Garten ohne Plastik

Quelle: Pixabay

Wer will schon Plastik in seinem Garten- wozu also einen Artikel schreiben über plastikfreies Gärtnern? Das zumindest sollte man meinen. In der Realität findet sich Plastik allerdings in der überwältigenden Mehrzahl der Gärten…und zwar verbaut als feste Trennschicht zwischen Boden und Oberfläche! Daher mal ein Beitrag zum Sinn, Unsinn und Wahnsinn von Unkrautvlies.

Du findest sie in jedem Bau- und Gartenmarkt: Unkrautvliese aus Plastik. Keine Frage, Unkraut kann lästig sein und ein solches Vlies verspricht als Unkrautsperre zu funktionieren, dabei aber noch für Wasser und Luft durchlässig zu sein. 

Aber in der Umsetzung in deinem Garten bedeutet es, dass du eine Schicht Plastik im Boden verbaust, die dich und sehr wahrscheinlich auch noch deine Enkelkinder und deren Enkel überleben wird. Der Verbau solcher Vliese wird oft tatsächlich sogar als biologische Unkrautbekämpfung bezeichnet, weil sie ohne Gift auskommt.

Wird ein solches Vlies unbeabsichtigt UV-Licht ausgesetzt, z.B. weil eine Auflage aus Rindenmulch oder Kies abgerutscht ist, entsteht ein zusätzliches Problem, denn der Kunststoff wird brüchig und zerfällt letztendlich zu Mikroplastik, das sowohl in Nahrungskreisläufe aufgenommen als auch ins Grundwasser ausgewaschen wird.

Die Tatsache dass sich Plastik nicht zersetzt ist für sich genommen ist eigentlich schon gruselig, denn dein Garten ist ein Lebensraum und keine Mülldeponie. Aber das Problem ist viel umfassender.

Ökosystem Boden

Der Boden in deinem Garten ist ein eigenes Ökosystem, das über Stoffkreisläufe mit den Ökosystemen „über der Erde“ verbunden ist. Obwohl du die meisten Lebewesen im Boden mit bloßem Auge nicht erkennen kannst, ist er extrem dicht besiedelt: In einer Hand voll Boden leben mehr Mikroorganismen als Menschen auf der Erde (1). Würmer, Asseln, Käfer, Tausendfüßer und Ameisen hast du schon oft gesehen, für Larven, Milben, Springschwänze oder Fadenwürmer bräuchtest du bereits eine Lupe, für Algen, Pilze oder Bakterien gar ein Mikroskop. Abgestorbene Tier und Pflanzenreste fallen auf den Boden und werden von Bodenlebewesen schrittweise zerkleinert, in  den Boden transportiert und zu Humus zersetzt. Humus also besteht aus abgestorbenen Resten von Pflanzen und Tieren und aus deren organischen Umwandlungsprodukten. Ganze 50 Prozent seiner Bestandteile macht Kohlenstoff aus (2), weswegen intakte Böden wichtige Kohlenstoffspeicher sind. Böden mit einem hohen Humusgehalt können mehr Nährstoffe und Wasser speichern und an Pflanzen abgeben als Böden mit weniger organischer Substanz. In der Humusschicht des Bodens werden Nährstoffe aus den Zersetzungs- und Mineralisierungsprozessen an so genannte Ton- Humus- Komplexe gebunden und somit gespeichert. Von diesen Speichern können sie nach und nach im Bodenwasser gelöst und zusammen mit dem Wasser wieder von Pflanzenwurzeln aufgenommen werden.

Es reicht also keinesfalls aus, dass dein Boden trotz eines Unkrautvlieses noch mit Luft und Wasser versorgt wird. Wird er durch den Bau einer Plastikbarriere nach oben hin abgeriegelt, wird seine Versorgung mit abgestorbener pflanzlicher und tierischer Biomasse gekappt. Die Zersetzungsprozesse kommen zum Erliegen, die Humusbildung bleibt aus. Ein Boden, der durch ein Plastikvlies von Stoffeinträgen abgekoppelt ist, ist kein intaktes Ökosystem mehr, sondern verhungert bzw. kollabiert. Dass es Pflanzen, die in einem solchen Boden wachsen sollen, langfristig nicht gut gehen kann, ist kaum verwunderlich.

