Dein Frühlingsprojekt:
Eine Wildblumenwiese anlegen
Ein Stück Rasen oder Beet an einer möglichst sonnigen Stelle in eine Wiese mit Wildblumen umzuwandeln, ist ein wichtiger Schritt für mehr Vielfalt im Garten und ein sehr guter Anfang bei der Umwandlung eines Gartens in einen Zukunftsgarten. Möglicher Aussaatzeitpunkt ist entweder im Frühjahr (Anfang März bis Mitte Mai) oder im Spätsommer (Ende August bis November) Also vielleicht gleich ein Projekt zum Saisonstart?
Wildblumenwiesen sollten immer aus einer Mischung ein- und mehrjähriger Arten bestehen. Einjährige Arten blühen bereits im ersten Jahr, säen sich dann aus und sterben ab. Mehrjährige Pflanzen bilden oft im ersten Jahr nur eine bodennahe Blattrosette aus und blühen dann erst im zweiten Jahr. Es ist wichtig, dass du eine Saatgutmischung aus einheimischen Arten verwendest, wie du in meinem Beitrag „Du bist meine Blume“ nachlesen kannst. Bau- und Gartencenter bieten oft Samenmischungen mit exotischen Arten an, die zwar toll aussehen, für die meisten unserer heimischen Insekten aber nutzlos sind. Gute Bezugsquellen für regionales Saatgut heimischer Pflanzen habe ich dir am Ende des Beitrages aufgeführt.
Schritt für Schritt Anleitung
Schritt 1: Boden vorbereiten
Gute Bodenvorbereitung ist wahnsinnig anstrengend, aber extrem wichtig damit sich deine Blumenwiese gut entwickeln kann. Sieh es als sportliche Herausforderung: Vielleicht trainierst du dir also dabei das ein oder andere Weihnachtsspeckröllchen ab.
Zuerst musst du die Fläche komplett und gründlich von allem befreien, was dort wächst. Die Grasnarbe muss komplett abgestochen werden. Anschließend lockerst du den Boden und entfernst noch vorhandene Wurzeln so gründlich wie möglich. Insbesondere die Wurzelunkräuter wie Quecke oder Winden musst du sehr gründlich ausstechen, sonst sind sie schneller wieder da als deine Wiese keimen kann. Wenn deine Fläche recht groß ist, kannst du dir auch Maschinen, wie zum Beispiel eine Motorhacke oder Fräse ausleihen. Umgedrehte Grasballen und Unkräuter, kannst du auf der Fläche vertrocknen lassen und später entfernen. Dann lässt sich auch die Erde besser von den Pflanzen abklopfen, denn der Mutterboden soll ja nicht mit entsorgt werden.
Bei der Arbeit siehst du jetzt schon was für einen Boden du hast. Klebt er bereits an deinen Stiefeln, so ist dein Boden sehr lehmig und nährstoffreich. Dann solltest du zusätzlich etwa spatentief reichlich Bausand in die Fläche einarbeiten, denn viele unserer Wildblumen mögen es lieber mager. Dabei hat sich das Verhältnis 1:2 bewährt.
Es gibt im Fachhandel Samenmischungen für unterschiedliche Standorte, auch solche für nährstoffreiche Böden. Bist du dir unsicher ob das Ergebnis deiner Abmagerungskur „mager genug“ ist, solltest du Mischungen für nährstoffreiche Böden verwenden, denn ein lehmiger Boden ist trotz Untermischens von Sand immer noch nährstoffreich.
Wenn du feststellst, dass auf deiner Fläche sehr viele Unkräuter wachsen, ist es sinnvoll nach einem ersten Arbeitsgang die noch vorhandenen Unkräuter „auflaufen“ zu lassen. Das bedeutet, dass du sie keimen lässt und dann später nochmals entfernst. Wurzeln, die noch herausragen, lässt du an der Oberfläche einfach vertrocknen und ziehst sie dann im zweiten Arbeitsgang raus.
Als allerletzte Aussaatvorbereitung ziehst du die Erde noch mit dem Rechen glatt. Die ganze Fläche sollte jetzt feinkrümelig sein. Sind noch zu grobe Brocken dabei, koch dir einen Tee, schnauf noch einmal durch und nimm einen neuen Anlauf mit Hacke, Egge und Rechen.
So, gut gemacht! Jetzt mach erstmal Pause: Bevor du aussäst, sollte sich die Erde nämlich erst einmal zwei Wochen „setzen“ können.
Schritt 2: Aussäen
Nicht zu viel Saatgut!
