdorn in ihrem Vorgarten. Und meine Gedanken dazu waren in etwa zeitgleich „Oh ja wie wunderbar“! und …“ Oh wie schade, dass man ihn in so wenigen Gärten sieht“. Daher jetzt mal ein ganzer Beitrag zu diesem wunderbaren Dornengewächs und Möglichkeiten ihn im Garten einzusetzen:-).

Die Gattung Weißdorn (Crataegus) umfasst die beeindruckende Zahl von rund 1200 Arten, davon etwa 90 in Europa und Asien und 1100 in Nordamerika heimisch. Der Name stammt von dem griechischen „krataigos“ ab, was „hart“ oder „fest“ bedeutet und sich vermutlich auf das Holz der Weißdorne bezieht. Alle Weißdorn-Arten gehören zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Je weiter entfernt die Heimat der Pflanzen sind, die wir in unseren Gärten pflanzen, desto geringer ist ihr Wert für die heimische Tierwelt. Daher konzentriere ich mich hier auch nur auf die Arten, die in unseren naturnahen Gärten Heimat finden sollten, weil sie noch nicht zu weit entfernt von unseren heimischen Weißdornarten sind.

Der Eingrifflige Weißdorn, Crataegus monogyna  ist unser heimischer Weißdorn, den du vor allem in lichten Feldhecken, Gebüschen, auf Wiesen und an sonnigen Waldrändern findest. Er wächst als großer Strauch, liebt tiefgründige, nährstoffreiche (lehmige), mäßig trockene, kalkhaltige Böden, toleriert aber auch noch magere Standorte. Eingriffliger Weißdorn braucht unbedingt sonnige Standorte; im Schatten blüht und fruchtet er kaum. Hinsichtlich seiner Robustheit ist er kaum durch andere einheimische Sträuchern zu übertreffen: Hitze, Trockenheit, Wind und Frost mögen zwar nicht seine Lieblingsbedingungen sein, aber er hält sie gut aus. Zumindest sobald er erst einmal gut eingewurzelt ist, denn sei Wurzelwerk ist tief und weit reichend.

Weißdornblüte
Weißdornblüte: Zarter Flor in weiß (Quelle: Pixabay)

Was spricht für mehr Weißdorn im Garten?

Weißdorn ist zu jeder Jahreszeit ein absoluter Blickfang: Von Mai bis Juni erscheinen die duftenden, weißen Blüten, die von zahlreichen Insekten umschwirrt werden. Die Blütenpracht kann dann so üppig ausfallen, dass der Strauch für zwei bis drei Wochen unter dem weißen, intensiv süß duftenden Flor verschwindet. Die zarten Blüten werden gerne von Bienen, Hummeln und Schmetterlingen besucht. Neben Nektar sammeln die Bienen dabei einen sehr hellen, fast weißen Pollen ein. Der Name „eingriffelig“ weißt auf ein wichtiges Blütenmerkmal und Unterscheidungskriterium zu anderen Weißdornarten hin:  Seine Blüten besitzen nur einen Blütengriffel (das ist anatomisch der Teil, der die Narbe trägt, auf welcher der männliche Pollen bei der Bestäubung haften bleibt). Die rote Frucht enthält daher auch nur einen Samen.  Im Herbst erkennst du Weißdorn schon von weitem an seinen zahlreichen, rot leuchtenden Beeren, die lange am Strauch haften und so Vögeln und Säugetieren bis weit in den Winter hinein Nahrung bieten. Und schließlich färben sich seine Blätter im Herbst sozusagen als krönender Abschluss des Weißdornjahres zu einem leuchtenden gelb- orange. Weißdorn ist mit kräftigen Dornen bewehrt, die Vögeln einen guten Schutz vor Nesträubern bieten. Was neben der Bedeutung der Blüten vielleicht nicht ganz so bekannt ist, ist der Wert seiner wunderschön gelappten, dunkelgrünen Blätter als Nahrungsquelle für Insekten: Mindestens 273 Insektenarten (1) ernähren sich vom Weißdorn, wodurch er unter den „Superpflanzen“ für Insekten ganz weit vorne ist. So leben auf und vom Weißdorn zahlreiche Käfer-, Wanzen-, Blattläuse-, Wildbienen-, Wespen- und Falterarten. Alle diese Eigenschaften machen ihn zu einer einheimischen „Zukunftspflanze“, die hoffentlich bald wieder häufiger in unseren Gärten zu finden ist. Insofern denke ich manchmal, ist der Klimawandel nicht nur ein Fluch, sondern markiert vielleicht auch einen Wendepunkt in der Gartengestaltung, weil Menschen auf das Sterben ihrer Thuja und Lorbeerkirschenwüsten mit standortgerechten, zukunftsfähigen Pflanzen reagieren müssen und dabei auch den Wert unserer heimischen Pflanzenwelt wiederentdecken.

