Bühne frei für eine neue Blühfläche

Den Anfang macht immer ein leeres Blatt
Den Anfang macht immer ein leeres Blatt (Quelle Pixabay)

Rasenflächen im Garten sind nicht meine Freunde:-) Was der Fichtenforst im Wald ist, sind sie im Garten: Eine Monokultur, bestenfalls ein bisschen angereichert durch Gänseblümchen, Gundermann und vielleicht ein bisschen Spitzwegerich. In heißen Sommern verwandeln sie sich in eine gelbe Trockensteppe, in feuchten Sommern kommt man mit dem Mähen kaum hinterher. Für Insekten haben sie außerdem wenig bis nichts zu bieten. Nach und nach ging es unseren Rasenflächen daher mit Eimer und Spaten an den Kragen: Sie wurden umgewandelt in Wildblumenwiesen, auf „Mähwege“ oder den einen Liegestuhlplatz unter der Maulbeere reduziert. Eine „unsinnige“ Rasenfläche gab es bis Herbst aber noch, und zwar unter einem ehemaligen Hängemattengestell, das inzwischen längst der fulminanten Ramblerrose „Appleblossom“ als Rosenbogen dient. Diese Fläche machte mich eine Weile ein bisschen ratlos. So bleiben sollte sie nicht, aber in was sie sich verwandeln. sollte, musste sich erst langsam herauskristallisieren. Zwischenzeitlich war ein Teich mal mein heißer Favorit, zum Glück hat aber die Vernunft gesiegt, denn die Südflanke eines Vulkankegels ist natürlicher Weise kein Feuchtbiotop und einen Algenbottich mit 40 Grad Wassertemperatur kann ich nur noch sehr eingeschränkt als wertvollen Lebensraum anerkennen.

Beobachtung…

Bevor man überstürzt etwas entscheidet, lohnt es sich länger zu beobachten…Nachdem ich also besagte Fläche über einen längeren Zeitraum nicht mehr aus den Augen gelassen habe, wurde dann klar, dass der Bereich eigentlich aus drei Teilflächen mit sehr unterschiedlichen Bedingungen besteht:

Zone 1 befindet sich im Übergang zu den ersten Trockenmauern im Hang, ist vollsonnig und trocknet im Sommer vollständig aus. Sie war leicht am komplett gelben Rasen zu erkennen. Zone 2 liegt in der Mitte der Fläche. Sie bekommt teilweise volle Sonne ab, teilweise liegt sie aber auch im Halbschatten einer Dachplatane. Die Bedingungen hier sind ähnlich wie an einem Gehölzsaum. Zone 3 liegt dagegen größtenteils im Schatten unter dem Rosenbogen und hält die Feuchtigkeit wesentlich länger als die Zonen 2 oder 1. Hier war der Rasen auch schon längst einer dicken Moosschicht gewichen. Lediglich am äußeren Rand von Zone 3 wiederholen sich die Bedingungen von Zone 1 (daher nochmal gelb eingezeichnet).

Die drei Zonen der neuen Blühfläche
Die drei Zonen der neuen Blühfläche

So. Nach dieser Erkenntnis war der Plan für das neue Vorhaben schnell gefasst: Eine Blühfläche soll entstehen, und zwar standortgerecht so bepflanzt, dass sie den unterschiedlichen Bedingungen der drei Zonen gerecht wird. Weil dieses Vorhaben ein wunderbares Beispiel dafür ist, wie sich auf sehr kleinem Raum Flächen mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen abwechseln, nehme ich euch heute einfach mal mit bei der Umsetzung, getreu dem Motto: Es gibt für jeden Platz das richtige Pflänzchen:-)

Vorbereitung…

Aller Anfang ist anstrengend, und bei einem Garten ohne Zugang für schweres Gerät sowieso. Eimer und Spaten, Schubkarre und Muskelkraft rücken als erstes der Rasen-Moos-Schicht zu Leibe:

Beim Abstechen zeigt sich am Boden das was schon oberflächlich zu erahnen war: Die unterschiedlichen Standorte. Zone 1 ist deutlich steiniger und trockener als der Rest. In Zone 2 dominiert fruchtbarer Lehmboden, Zone 3 wiederum ist deutlich feuchter als Zone 2.

