Der Igel (Quelle Pixabay)
Ein Zukunftsgarten kennzeichnet sich dadurch, dass er eine Vielzahl heimische Pflanzen beherbergt und dadurch ganzjährig einer reichen Tierwelt Nahrung bietet. Manche dieser Tiere sind in den letzten Jahren durch den Verlust ihrer natürlichen Lebensräume in Bedrängnis geraten und brauchen unsere Hilfe. Der Igel gehört definitiv dazu.
Nützlich und liebenswert
Tagsüber bekommst du sie so gut wie nie zu Gesicht, die Igel in deinem Garten. Sie schlafen versteckt in Gebüschen und Hecken. Manchmal hörst du vielleicht einen Igel schnarchen. Aktiv werden die kleinen Rabauken dann in der Abenddämmerung. Jetzt durchstreifen sie deinen Garten auf Nahrungssuche. Ihr Speiseplan ist äußerst abwechslungsreich: Sie fressen Laufkäfer, Larven von Nachtschmetterlingen und sonstige Insekten, Regenwürmer, Ohrwürmer, Schnecken, Hundert- und Tausendfüßer sowie Spinnen. Igel sind also keine Vegetarier, sondern Insektenfresser, sie fressen im Garten kein Obst und kein Gemüse (1). Gärten mit Fallobst finden sie nur deshalb so interessant, weil sie darauf Würmer und Larven finden. Igel sind äußerst nützlich für deinen Garten, weil sie unliebsame Schädlinge von deinem Gemüse fernhalten. Igel fressen übrigens selten lautlos: Das Schmatzen und Prusten während der Nahrungsaufnahme verrät dir unmissverständlich, dass sich in deinem Garten ein Igel wohlfühlt.
Angeblich landet sogar ab und an auch mal ein Frosch oder eine Maus in einem Igelmagen. Ich wage allerdings die Vermutung dass es sich bei den Opfern wohl nicht um die schnellsten ihrer Art handelt:-)
Igel sind gefährdet
Wie so oft ist der größte Feind des Igels der Mensch. In unserer, intensiv landwirtschaftlich genutzten Landschaft finden Igel zunehmend weniger Lebensraum. Es gibt viel zu wenige Hecken und Rückzugsmöglichkeiten zwischen den Feldern und wegen großflächiger Monokulturen zu wenig Nahrung. Deshalb sind unsere Gärten für Igel überlebenswichtige Ersatzlebensräume.
Um sich in deinem Garten zuhause zu fühlen, braucht ein Igel eine Vielfalt an Strukturen: Hecken und Gebüsche, Staudenbeete und Bodendecker und vor allem unordentliche Ecken mit Laub- und Schnittguthaufen. Auch Hohlräume unter Gartenschuppen, Holz- und Steinhaufen werden durch Igel genutzt, da sie besonders guten Schutz vor Nässe bieten. In einem Zukunftsgarten, der viele einheimische und deshalb insektenfreundliche Pflanzen beherbergt, ist garantiert dass Igel genügend Nahrung finden. Dabei ist der Einsatz von Insektengiften und Schneckenkorn natürlich absolut tabu, gleiches gilt für den Einsatz von Kunstdünger. Beim Mähen von hohem Gras und unter Hecken muss vorher sorgfältig kontrolliert werden, ob sich dort tagsüber schlafende Igel befinden. Mähroboter sollten möglichst überhaupt nicht zum Einsatz kommen und wenn, dann nur tagsüber, denn sie sind eine tödliche Gefahr für Igel.
Barrierefreiheit für Igel schaffen
Dein Garten sollte zu den Nachbargärten hin keine bis auf den Boden reichenden Zäune haben, sondern durchlässig sein. Igel durchstreifen bei ihrer Futtersuche nachts mitunter große Gebiete. Finden sie in einem Garten zu wenig Nahrung, Unterschlupf und Nistmöglichkeiten, müssen sie ihre Streifzüge entsprechend ausdehnen und die Gefahr wächst, dass sie dabei Straßen überqueren müssen und überfahren werden. Auf diese Weise kommen jährlich etwa eine halbe Million Igel zu Tode.
Achte bei deiner Gartengestaltung auf sanfte Übergänge zwischen verschiedenen Gartenbereichen. Alternativen zu L-Steinen, die oft unüberwindbare Hindernisse darstellen, bieten sanfte Böschungen.
Igel betreiben Nestbau
Im Laufe des Sommers bewohnen Igel verschiedene, mehr oder weniger sorgfältig errichtete Nester für ihren Tagesschlaf. Manchmal schlafen sie aber auch einfach nur im dichten Unterwuchs oder im hohen Gras. Ein bisschen sorgfältiger bauen Igelmütter die Nester, in denen sie im Sommer ihre Jungen großziehen. Solche Nester müssen besonders guten Schutz bieten vor natürlichen Feinden des Igels wie Uhu, Dachs und Fuchs. Und dann benötigen Igel natürlich ihre Winterschlafnester. Sie müssen besonders gut wärmeisoliert und möglichst regen- bzw. schneedicht sein. Laub ist dabei das wichtigste Material, geschützt von Astwerk der Hecken oder den Blättern von Bodendeckern.