Sind die Einheimischen die neuen Exoten?

Im Moment scheint es noch so. In Zukunft hoffentlich nicht mehr! Trotz seiner überragenden ökologischen Bedeutung findet man Weißdorn leider noch eher selten in unseren Hausgärten. In konventionellen Baumschulen fristet er ein Schattendasein gegenüber allerlei Exoten aus der ganzen Welt, Forsythie, Deutzie, Weigelie & Co, die oft kaum einen Nutzen für unsere heimischen Insekten haben. Woran liegt das? Sind es seine Dornen, die die Menschen davon abschrecken, ihn häufiger zu pflanzen? Oder ist er vielleicht einfach bei vielen Menschen in Vergessenheit geraten, weil Gärtnereien und Baumschulen ihn nicht bewerben? Oder haben die Menschen vielleicht Angst davor, dass ihr Garten für so einen „Wildstrauch“ zu klein sein könnte? Nun, gegen solche Ängste kann man etwas tun, gegen die „Weißdorn-Wissenslücke“ auch:-): Ich gebe euch hier einfach mal ein paar Anregungen, wie ihr Weißdorn im Garten einsetzen könnt.

Eingriffliger Weißdorn in deinem Hausgarten

  • Hecke oder Solitär?

Weißdorn wird unbestritten zu einem Großstrauch von mindestens drei Metern Breite und mindestens 5 Metern Höhe heranwachsen. Somit ist er kein kleines Gehölz und dort, wo nicht viel Platz ist, solltest du dir vor der Pflanzung gut überlegen, wie du ihn einsetzen kannst. Späteres Umsetzen ist bei einem solchen Tiefwurzler nicht mehr möglich und einmal gepflanzt, kann und soll Weißdorn uralt werden dürfen. 100 Jahre und mehr sind für ihn nämlich kein Problem, insofern ist die Entscheidung für Weißdorn eine ziemlich nachhaltige!

Wenn dein Garten groß ist, ist Weißdorn eine wunderbare Heckenpflanze. Damit meine ich nicht die Schnitthecken, die in vielen Gärten angelegt sind. In einem naturnahen Garten finden wilde Hecken ihren Platz und bieten Nahrung und Lebensraum für eine Vielzahl an Tieren. Bei der Anlage solcher Hecken mit verschiedenen Wildsträuchern und Wildrosen, berücksichtigt man von Anfang an den Pflanzbedarf dieser Gehölze und pflanzt dementsprechend mit ausreichendem Abstand zum Nachbarn. Geschnitten wird möglichst wenig. Vielmehr gesteht man den Pflanzen zu sich gemäß ihrer natürlichen Wuchsform entwickeln zu dürfen. Daher sind wehrhafte Dornen in naturnahen Gärten auch kein Problem, man muss schließlich nicht mit den Pflanzen kämpfen. Schnitthecken sind dagegen künstlich geschaffene Elemente, die sehr pflegeintensiv sind. Häufig wird hier nur eine einzige Pflanzenart eingesetzt und der ökologische Wert ist eher gering. Wenn du aber doch eine Schnitthecke haben möchtest: Auch das geht mit Weißdorn gut! Weißdorne sind sehr schnittverträglich, sie erholen sich schnell auch von starkem Rückschnitt und treiben zuverlässig frisch aus. Daher können sie auch gut in Form gehalten und in Höhe und Breite beschnitten werden, ohne dass die Pflanzen langfristige Schäden davontragen. Aber wie gesagt: Empfehlen würde ich dir eine Schnitthecke ausdrücklich nicht!

