Gegen Herbstblues…hilft Buntes!

Sorbus commixta Dodong: Herbstfärbung © Anke Leins
Sorbus commixta Dodong: Herbstfärbung © Anke Leins

Heute schreibe ich wieder einmal in meiner Mission, dir Bäume besonders ans Herz zu legen. Und zwar ganz speziell die Gattung Sorbus, weil diese eine Wundertüte mit fantastischen Kandidaten ist, um deinen Garten klimafit zu machen. Kurzer Exkurs in die Systematik…Klugscheißer mag zwar keiner (sagt mein Mann), aber ich lasse es einfach mal drauf ankommen:-)

OrdnungRosenartige (Rosales)
FamilieRosengewächse (Rosaceae)
UnterfamilieApfelartige (Maloideae)
GattungSorbus ( 80-100 Sommergrüne Gehölze)
Ein kurzer Exkurs in die botanische Systematik

Soweit so gut. Zu dieser, meiner Meinung nach, sagenhaften Gattung gehören ziemlich viele (80-100) Arten. Angst vor dem was jetzt kommt? Keine Bange…nicht alle werde ich jetzt mit dir durchkauen, aber 7 davon solltest du definitiv kennen! Hier erstmal die Übersicht über meine glorreichen 7:

Sorbus aucupariaVogelbeere, Eberesche. Unser in Mitteleuropa heimischer Vertreter der Gattung Sorbus
Es gibt eine Reihe weiter Sorten, hier nur drei Beispiele:
Sorbus aucuparia „edulis“ hat eine tolle Herbstfärbung und essbare Früchte,
Sorbus aucuparia „autumn spire“ (Herbsteberesche), hat einen schlanken, säulenartigen Wuchs, und gelbe Früchte,
Sorbus aucuparia „fastigiata“ (Säuleneberesche) wächst (Überraschung!) als Säule.
Sorbus ariaEchte Mehlbeere
Eine wunderschöne Sorte davon ist:
Sorbus aria „lutescens“ (Gelbfilzige Mehlbeere)
Sorbus intermediaSchwedische Mehlbeere, Oxelbeere
Sorbus chamaemespilusZwergmehlbeere
Sorbus torminalisElsbeere
Sorbus domesticaSpeierling
Sorbus commixta „Dodong“Japan-Eberesche „Dodong“
Meine 7 Lieblingsarten der Gattung Sorbus

Sorbus aucuparia: Ist die heimische Eberesche / Vogelbeere ein Zukunftsbaum?

Sie gehört zu den Lieblingsbäumen meiner Kindheit und war die erste Art der Gattung Sorbus, die ich kannte. Außer in Trockengebieten ist sie in Mitteleuropa an allen lichten Waldrändern, Hecken und Säumen zuhause. Sie liebt helle Plätze und stellt wenig Ansprüche an den Boden, sofern er ausreichend feucht ist. Charakteristisch sind die gefiederten Blätter, die weißen Blütendolden im Frühling, die im Sommer schon zu orangenen Fruchtdolden werden. Die Eberesche ist eine ökologisch bedeutsame Futterquelle für Säuger, Vögel und Insekten. An den Blättern finden sich laut Wikipedia 31 Säuger und 72 Arten von Insekten ein, darunter 41 Kleinschmetterlinge und 12 Rüsselkäfer. Wegen ihres hohen ökologischen Wertes und weil ich sie außerdem unfassbar schön finde, fand sie natürlich bei der Gartenneuanlage Einzug in meinen Zukunftsgarten. Während der immer trockener werdenden Sommer musste ich aber leider beobachten, dass sie trotz ihrer tief reichenden Wurzeln sehr schnell an die Grenze ihrer Trockentoleranz kam. Mehrere Sommer haben wir noch versucht sie durch regelmäßiges Wässern mit Baumbädern zu retten, aber letztendlich war es vergebens. Die Krone ist nach und nach abgestorben und momentan haben wir rund um ihren toten Stamm so etwas wie einen „Ebereschenbusch“, da sie an der Stammbasis wieder strauchartig ausgetrieben ist. Vielleicht schafft sie es, in unserem heißen Garten als kleiner Strauch zu überleben. Es bleibt abzuwarten. Den Ebereschen in der näheren Umgebung erging es leider nicht besser.

Was ich daher jetzt schon sicher sagen kann ist, dass sie nur dort überleben wird, wo wir trotz zunehmender Hitzeperioden noch eine ausgeglichene Bodenfeuchtigkeit behalten werden. Senken, Flussufer und ähnliches kommen dafür in Frage. Für die meisten Gärten dürfte sich die heimische Eberesche aber leider nicht als Zukunftsbaum eignen.