Zuallererst musst du jetzt messen wie groß deine Wiesenfläche ist. Man rechnet je nach Saatgut 1-3 Gramm Samen pro Quadratmeter bzw. schau einfach auf die Beschreibung deiner Saatgutpackung. So wenig Samen pro Quadratmeter? Ja! Es scheint oft viel zu wenig, ist aber vollkommen ausreichend, damit sich die Pflanzen gut entwickeln können und sich nicht gegenseitig durch zu engen Stand am Wachstum hindern. Das Motto „viel hilft viel“ gilt hier definitiv nicht! Damit sich das feine Saatgut nicht zu dicht verteilt, darfst du es jetzt nicht einfach so über die Wiese streuen, sondern du mischst es vorher in einer Schüssel mit einem Füllstoff als Saathelfer im Verhältnis 1:10. Gut geeignet ist dazu trockener Sand. Beispielsweise mischst du 100g Samen zu 1 kg Sand.
Feucht und windstill!
Bester Aussaatzeitpunkt ist dann, wenn die Wettervorhersage über einen längeren Zeitraum Feuchtigkeit verspricht. Dann suchst du dir einen möglichst windstillen Moment und verteilst dein Sand-Saatgutgemisch locker über die Fläche, aber nicht irgendwie! Die eine Hälfte Saatgut streust du längs, die andere Hälfte quer über die Fläche. Kreuzgang nennt das der Profi!
Licht ran und einmal feste drücken bitte!
Du darfst das Saatgut anschließend auf keinen Fall in den Boden einarbeiten. Viele Wildsamen benötigen Licht zum Keimen und dürfen nicht von Erde bedeckt werden. Ganz wichtig ist der nächste Schritt: Das Saatgut muss fest mit dem Erdreich in Kontakt kommen. Wieder ein Profiwort: Bodenschluss nennt man das. Das erreichst du am besten indem du dir eine Bodenwalze aus dem Baumarkt ausleihst, oder indem du dir eine flache Stampfhilfe baust. Zum Beispiel kannst du zwei Bretter nehmen, an denen du Schlaufen befestigst, drauf steigst und über deine Fläche stampfst.
Wie wird das Wetter?
In den nächsten 4 bis 6 Wochen musst du das Wetter gut im Blick behalten und die Wiese bei Bedarf wässern, so dass dein Saatgut nicht austrocknet. Mindestens die ersten drei Wochen muss die Aussaat durchgehend feucht gehalten werden, damit die Samen aufquellen und im Anschluss keimen können. Bitte jetzt nicht mit Wasser sparen. Ohne wird es nichts mit deiner Wiese.
Noch ein Wort zum Aussaatzeitpunkt…
Spätsommeraussaat hat ein paar Vorteile gegenüber der Frühjahrsaussaat: Im Spätsommer kommen erstens weniger unerwünschte Wildkräuter auf als im Frühjahr (siehe Umgang mit Unkräutern bei den Pflegemaßnahmen) und zweitens keimen und blühen diejenigen Pflanzen, deren Saatgut einen Kältereiz braucht um zu keimen (Kaltkeimer), schon im ersten Jahr nach der Aussaat. Das Foto zu Beginn dieses Beitrages zeigt so einen Kaltkeimer-Kandidat: Knautia arvensis (Wiesenwitwenblume). Bei einer Frühjahrsaussaat musst du einfach ein bisschen länger Geduld haben. Wenn in deiner Wiesenmischung ausreichend einjährige Arten enthalten sind, wirst du auch dann im ersten Jahr schon viele Blüten und das Gewusel in deiner Wiese genießen können, wenn du sie jetzt im Frühjahr anlegst.
Schritt 3: Wie pflege ich meine Wiese?
Von Anfang an…
Im Vergleich zur Pflege eines Zierrasens ist eine Wildblumenwiese denkbar pflegeleicht, denn sie muss nur maximal zweimal im Jahr gemäht werden sobald sie etabliert ist. Bis es soweit ist, musst du deine Wiese aber genau im Blick behalten. In den meisten Fällten sind trotz sorgfältiger Vorbereitung noch Samen von Unkräutern in der Erde, die leider schneller keimen als die Wildblumen und Gräser die du gerade ausgesät hast. Diese unerwünschten Wildkräuter konkurrieren mit deinen Keimlingen um Wasser, Licht und Nährstoffe. Sie musst du in Schach halten und sie dürfen sich auf keinen Fall aussäen! Deshalb führst du zu spätestens zu Beginn ihrer Blüte einen Schnitt durch, den man Schröpfschnitt nennt. Dabei wird die Wiese nicht zu kurz (maximal 5-10 cm über dem Boden) abgemäht. Auf keinen Fall tiefer schneiden, sonst verletzt du auch Jungpflanzen der ausgesäten Arten. Mitunter kann dieser erste Pflegeschnitt schon 6-8 Wochen nach Keimung nötig werden. Nach Aussaat im Frühjahr können während der Wachstumszeit 2-3 solcher Schnitte nötig sein, bei Aussaat im Spätsommer mitunter immerhin noch ein Schröpfschnitt im gleichen Jahr. Das Schnittgut dieser Pflegeschnitte musst du im Anschluss an das Mähen von der Fläche entfernen, sonst erstickst du damit deine kleinen, zarten Keimlinge.