Denn auch wenn dein Garten klein ist, kannst du Hecken mit Weißdorn gestalten, ohne zur Heckenschere greifen zu müssen: Es gibt nämlich eine Zuchtform, die schlank und säulenartig wächst und somit ohne Schnitt auch in jeden kleinen Garten passt. Es ist der Säulendorn“ (Crataegus monogyna „Stricta. Neben einem Einsatz in einer schlanken, wilden Hecke, wirkt er auch wunderbar als Solitär. 

Für eine Pflanzung als Solitärgehölz, also in Einzelstellung, eignet sich eingriffliger Weißdorn tatächlich sowohl in einem großen, als auch in einem kleinen Garten. Dabei kannst du ihn entweder als zukünftigen Großstrauch pflanzen, oder bereits als ältere, zum Hochstamm erzogene Pflanze. Bei der Pflanzenauswahl solltest du allerdings beachten, dass ältere und größere Weißdorne oft nur schlecht anwachsen. Weißdorn-Hochstämme werden zwar angeboten, gedeihen nach dem Verpflanzen aber selten gut und bilden nur sehr langsam ein ausreichendes Wurzelsystem. Das bedeutet dass sie dann auch lange auf deine Hilfe bei der Wasserversorgung angewiesen sein werden. Mit einem Jahreszuwachs von 25 bis 30 cm entwickeln sich aber auch klein verpflanzte Sträucher schnell und bilden über die Jahre ein stattliches Gehölz, so dass du dir deinen „Solitärbaum“ durch Schnitt gut selber erziehen kannst (4). Ich würde nur dann zu einem Hochstamm in der Baumschule greifen, wenn ab sofort ein baumartiger Gesamteindruck erzielt werden soll, beispielsweise bei einem Sitzplatzbereich. Gerade in kleineren Gärten, in denen vielleicht nur Platz für ein einziges größeres Gehölz ist, wirkt ein Weißdorn als Hochstamm sehr malerisch. Bei Hochstämmen setzt die Krone erst in ca. 180 Höhe an, so dass du unter dem Baum einen gemütlichen Schattenplatz einrichten oder ihn mit anderen Stauden unterpflanzen kannst.

Weißdorn ist ein Tiefwurzler und bildet, anders als zum Beispiel Schlehen, keine Bodentriebe aus den Wurzeln aus, die bei einem Gehölz in zentraler Position im Garten, durchaus stören würden. Er verhält sich äußerst „friedlich“ gegenüber Nachbarpflanzen und lässt sich gut unterpflanzen.

Ohnehin frage ich mich gerade bei kleinen Gärten oft: Warum muss es hier so oft ein „kleinkroniger“ Kugelbaum sein? Kugelrobine, Kugelahorn oder Kugeltrompetenbaum werden hier in konventionellen Gärten oft eingesetzt. Leider haben sie aber nur einen äußert geringen ökologischen Wert, sind oft pflegeintensiv, da viele von ihnen einen regelmäßigen Rückschnitt benötigen und sind im Hinblick auf die zukünftigen Klimaveränderungen teilweise wenig zukunftsfähig.

  • Sehr wenig Platz…

Du hast tatsächlich nur einen sehr kleinen Vorgarten und auch der Säulendorn kommt für dich nicht in Frage, weil er zu hoch wird und dir das Licht am Fenster nimmt? Auch für diese Situation gibt es eine interessante Zuchtform:  Crataegus monogyna compacta, der Kugel-Weißdorn, wächst, anders als die wilde Ursprungsart, mit deutlich kürzeren Neutrieben, und bleibt dadurch gedrungener und rundlicher. Auch ihn gibt es übrigens nicht nur als Strauch zu kaufen, sondern als Hochstamm, falls du in einem kleinen Hausgarten sicher gehen willst, dass dein Weißdorn nicht irgendwann zu breit wird (mit den oben bereits erwähnten Nachteilen einer bereits großen Pflanze).

Übrigens habe ich sowohl die Urform, als auch die Säulen- und Kompaktform des Weißdorns in meinen Garten gepflanzt, ich muss ja schließlich testen was ich empfehle:-). In der Art der Blüten und Blätter und somit auch hinsichtlich des ökologischen Wertes sind Säulen und Kugelform der Wildform gleichzusetzen.