Nach dieser Erkenntnis begann meine Suche nach wertvollen Alternativen. Mit „wertvoll“ meine ich dass ein Baum möglichst vielfältigen Ökosystemnutzen haben muss. Er muss nicht nur der zunehmenden Hitze und Trockenheit trotzen, sondern gleichzeitig Nahrung bieten und Lebensraum sein. Die verbliebenen 6 Arten meiner Tabelle erfüllen diese Kriterien, die letzte mit Einschränkungen! Und da ich glückliche Besitzerin eine großen Gartens bin, habe ich sie, bis auf den Speierling, alle angepflanzt. Für den Speierling war leider kein Platz mehr da. Nun ja, man kann sie nicht alle haben.

Ich habe dir im Folgenden Baumprortraits verlinkt, so dass du dir zu jedem Baum einen Eindruck verschaffen kannst. Sie sind alle ausführlich beschrieben und die Fleißarbeit des erneut Abschreibens muss ja nun wirklich nicht sein, stimmt´s?

Meine top 6 Zukunftsbäume der Gattung Sorbus

1. Sorbus aria: Die echte Mehlbeere

Sorbus aria ist heimisch in Süd- und Mitteleuropa, bisher mit nördlicher Grenze ihres Verbreitungsgebietet etwa auf Höhe Kassels. Damit erstreckt sich ihr natürliches Verbreitungsgebiet ziemlich genau auf die Südhälfte unseres Landes. Wie die heimische Eberesche liebt auch die echte Mehlbeere helle Standorte, aber es darf deutlich mehr sein als bei ersterer: Volle Sonne satt! Dazu trockener Boden und Hitze? Alles überhaupt kein Problem. Sie überlebt nicht nur in den zunehmende trockenen Sommern, sondern es geht ihr dabei ausgesprochen gut. Das bedeutet dass sie weiterhin Transpiration betreibt und ihre Umgebung dadurch kühlt. Für uns eignet sie sich daher perfekt als Schattenspender im Garten. Lediglich ihre Winterhärte ist mit ca. -25 Grad geringer, ob sie sich damit auch für deinen Standort eignet, musst du genau prüfen. Bei mir in Mittelhessen fühlt sie sich pudelwohl. Sorbus aria wächst langsam zu einem gut 10-15 m hohen Baum mit gleichmäßiger, kegelförmiger Krone heran. Wegen dieser Größe gilt für Mehlbeeren ein Mindestabstand zur Grundstücksgrenze von 4 Metern! Da sie aber sehr sehr langsam wächst, musst du keine Angst haben so bald einen Baumriesen vor deinem Fenster zu haben. Die Echte Mehlbeere ist ein Zukunftsbaum / Klimawandelbaum im besten Sinne.

Übrigens: Die echte Mehlbeere ist Baum des Jahrs 2024. Eine sehr gute Wahl der Jury!

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Sorbus aria lutescens ist eine Sorte der echten Mehlbeere, die mit ihren weiß-filzigen Austrieben für helle Farbtupfer in deinem Garten sorgen kann. Ich habe sie daher gleich zweimal angepflanzt.

Übrigens ist die echte Mehlbeere gerade zum Baum des Jahres 2024 gekürt worden. Gut so!

2. Sorbus intermedia: Die schwedische Mehlbeere

Sorbus intermedia ist in Südschweden und dem Baltikum heimisch, in Mitteleuropa aber eingebürgert. Sie liegt hinsichtlich ihrer Eigenschaften zwischen der echten Mehlbeere und unserer heimischen Eberesche. Sie bevorzugt feuchtere Standorte als die Mehlbeere, hält Hitze und Trockenheit aber immer noch sehr gut aus. Sie wird ähnlich groß wie die echte Mehlbeere, ist aber frosthärter und deutlich sturmstabiler. Bei mir steht sie deshalb ziemlich exponiert im Südhang, dort, wo der Wind bei Sturm ziemlich ungebremst durchfegt.

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3. Sorbus torminalis: Die Elsbeere

Sorbus torminalis, übrigens Baum des Jahres 2011, ist bei uns so selten geworden, dass du sie womöglich noch nie gesehen hast. Sie liebt trockene Böden und steht bei mir im steilen Südhang etwas unterhalb meines Balkons, für den sie irgendwann einmal ein grandioser Schattenspender werden wird. Sie kann bis zu 300 Jahr alt, und 30 m hoch werden. Aber nein, nicht gleich erschrecken. Das soll dich nicht vom Pflanzen abhalten, denn diese Größe erreicht sie nur selten und wird deswegen als mittelgroßer Baum beschrieben. Wer 300 Jahre alt werden kann, und das Klima der Zukunft liebt, den sollte man wesentlich häufiger pflanzen, findest du nicht? Im Herbst verabschiedet sie sich übrigens mit einer spektakulären Blattfärbung in die Winterruhe: Zunächst werden ihre Blätter leuchtend dunkelrot, dann orange, dann gelb. Das nenn ich mal ein Feuerwerk!