Das richtige Werkzeug…
Nicht mit deinem normalen Rasenmäher mähen, denn der schneidet zu tief! Außerdem zerhacken seine rotierenden Messer Insekten, die sich im Gras aufhalten. Auch ein Fadenmäher ist keine gute Wahl, da sein Faden eine todbringende Gefahr für Insekten und Kleinlebewesen ist. Du kannst eine Wildblumenwiese entweder mit einer Sense von Hand, oder mit einem Balkenmäher mähen. Bei mir im Garten hat sich aber tatsächlich auch die Heckenschere bewährt.
Und wenn die Wiese erstmal steht?
Tja…wie geht es in den nächsten Jahren weiter wenn deine Wiese erfolgreich gekeimt und gewachsen ist?
Generell gilt: Wenn du zu wenig mähst, oder zum falschen Zeitpunkt, dann kommt das immer den Gräsern in deiner Wiese zu Gute und du hast nach und nach immer mehr davon und immer weniger Wildblumen. Nährstoffreiche Wiesen (also fast alle) solltest du 2x im Jahr mähen, jeweils in ca. 10 cm Höhe. Auch jetzt bitte nicht tiefer mähen, sonst verletzt du die Blattrosetten und bodennahen Knospen deiner Wildpflanzenschützlinge.
Erster Schnitt: Zeit für den ersten Schnitt wird es zur Hauptblütezeit der Gräser im Frühsommer, Mitte Mai bis Mitte Juni. Durch diesen Schnitt drängst du die Gräser zurück. Mähe aber nicht deine ganze Wiese auf einmal, sondern erstmal nur die Hälfte und die andere zwei Wochen später. So können die Tiere aus deiner Wiese nach der ersten Mahd umziehen.
Zweiter Schnitt: Der zweite Schnitt erfolgt dann im Spätsommer, ab Juli bis August / Sept.
Wenn du eine Wildblumenwiese auf einem Magerstandort hast, reicht tatsächlich einmal mähen im Spätsommer aus, der erste Schnitt entfällt.
Alternativ zu diesem Schema kannst du auch folgendermaßen vorgehen: Eine Hälfte deiner Wiese mähst du Mitte Mai, die andere Mitte Juni. So gibt es durchgehend ausreichend Blüten für Insekten. Was nach den Schnitten bis zum Herbst nachwächst, lässt du über den Winter für Vögel und Insekten stehen und mähst die Fläche dann erst im Frühjahr ab. Um den Artenreichtum deiner Wiese zu erhalten musst du bei diesem Vorgehen unbedingt darauf achten die früh und spät gemähten Flächen jährlich zu wechseln.
Nichts liegenlassen!
Bei allen Mähgängen musst du wie schon bei den Schröpfschnitten am Anfang das Schnittgut abräumen. Lässt du es liegen, reichern sich im Boden zu viele Nährstoffe an, was dazu führt dass die Anzahl der Blühpflanzen abnimmt und die der Gräser zu. Aber es gibt dennoch einen sehr wichtigen Unterschied zu den Schröpfschnitten: Räume das Schnittgut nicht sofort, sondern erst nach einigen Tagen von der Fläche ab. Dadurch können sich die Pflanzen noch versamen. Denn anders als bei den Pflegeschnitten am Anfang, hast du ja jetzt die Pflanzen gemäht, die in der Wiese erwünscht sind. Außerdem haben Tiere so ausreichend Zeit sich zu verkriechen. Dass sich die Pflanzen versamen sollen, ist darüber hinaus ein weiteres Argument gegen den Einsatz von Rasenmäher und Fadenschneider.
Meine Wiese hat noch Lücken…
Muss ich nachsäen? Nein! Du musst Geduld haben. Deine Wiese wird nicht sofort gleichmäßig dicht wachsen. Es braucht zwei, manchmal 3 Jahre, bis sie dicht bewachsen ist. Setz dich also öfter mal in den Liegestuhl und schaue einfach was sich da so tut und wer sich da so tummelt in deiner Wiese. Viel Spaß dabei!
Zum Schluss noch wie versprochen einige sehr gute Bezugsquellen für regionales Wildpflanzensaatgut:
Rieger-Hofmann: rieger-hofmann.de
Hier findest du sehr ausführliche Informationen rund um Bodenvorbereitung und Pflege und kannst die für deinen Standort geeignete Saatgutmischung bestellen.
Hof Berg-Garten: hof-berggarten.de