So. Wie sieht es aus mit anderen Vertretern der Weißdornfamilie? Die für Deutschland wichtigsten Arten habe ich dir hier aufgelistet. Mit einem Klick auf den Pflanzennamen wirst du zu einem Pflanzenportrait weitergeleitet.

Weitere Weißdornarten:

  • Crataegus laevigata

Neben dem Eingriffligen Weißdorn, gibt es noch den Zweigriffligen Weißdorn (Crataegus laevigata), der ebenfalls bei uns heimisch ist. Er bevorzugt allerdings etwas feuchtere und nährstoffreichere Standorte als Crataegus monogyna und ist schattenverträglicher, er ist deshalb in deinem Garten auch noch an einem halbschattigen Standort zufrieden. Seine Blütezeit beginnt etwas früher und seine Blüten haben, bei dem Namen wenig überraschend, zwei Griffel und seine Früchte somit auch zwei Samen. Seine Blüten sind wichtige Pollen- und Nektarquelle für immerhin 16 Wildbienenarten (1). In meinem Garten wächst er nicht, da es hier keinen Standort mit ausreichender Bodenfeuchte gibt.

Die besser nicht: Eine bekannte und in Baumschulen häufig angebotene Zierform ist der Rotdorn „Paul Scarlet“, der mit einer berauschenden Fülle an roten Blüten lockt……aber für Insekten eine große Enttäuschung ist: Seine Blüten sind stark gefüllt, dh. für die üppige Blütenfülle hat man statt Fortpflanzungsorganen, Blütenblätter gezüchtet. Es gibt weder Pollen, noch Nektar, noch Früchte. Damit ist sein ökologischer Wert eher gering und ich empfehle ihn dir für einen naturnahen Garten ausdrücklich nicht. 

  • Großkelchiger Weißdorn (Crataegus rhipidophylla)

Beim Großkelchigen oder Langkelchigen Weißdorn (Crataegus rhipidophylla) handelt es sich um eine in Mitteleuropa heimische und unter allen Weißdornarten um die schattenverträglichste Art. Großkelchiger Weißdorn gedeiht in Hecken und lichten Laubwäldern. Der ideale Standort liegt sonnig bis schattig auf mittelschweren, tiefgründigen und durchlässigen Böden mit neutralem bis höherem pH-Wert (3).

  • Pflaumenblättriger Weißdorn (Crataegus x prunifolia)

Der Pflaumenblättrige Weißdorn (Pflaumendorn) entstand vermutlich aus einer Kreuzung zwischen Hahnendorn (Crataegus crusgalli) und dem nordamerikanischen Saft-Weißdorn Crataegus succulenta var. macrantha. In Deutschland findet man den Pflaumendorn seit dem Jahr 1783 in Nutzung als stadtfester Kleinbaum in Parks, Hecken und Straßenbegrünungen (3). Der frost- und hitzetolerante Großstrauch bevorzugt sonnige Lagen mit lehmigen Böden. Er bildet einen baumartigen Strauch von 5 – 6 m Höhe und 4 – 5 m Breite. Die Äste sind stark bedornt, das Laub grün glänzend und im Herbst rot-orange gefärbt. Die Blütezeit des Pflaumendorns erstreckt sich von Mai bis Juni. Es bilden sich sehr viele kleine Früchte, die diesen Weißdorn zu einem guten Vogelschutz- und -nährgehölz machen. Die bekannteste Sorte des Pflaumendorns mit mittelstarkem, aufrechtem Wuchs und geradem Stamm ist Crataegus x prunifolia ‘Splendens’ (3)

  • Apfeldorn/ Lederblättriger Weißdorn (Crataegus x lavallei ‘Carrierei’)

Der Apfeldorn entstand um 1870 durch eine Kreuzung eines Hahnendorns mit dem Mexikanischen Weißdorn Crataegus mexicana f. stipulata im Arboretum Segrez in Frankreich. Wegen der glänzend dunkelgrünen und ziemlich festen Blätter wird Crataegus lavallei Carrierei auch Lederblättriger Weißdorn genannt. Die imposanten Dornen an den Ästen sind bis zu 5 cm lang. Die Krone des Apfeldorns gestaltet sich in der Jugend schmal aufrecht, im Alter wird diese dann zunehmend breitkronig. 