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4. Sorbus domestica: Der Speierling

Der wärme- und lichtliebende Speierling ist hauptsächlich in Süddeutschland beheimatet, aber auch in Teilen Südeuropas und Kleinasiens. So lange der Standort warm und sonnig ist, stellt der Tiefwurzler an den Boden keine großen Ansprüche. Die Frostgrenze wird mit -23 Grad angegeben, besonders junge Pflanzen sind frostgefährdet. Selbst in meinem Garten ist der Platz endlich, weswegen ich leider keinen Speierling mein Eigen nenne. Wenn bei dir Zuhause die Winter nicht zu garstig sind, wäre er aber ein wunderbarer Zukunftsbaum für dich, übrigens auch einer mit wunderbarer Herbstfärbung!

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5. Sorbus chamaemespilus: Die Zwergmehlbeere

Es ist gut möglich dass du meinen Beitrag bis hierhin gelesen hast und dir denkst: „Na toll, alles eher Bäume für parkähnliche Grundstücke, aber doch nicht für meinen kleinen Reihenhausgarten!“ Wenn das so ist, dann kommt jetzt definitiv ein Zukunftsbaum für dich. Die Zwergmehlbeere ist die kleinste unter den Mehlbeeren, steht ihren großen Verwandten an Schönheit aber in nichts nach. Besonders ihre rosa Blüten haben es mir angetan! Sie ist nicht so einfach zu beziehen wie die anderen Mehlbeeren, aber eine gute Quelle ist die Baumschule Eggert.

6. Sorbus commixta „Dodong“: Die Japan- Eberesche Dodong

Zu guter Letzt möchte ich dir aber auch noch den Baum aus meinem Beitragsbild ans Herz legen. Sorbus commixta „Dodong“ klingt so exotisch wie der deutsche Name Japan-Eberesche vermuten lässt und ist es aufgrund ihrer ostasiatischen Herkunft auch. Sie wurde nach dem Hafenort einer südkoreanischen Insel benannt, auf der eine schwedische Expeditionsgruppe die Art entdeckt und Samen gesammelt hat. Sie ist bei uns hier also nicht heimisch, weswegen du erstmal zu Recht skeptisch sein kannst was ihren Nutzen für unsere heimische Tierwelt betrifft. Da sie trockenen Boden und Hitze sehr gut aushält, keine Einbußen hinsichtlich ihrer Winterhärte zeigt und sich mit ihrem relativ schmalen, malerischen Wuchs in nahezu jeden Hausgarten einfügen kann, hat bei mir die Neugierde über die Skepsis gesiegt und sie durfte in meinen Garten einziehen. die Blüten ähneln den Blütendolden der heimischen Eberesche, sind aber deutlich größer. Nach meinen bisherigen Beobachtungen sind sie besonders bei verschiedenen Käferarten heiß begehrt. Die Früchte sind willkommene Nahrung für viele Vögel und sicherlich auch für Säugetiere. Ich habe leider bisher keine vergleichende Untersuchung zur ökologischen Wertigkeit gefunden, beobachte aber zumindest DAS sie einen Wert hat, der vermutlich darin gründet, dass sie verwandtschaftlich nicht zu weit von unseren heimischen Sorbus-Arten entfernt ist. Dennoch bin ich mir sicher dass ihr ökologischer Wert deutlich unter dem ihrer hier heimischen Verwandten liegt, da sich Tiere und Pflanzen in Koevolution, also einem langen Prozess wechselseitiger Anpassung gemeinsam entwickelt haben. Ich denke aber dass die Dodong-Eberesche vor allem in den vielen Gärten, in denen für eine große Mehlbeere nicht der ausreichende Platz zur Verfügung steht, sehr gut als Zukunftsbaum eignet, da sie zuverlässig wichtige Ökosystemleistungen erfüllen kann. Solche Ökosystemleistungen sind Kühlung / Bereitstellung eines gemäßigteren Mikroklima, Schatten spenden, Nahrung liefern, organisches Material zur Bodenbildung bereitstellen. Im mehrdimensional angelegten Naturgarten der Zukunft ist die Dodong-Eberesche eine vielversprechende Kandidatin für die Baumschicht, die an vorderster Front Hitze und Sonneneinstrahlung für darunter wachsende, oft heimische Pflanzen (und uns) abpuffern kann.

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Herbst ist Pflanzzeit

Übrigens: Im November ist immer noch die perfekte Zeit um Gehölze zu pflanzen. Mich würde es sehr (sehr!) freuen, wenn darunter auch ein Sorbus-Kandidat wäre!


Nachtrag

Ich kann es nicht lassen! Ich dachte ich sei über die Tatsache hinweg, dass ich nicht alle haben kann…beispielsweise nun mal keinen Speierling. Aber bereits während ich diesen Artikel schrieb, hat es anscheinend in meinem Unterbewusstsein angefangen zu arbeiten, bis mein Kopf dann schlussendlich überraschend doch einen Platz für einen Speierling geliefert hat. So schnell wie diese Erkenntnis eintrudelte, so schnell wurde der Plan auch in die Tat umgesetzt: Heute wurde er geliefert: Sorbus domestica als Halbstamm! Ich glaube, dass ich jetzt aber WIRKLICH keinen Platz mehr für einen Baum habe!

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