Hurra. Schritt 1 ist geschafft, der Bewuchs ist weg! Dort, wo noch Betontritte liegen, soll ein Weg mit wassergebundener Wegstecke entstehen, innerhalb der neuen Blühfläche ein kleiner „Rundweg“ als Trampelpfad, der dann später aber nicht so „statisch“ wie in der Planung bleiben soll, sondern nach und nach von den verschiedenen Pflanzen eingewachsen werden darf. Damit man trotzdem später noch in die Fläche hinein kommt, werde ich einige Tritte verbauen.

Planung…

Spätestens jetzt beginnt die eigentliche Planung: Ich suche geeignete Pflanzen heraus und fertige einen Plan an. Darin markiere ich die Stauden mit Abkürzungen und zeichne zur besseren Orientierung zusätzlich die Blühfarbe mit ein.. Das Ergebnis sieht in meinem Fall so aus:

Verteilungsplan der Stauden
Verteilungsplan der Stauden

Zu einem solchen Plan gehört untrennbar auch eine Tabelle, in der alle Stauden alphabetisch mit Anzahl, Abkürzung und Blühzeitpunkt erfasst sind. Schau mal hier wie so etwas aussieht:-). Wenn du es dir genauer anschauen möchtest, kannst du dir die PDF auch unter der Darstellung herunterladen.

planungstabelle-bluehflaeche-rosenbogen

Umsetzung…

Nachdem nun der Plan steht, geht es an die Umsetzung. Dabei gehe ich abschnittsweise vor. Bei meiner Fläche geben die drei Zonen ja bereits Abschnitte vor, auf denen ich nun zunächst alle Stauden in ihren Töpfchen verteile. Nachdem das geschafft ist, schaue ich noch einmal ob alles passt, korrigiere hier und dort noch einmal Abstände und pflanze dann nach und nach alles ein. All das ist bereits im Herbst passiert, damit alle Pflanzen optimal in die neue Vegetationsperiode starten können.

Nachdem nun alle Topfstauden gepflanzt sind, werden die Zwiebelpflanzen in den Lücken verteilt und „eingebuddelt“. Dann darf erstmal der Winter kommen. Bei Frost kann es passieren, dass die Wurzelballen der neuen Pflänzchen noch einmal hochgedrückt werden. Deshalb wird immer mal wieder kontrolliert und Hochgewandertes wieder in die Erde gedrückt.

Hurra, endlich ist dann der Winter vorbei….jetzt heißt es abwarten…hat alles überlebt? JA! Im frühen Frühling säe ich noch ein bisschen was in die Lücken: Wiesenschaumkraut, Acker- Stiefmütterchen und Wundklee.

So sieht die Fläche jetzt im April aus:

  • Die neue Blühfläche Mitte April
  • Anemone blanda
  • Wildtulpen und Frühlingsplatterbse
  • Stellaria holostea

Wie geht es weiter? Im ersten Jahr brauchen die Neuankömmlinge im Garten noch ein bisschen Aufmerksamkeit: Unerwünschte Beikräuter werden gejätet und in anhaltenden Trockenphasen wird gegossen. Geschnitten wird nichts: Erst am Ende des nächsten Winters, kurz bevor die Zwiebelpflanzen wieder ihre Köpfchen aus dem Boden recken, wird die Fläche einmal heruntergeschnitten. Im zweiten Jahr sollten sie Pflänzchen dann soweit eingewurzelt sein, dass keinerlei zusätzliche Wassergaben nötig sing.

So. Jetzt bist du dran: Finden sich auch bei dir im Garten Rasenflächen, die sich in ein buntes Eldorado verwandeln lassen? Mit Sicherheit:-)


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