Als Großstrauch kann er 7 m Höhe und mehr erreichen. Ältere Apfeldorne können dabei fast doppelt so breit wie hoch werden. Die 5 – 15 cm langen, gezähnten Blätter bleiben bis in den Dezember hinein am Strauch haften. Im Mai erblühen die zahlreichen weißen bis rosafarbenen Blüten in Schirmrispen. Die leuchtend orangerot-gesprenkelten, bis knapp 2 cm dicken Früchte bleiben zierend bis in den Januar am Strauch hängen und dienen der heimischen Fauna als Nahrungsquelle.

 Gewinner im Hitze- und Trockenheitskontest:

Apfeldorn (Crataegus x Lavallei) verträgt Hitze, Trockenheit nach meiner Einschätzung noch deutlich besser als der Eingrifflige Weißdorn (Crataegus monogyna) und ist dabei trotzdem völlig winterhart und wenig anfällig gegenüber Krankheiten Der einheimische Crataegus monogyna und seine beiden Zuchtformen „Stricta“ und „Compacta“ überlebten den diesjährigen Hitzesommer bei mit im Steilhang zwar, gerieten dabei aber unter deutlichen Trockenstress.

Junger Eingriffliger Weißdorn "Compacta" mit deutlichen Spuren des diesjährigen Sommers
Junger Eingriffliger Weißdorn „Compacta“ mit deutlichen Spuren des diesjährigen Sommers (Foto: © Anke Leins)

Völlig austrocknender Lehmboden in der Gluthitze eines Steilhanges ist nicht mehr das was Eingriffliger Weißdorn mag, denn ein solcher Standort ist schon relativ weit weg von „mäßig trockenem Lehm“. Alle Eingriffligen Weißdorne im Steilhang reduzierten als Anpassungsmaßnahme ihre Blattmasse (Stricta) oder hatten deutliche Brandflecken und Welkeerscheinungen (Compacta). Beide Apfeldorne, also auch der im Steilhang, überstanden die komplette, dreimonatige Hitz- und Trockenperiode völlig unbeeindruckt und sahen dabei auch noch aus wie das blühende Leben.

Vitaler Apfeldorn nach drei Monaten Trockenheit und Hitze
Vitaler Apfeldorn nach drei Monaten Trockenheit und Hitze (Foto: © Anke Leins)

Es wundert mich daher nicht dass sich gerade der Apfeldorn auch im extrem widrigen Stadtklima sehr bewährt und deswegen als „Zukunftsbaum“ gehandelt wird. Allerdings ist der ökologische Wert des Apfeldorns deutlich geringer als der des Eingriffligen Weißdorns, weil er verwandtschaftlich doch schon recht weit von unseren einheimischen Arten entfernt ist. Das kann man im Garten daran erkennen dass sich vor allem die Generalisten unter den Bestäuben auf seine Blüten stürzen: Hummeln und Honigbienen.

Mein Fazit:

Es ist Pflanzzeit:-) ! Schau dir deinen Garten doch noch einmal mit „Weißdornaugen“ an. Hast du ein sonniges Plätzchen mit nicht zu stark austrocknendem Lehmboden? Jetzt könnte auch ein guter Zeitpunkt sein, um endlich mal das riesige Lorbeerkirschenmonster, dessen Schnitt dich eh schon seit Jahren nervt, roden zu lassen. Und dann hättest du einen Pflanzplatz! Weißdorn kannst du übrigens auch gut mit sehr kleinem Budget pflanzen, im Oktober auch gerne „wurzelnackt“, also ohne Topf. Frag in deiner Baumschle vor Ort oder schau zum Beispiel hier