Du kannst Igel dadurch unterstützen, indem du Ihnen zusätzlich zu deinem igelfreundlich angelegten Garten ein Quartier zum Schlafen oder für die Jungenaufzucht anbietest. Ich habe gerade zwei solcher Quartiere eingerichtet und zeige dir wie es geht.
Igelschnecken aus Keramik
Im Fachhandel werden verschiedene „Igelhäuser“ angeboten, oft aus Holz und mit Boden versehen. Was mir daran nicht so recht gefällt, ist, dass ein solches Haus, vor allem wegen des Bodens nicht dem natürlichen Igelquartier entspricht. Ein geschlossener Holzkasten birgt immer die Gefahr dass sich Feuchtigkeit sammelt, Nistmaterial schimmelt und man am Ende einem evtl. dort überwinternden Igel eher schadet als nutzt. Ich habe eine Weile recherchiert und mich dann statt dessen für Igelschnecken der Firma Denk Keramik entschieden. Sie sind aus frostfester, Klima ausgleichender Keramik gebaut und so geformt, dass der Wohnraum geschützt ist. Einen Boden besitzen die Schnecken nicht, was der natürlichen Nistsitation sehr nahe kommt. Laut Hersteller sind die Igelschnecken für alle Einsatzzwecke geeignet, also sowohl für den Tagesschlaf, als auch für die Jungenaufzucht und den Winterschlaf. Ich habe in meinem Garten gleich zwei solche Igelquartiere eingerichtet, um nicht nur den Igelmüttern ein sicheres Quartier für die Jungenaufzucht anbieten zu können, sondern auch eine Schlafhöhle für den Igelvater,
Igelschnecken im Garten einrichten: So wird es gemacht!
Suche dir einen ruhigen Ort im Garten, am besten in einer Hecke, im Hintergrund von Staudenbeeten u.ä.. . Der Eingang sollte Richtung Hecke weisen, nicht auf eine Rasenfläche. Wenn der Platz für die Schnecke gefunden ist, gräbst du die vorhandene Erde dort 5-10 cm tief ab. Den Erdaushub hebst du auf, denn du benötigst ihn später noch.
Auf die freigelegte Fläche verteilst du einen Sack Splitt als Drainageschicht. Falls es später im Quartier doch einmal feucht werden sollte, kann die Feuchtigkeit so besser abtrocknen.
Auf den Splitt kommt ein Sack Sand. Darauf kannst du die Igelschnecke dann platzieren. Der Eingang sollte nach Osten oder Südosten weisen, so dass das Innere wettergeschützt ist. Du kannst in die Schnecke schon ein bisschen Moos oder Laub als Nistmateral legen. Heu ist nicht geeignet, da es zu schnell schimmelt.
Jetzt wird das neue Igelzuhause „eingebaut“. Zuerst bedeckst du die Schnecke mit dem Erdaushub. Dann folgen Zweige, Staudenschnitt und Laub. Alles was in deinem Garten so an Material anfällt, ist geeignet. Der Eingang muss frei zugänglich bleiben.
So sieht das fertige Igelquartier aus. Im Laufe der Zeit wird weiterer Grünschnitt über die Igelschnecke gestapelt, so dass sie noch stärker geschützt wird und gut isoliert ist. Im Prinzip sorgt die Keramikschnecke also nur für einen geschützten Hohlraum unter dem Haufen, der nicht durch zunehmendes Gewicht des Abdeckungsmaterials eingedrückt werden kann.
In der Nähe des Eingangs werde ich noch geeignetes Nistmatieral wie Laub und Moos verteilen, so dass sich der zukünftige Igel oder die Igeline das Nest nach Igelart auspolstern können.
Igel haben einen natürlichen Nestbautrieb. Sie möchten ein potentielles Quartier selber auspolstern. Deshalb habe ich meine Igelschnecken nicht fertig ausgepolstert, sondern sorge statt dessen für geeignetes Polstermaterial in der Nähe.
Ebenfalls in der Nähe der Igelschnecken werde ich im Sommer Wasser und Igelfutter anbieten, um vorbeiziehende Igel auf das Quartier aufmerksam zu machen.
Natürlich werde ich sofort berichten, sobald meine Igelschnecken als Quartier angenommen worden sind. Hoffentlich dauert es nicht lange:-)
Das Igelquartier von Denk Keramik bekommst du hier: Igelschnecke
Quellen:
(1) https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/sonstige-saeugetiere/10302.html (besucht am 20.04.2022)
(2) https://www.pro-igel.de/downloads/merkblaetter/wildtier.pdf (besucht am 20.04.2022)
Dankeschön, liebe Anke, für den lesens- und wisenswerten Beitrag zu der Igelschnecke .