Es liegt also auf der Hand, dass ich in einem Zukunftsgarten kein solches Unkrautvlies aus Plastik verwende.

Wozu überhaupt Vlies?

Dennoch gibt es Situationen, in denen auch bei mir ein Vlies zum Einsatz kommt, allerdings keines aus Plastik. Wenn ein Gartenbereich dort neu angelegt wird, wo vorher Gras und Wildwuchs mit Wurzelunkräutern tobte, können nach der Umwandlung noch verbliebene Wurzeln durchaus zum Problem werden. Da kann man noch so gründlich die Grasnarbe abstechen…oft reichen schon Bruchstücke von Wurzeln dafür aus, dass Unkraut schneller wieder da ist als ich bis drei zählen kann. Das kann zum Beispiel auf Plätzen oder Wegen oder auch in Strauchzonen sehr lästig werden.

Beispiele für Situationen, in denen ich mit ökologischem Vlies arbeite: Treppen und Wegebau mit wassergebundenen Decken (Tragschotter und Felsenkies), Anlage flächendeckender Strauchzonen (Fotos: © Anke Leins):

In Bereichen meines Gartens, in denen ich Boden zur Förderung der Artenvielfalt mit Sand, Splitt und Schotter abgemagert habe, kann ein solches Vlies beispielsweise nicht verwendet werden. Hier ist eine ganze Weile ein wachsames Auge und manuelle Unkrautkontrolle erforderlich. Auf solchen Flächen sollen sich die Pflanzen dynamisch versamen können, was durch den Verbau eines Vlieses zumindest erschwert würde.

Vlies aus Biofasern!

Was in den genannten Situationen bei mir zum Einsatz kommt, ist ein Vlies, das aus organischen Substanzen hergestellt wurde und kompostierbar ist. Verbaut im Garten zersetzt es sich spätestens nach 5 Jahren. Dass es sich innerhalb dieses Zeitraumes tatsächlich zersetzt, habe ich ausprobiert.

Für einen überschaubaren Zeitraum wird also auch mit einem kompostierbaren Vlies eine Sperre eingebaut. Und während der Zeit der Sperre, werden die verbliebenen Unkrautreste im Boden zersetzt. Spätestens nach 5 Jahren aber ist auch die Sperre selbst zersetzt und der Boden ist nach oben hin wieder offen. Prinzipiell unterdrückt ein Vlies nur das Wiederaufkommen von Wurzelunkräutern aus dem Boden. Den Bewuchs durch beispielsweise Kompasslattich oder Löwenzahn, der durch herangewehte Samen entsteht, unterdrückt es nicht. Ihre Wurzeln finden durch jedes Vlies den Weg in die Erde, so dass du sie so oder so jäten musst. Der einzige Sinn und Zweck eines Vlieses ist es also die Zersetzung von Wurzelunkräutern nach Umgestaltung und Neuanlage bestimmter Flächen zu beschleunigen. Und für diesen Zweck reicht eine zeitlich begrenzte Unkrautsperre vollkommen aus.

Da jede Form von Sperre, auch eine vorrübergehende, für den Boden kritisch ist, überlege ich im Zukunftsgarten also sehr genau wo sie zum Einsatz kommt und wo nicht.  Es gilt: Je weniger Vlies, desto besser! 

Das Vlies welches ich verwende ist dieses hier:

Öko Unkrautvlies von Masgard

Ich hoffe sehr, dass nach und nach das Angebot an solchen Vliesen wächst und Vliese mit erdölbasierten Kunststoffmaterialien möglichst schnell komplett aus dem Handel genommen werden. 


Quellen:

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