Mein persönliches Fazit im Weißdorn-Test: Weißdorn ist ökologisch so wertvoll und dabei zu jeder Jahreszeit auch noch so überaus schön anzusehen, dass er in keinem Garten fehlen sollte. Wenn dein Garten nicht gerade ein steiler Südhang ist, würde ich dir auf jeden Fall zum Eingriffligen Weißdorn und seinen Zuchtformen raten. Niemand weiß wirklich welche Pflanzen die zukünftigen klimatischen Bedingungen aushalten werden. Sicher ist, dass ein Sommer, wie der diesjährige, nur einen keinen Vorgeschmack auf zukünftige Hitze geliefert hat. Es wird noch heißer werden. Wenn ich also sehe, dass der eingrifflige Weißdorn im heißen Steilhang jetzt an seine Toleranzgrenze kommt, dagegen auf meiner unteren Hangebene diesen Sommer sehr gut überstanden hat, dann folgt für mich daraus, dass ich ihn dir für solche Extremstandorte wie meinen Hang nicht uneingeschränkt empfehlen kann. An solchen Standorten würde ich ihn ganz klar durch den Apfeldorn ersetzen, auch wenn dieser einen deutlich geringeren ökologischen Wert hat. Hinsichtlich der anderen Weißdornarten musst du gut beobachten, welche Bereiche deines Gartens auch in Hitze- und Dürreperioden noch über eine ausreichende Bodenfeuchtigkeit verfügen.

Ich beobachte in meinem Steilhang auch, dass es oft schon ausreicht, wenn gestresste, heimische Gehölze im lichten (!)  Schatten von größeren Bäumen stehen. Das bestärkt mich in meinem Zukunftsgartenkonzept, bei dem vor allem eine Vielfalt an verschiedenen Gehölzen und Stauden zum Einsatz kommt. Wenn wir nicht nur auf einige wenige Gehölze setzen, sondern unsere Gärten als „lichte Mischwälder“ der Zukunft gestalten, dann steigt die Chance dass dabei auch immer „Kandidaten“ sind, die es schaffen werden sich im Klima der Zukunft zu behaupten. Wie müssen es austesten! In meinem Hang funktioniert es ganz gut dass sehr trockenheitstaugliche, „exotische“ Bäume wie z.B. die Blasenesche (Koelreuteria paniculata), durch ihren lichten Schatten und ihre Kühlwirkung dafür sorgen dass weniger robuste einheimische, aber ökologisch viel wertvollere Gehölze und Stauden zu ihren Füßen noch überleben können und uns ihr Wert für die heimische Fauna nicht verloren geht.


Quellen: 

3 Kommentare

  1. Hallo Anke, habe Deinen Artikel mit großem Interesse gelesen. Ich würde sehr gern einen Kugel-Weißdorn in meinen Garten pflanzen. Leider ist der einzige Standort, der dafür in Frage kommt ca. 1-2m von der Hauswand entfernt (altes Haus – Fundament), außerdem liegen in ca. 4-5m Rohre und es existiert bereits ein alter Apfelbaum in ca. 3 m Abstand. Hast Du Erfahrung mit dem Pflanzen in großen bodenlosen Töpfen bzw. einem besonders großen Hochbeet (natürlich ohne Boden), um die Pflanze und damit gleichzeitig das Wurzelsystem anzuheben? Würde mich über jede Stellungnahme freuen. Danke und viele Grüße Ruth

    1. Hallo Ruth,
      prinzipiell würde ich bei Weißdorn nicht vermuten, dass er versucht in Rohre einzuwachsen. Weißdorn bildet tiefe Pfahlwurzeln aus und lässt dabei Rohre eher links liegen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die ihrer schwach ausgebildeten Seitenwurzeln dem Fundament des Hauses gefährlich werden, aber deine prinzipiellen Bedenken kann ich natürlich gut nachvollziehen. Ein Kugelweißdorn wächst aber ja insgesamt nicht so stark wie seine wilde Verwandtschaft, dementsprechend hat er auch weniger zu versorgen und bildet ein schwächeres Wurzelsystem aus und dürfte daher keine Probleme machen. Deine Idee mit dem bodenlosen Topf oder großen Hochbeet ohne Boden finde ich spannend, habe aber mit ähnlichen Versuchen leider keinerlei Erfahrung. Meine Befürchtung ist, dass das Erdreich in Topf oder Hochbeet in langen Trockenperioden zu schnell austrocknet und der Kugelweißdorn ohne regelmäßiges Gießen dort nicht klar kommt.

      Liebe Grüße,
      Anke

  2. Ich möchte in meinen Garten auch gerne wertvolle Pflanzen fördern. Allerdings habe ich wenig Zeit und auch nicht so den Grünen Daumen. Ich werde mir aber nun Unterstützung suchen, die sich dann auch um die Baumpflege kümmern.

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